Hugo Wietholz 1950er und 60er Jahre

Diakon Hugo Wietholz

im Beruf als Diakon des Rauhen Hauses ab 1953 in der Kirchengemeinde Hamburg-Horn

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Lebensbilder von Diakonen des Rauhen Hauses

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Band 1 - Band 2 - Band 4-1 Alfred Tetens - Band 4-b Anthologie 2015 - Band 5 - Band 6 - Band 11= Diakone RH - Band 15 = neu bearbeitet Band 17 = neu bearbeitet - Band 18 = neu bearbeitet - Band 19 Band 20 Band 21 - Band 22 - Band 26 -  Band 27 - Band 30 Band 31 Band 32 - Band 33 - Band 36 - Band 37 - Band 39 - Band 40 - Band 41  - Band 42 Band 43 - Band 44 - Band 45 - Band 46 - Band 47 = neu bearbeitet Band 48 - Band 58 Band 59 Band 60 - Band 64 - Band 65  = Wichern - Band 68 - Band 69 - Band 70 - Band 71 - Band 73 - Band 76 - Band 78 - Band 79 -

Die Bücher mit Lebensportraits von Diakonen des Rauhen Hauses als

Bände 11 und 13 in der gelben Buchreihe "Zeitzeugen des Alltags" von Jürgen Ruszkowski

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Autobiographie

Johann Hinrich Wichern, geboren am 21. April 1808, hatte angesichts des Kinderelends seiner Zeit das das Rauhe Haus 1833 als junger Kandidat der Theologie mit Hilfe einflussreicher Hamburger Bürger in dem Dorf Horn vor den Toren Hamburgs aus kleinsten Anfängen als „Rettungshaus“ für gefährdete Kinder und Jugendliche gegründet und aufgebaut. Für seine immer umfangreiher werdende pädagogische Arbeit benötigte er schon bald Gehilfen. Aus dem Kreis dieser Gehilfen entwickelte sich später der Beruf des Diakons.

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Das Familienprinzip, in dem Wichern seine Schützlinge betreute und erzog, erforderte eine größere Anzahl von Gehilfen. Im Sommer 1834 zog ein Bäckergeselle, namens Josef Baumgärtner, zu Fuß von Basel nach Hamburg, um Wichern als erster Gehilfe für ein mageres Taschengeld von 100 Mark im Jahr bei freier Kost und Logis als Betreuer einer „Knabenfamilie“ zur Hand zu gehen. Nach drei Jahren übernimmt Baumgärtner ein eigenes neu gegründetes Rettungshaus in Mitau im Kurland. 1839 ermächtigte der Verwaltungsrat Wichern, der Ausbildung von Gehilfen im Rauhen Haus "die gröstmögliche Veröffentlichung zu geben". Wichern ließ deshalb von 1843 an über die Gehilfen, schon damals Brüder genannt, eigene Jahresberichte erscheinen. Auf ihre theologische Ausbildung in seinem "Gehilfeninstitut" verwandte er große Sorgfalt. Aus seinen „Gehilfen“, die Wichern aus ganz Deutschland rief und die ihn bei seiner Erziehungsarbeit im Rauhen Haus unterstützten und von den Jungen der Erziehungsfamilien „Brüder“ genannt wurden, baute er den hauptberuflichen Mitarbeiterstab der Inneren Mission auf, die „Berufsarbeiter“, die als Hausväter in „Rettungshäusern“, als Strafvollzugsbetreuer oder als Stadtmissionare in ganz Deutschland und im Ausland bis hin nach Übersee tätig wurden.

„Treue, gottesfürchtige Männer, so ernst als wahr, so klug als weise, in der Schrift bewandert, im Glauben gegründet, voll Liebe zum armen Volke, geschickt zu solch einem Umgang, der Menschen fürs Himmelreich gewinnt, wünschen wir in Scharen unter das Volk.“

Erst Jahrzehnte später nannte man diese „Gehilfen“ entgegen Wicherns ursprünglichen Vorstellungen Diakone. Bis in die 1970er Jahre sprach man von der männlichen Diakonie. Daneben gab es den Beruf der Diakonisse. Danach wurden Ausbildung und Beruf im Rahmen der allgemein sich durchsetzenden Emanzipation auch für Frauen geöffnet. Aus der Brüderschaft wurde die Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses. Heute bildet die Fachhochschule des Rauhen Hauses in Hamburg Frauen und Männer zu Diplom-Sozialpädagog(inn)en und Diakon(inn)en aus.


5. Teil des von Hugo Wietholz selbst verfassten, von Jürgen Ruszkowski überarbeiteten, Textes: Kopien und Veröffentlichungen - auch auszugsweise nur mit vorheriger Genehmigung!
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siehe auch ganz unten!

Der Text dieser Seiten ist recht interessant, zeitgeschichtlich aufschlussreich und sehr umfangreich. Die Texte sind als eigenständiges Buch und auszugsweise als Beitrag in einem Sammelband von Diakonenlebensläufen (Band 11) enthalten: Genossen der Barmherzigkeit.


Wietholz Herkunft und Kindheit

Wietholz Jugend bis zum Eintritt ins Rauhe Haus

Wietholz Diakonenausbildung im Rauhen Haus, Kriegsdiesnt und Kriegsgefangenschaft

Wietholz Gemeindediakon 1948 - 1952 in Hamburg-Horn

Nach dem Diakonenexamen 1848 im Rauhen Haus war Hugo Wietholz jahrelang als Gemeindediakon in Hamburg-Horn tätig. Hier folgen seine interessanten Auszeichungen aus den Jahren 1953 bis ...

 

Im Beruf als Diakon des Rauhen Hauses in der Kirchengemeinde Hamburg-Horn von 1953 bis ...

1953

Zum Beginn des Jahres sind wir immer zum Gottesdienst gegangen. Denn aller Anfang steht in den Händen unseres Herrn.

Es wurden Arbeitshilfen für die Pfadfinder und Sippenführer entwickelt. Mit Bruder Nordmeyer hatten wir eine Vorbesprechung über die Möglichkeit einer Posaunenarbeit in unserer Gemeinde. Auch andere Vorbereitungen waren nötig, einmal für die Bibelstunden, dann forderten auch die Filmveranstaltungen im Winter ihre Zeit, und ein Elternabend sollte auch stattfinden. Viele Kleinigkeiten kamen in den Tagen, Wochen und Monaten dazu, so dass wir über Mangel an Arbeit nicht klagen konnten. Nebenher lief immer noch an meinen „freien“ Montag die Jungschararbeit nachmittags in Billstedt.

Unseren beiden Kinder hatten wir zu Weihnachten einen großen Koffer geschenkt. In einem Kinderheim der Kirche in Bad Sachsa im Harz hatten wir zwei Plätze bekommen. Mit dem Koffer und vielem Zureden haben wir es dann geschafft, sie für den Harzaufenthalt zu begeistern. Es war nicht einfach. Immer wieder kam ein "Wenn und Aber". Nun, am 13.1.1953 schafften wir es und brachten sie zur Bahn, damit sie mit dem Kindertransport mitfahren konnten. Es gab natürlich einen tränenreichen Abschied. Es ist nicht einfach, noch so jung hinaus in die große Welt zu reisen.

Zum ersten Mal wurde auf der Mitarbeiterkonferenz über den in diesem Jahr geplanten Kirchentag in Hamburg verhandelt. Alle Gemeinden waren für diesen Kirchentag gefordert. Es würde viel Arbeit geben und dies alles zusätzlich zur Gemeindearbeit. Mein Spruch hieß auch hier: Von nichts kommt nichts. Also dann in Gottes Namen: Hinein in die neuen Aufgaben! Hamburg sollte was erleben.

Vom Hilfswerk bekam ich den Auftrag, den Kindertransport zurück von Bad Sachsa zu übernehmen. Lisa und ich fuhren früher, damit wir noch ein paar Urlaubstage in Bad Sachsa hatten. Besuchten dort unsere Kinder im Heim, das auf uns keinen guten Eindruck machte. Unsere Kinder erzählten, nicht mal im Garten dürften sie Schlitten fahren und das Essgeschirr wäre aus Blech. Wir, Lisa und ich, schauten uns in Bad Sachsa intensiv um und erlebten allerlei Lustiges. Nachmittags aber, bei einem Rundgang zur Ravensburg, natürlich alles im Schnee, rutschte Lisa aus und brach sich das Handgelenk. Wir mussten zum Arzt, der ihr einen Gipsverband anlegte. Abends sind wir dennoch im Kino gewesen. Die Nacht verging einigermaßen schmerzfrei. Wir waren in dieser kurzen Zeit in einem einfachen Hotel untergebracht. Am nächsten Tag konnten wir die Kinder zu einer Pferdeschlittenfahrt mit Gebimmel abholen. Es gab etwas außerhalb Sachsas einen Märchengrund, zu dem fuhren wir. Die Kinder haben diese Ausfahrt sehr genossen, denn es war etwas anderes, als eingesperrt im Heim zu sein.

Am 19.2.1953 mussten wir früh aufstehen und den Kindertransport übernehmen. Pünktlich zur Mittagszeit kamen wir in Hamburg an und die Mütter können ihre Kinder wieder in die Arme nehmen.

Während unserer Abwesenheit hatte sich der schwedische Diakon Svente für mehrere Tage angesagt und wollte um 14.00 Uhr am Hauptbahnhof abgeholt werden. Dies konnten wir glücklicherweise gerade noch schaffen. Am nächsten Tag zeigten wir ihm das Rauhe Haus, und er bekam einen guten Eindruck von der Anstalt, die langsam wieder aufgebaut wurde. Natürlich wurde ihm Hamburg mit den verbliebenen Schönheiten gezeigt. Später haben wir dem Karl einen Besuch abgestattet. Tage später brachten wir ihn mit mehreren Pfadfindern zur Bahn. Ob wir uns jemals wiedersehen würden?

Es gab bei einer Besprechung mit den Pastoren eine starke Meinungsverschiedenheit. Die Wölflingsarbeit war den Herren zu groß geworden. Die anderen Gruppen sollten bleiben, aber die Wölflinge sollten geopfert werden. Nicht mit mir! Wir würden schon einen Weg finden, um auch diese Arbeit zu retten. Mehrere Male war ich für einige Jungen unterwegs, um eine Lehrstelle für sie zu finden. Um die große Schar der Wölflinge in den Griff zu bekommen, wurden Sippenführer für die Wölflinge ausgebildet. Dann waren wir an einem Wochenende mit 70 Mann auf Reiherhorst und in der Nacht wurde ein Nachtspiel mit Mutproben durchgeführt. Morgens gab es eine Andacht und nach dem Kaffeetrinken auf zu einem großen Wimpelspiel in diesem waldreichen Gelände. Wir mussten nach dem Mittag aufbrechen, denn bis zum Maschener Bahnhof waren es etliche Kilometer.

Auch das noch: Die CP machten uns Schwierigkeiten wegen unseres Namens FCP. Wir sollten uns nicht "Freie Christliche Pfadfinder" nennen. Durch Bruder Jahnke bekam ich die Adresse von Rechtsanwalt Dr. Uhle, mit dem über unsere Schwierigkeiten gesprochen wurde. Es stehe dem nichts im Wege, dass wir uns so nennen, denn der Name sei nirgends gesetzlich geschützt. Das heißt, keine andere Pfadfinderschaft in Deutschland trägt, außer uns, diesen Namen. Ja, was es nicht alles gibt. Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Ein Glück, diesen Punkt konnten wir abhaken. Es bedrückte uns nicht weiter.

Auch das kommt vor: Wir waren wegen eines fortgelaufenen Mädels unterwegs. Wir mussten mit Eltern und der Gemeindehelferin in Harvestehude über diesen Fall verhandeln.

Am Ostersonnabend wurden die Vorbereitungen für die Osterfahrt nach Jesteburg getroffen. Lisa bruzzelte in der Küche 20 Pfund Gulasch. Dieses Fleisch hatten wir vom Pferdeschlachter geholt und wurde als fertig gebratenes Gulaschextrakt im Marmeladeneimer mitgenommen. Mit 34 Pfadfindern zogen wir los und erlebten frohe Tage. Der Gottesdienst fand meistens in Salem statt, einem Heim für Mädel, die von lieben Schwestern betreut wurden. Schwester Ernestine war die Leiterin des Hauses und hielt immer den Gottesdienst. Mit der Klampfe wurden die Osterlieder begleitet und die Jungen konnten auch bei unbekannten Liedern mitsingen. Kuddel, unser Klampfenmann, begleitete dann unser Lied, was wir den Heiminsassen sangen. Wir waren viele Jahre Gast bei den Schwestern. Zum Mittag wurden die Nudeln gekocht und das Gulasch fertig gemacht. Draußen im Hof hatten wir eine Tafel mit Bänken aufgebaut und dann gab es das Osteressen.

Vorher hatten einige laut werden lassen, sie würden kein Pferdefleisch essen. Natürlich wurde niemandem erzählt, dass es Pferdefleisch gab. Es war alles so schmackhaft zubereitet, dass die Jungen nicht genug bekommen konnten. Zum Schluss waren alle rundherum satt. Nun erst erzählten wir ihnen, sie hätten "Deichselhirsch" gegessen. Was ist denn das? Nun lüfteten wir das Geheimnis. Sie konnten es kaum fassen, dass Pferdefleisch so gut schmecken kann. Ja, was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Wir konnten aber viele vom Gegenteil überzeugen.

Natürlich gab es abends wieder unser traditionelles Osterfeuer. Am nächsten Tag bekamen wir Besuch. Der Bruder meines Schwagers Alfred Risch war ein guter Fotograf und machte von unseren Pfadfindern tolle Aufnahmen im Gelände. Von diesen Aufnahmen kamen welche in Zeitschriften und Kalender. Auch so wurden wir ohne unser Zutun bekannt. An dieser Stelle soll all der lieben Menschen gedacht werden, die uns auf dem Gelände soviel Freiheit eingeräumt haben. Es lebe die Familie Unteutsch, mit der uns bis heute ein herzliches Miteinander verbindet.

Nach den Ostertagen gab es einen freien Tag, der mit der Familie genutzt wurde zu einer Dampferfahrt nach Harburg zu der Tante Emmi in der Haake-Straße.

Auch mit meiner Sippe "Die Bussarde" musste eine Sippenfahrt gemacht werden, diesmal in die Hahnheide, ein anderes Mal war es an der noch nicht ausgebauten Autobahn, die später mal nach Berlin führen sollte. Hier an der Autobahn fanden wir in einem Versteck gestohlene Autoteile. Dies wurde der Polizei gemeldet.

Von nun an wurde immer am 1. Mai, dem Tag der FCP-Gründung, eine Fahrt unternommen. Diesmal wurde beim Gastwirt Meyer in Kuddewörde übernachtet, und in der kleinen schönen Kirche waren wir zum Gottesdienst. Die Kirche hat einen besonders kunstvollen, aus Holz geschnitzten Altar. Mit 30 Pfadfindern wanderten wir in die Hahnheide, ein großes Waldgebiet, und machten unsere Spiele.

Dann wurde immer wieder den Diakoniegroschen gesammelt, denn die Schwesterstation sollte auch weiter existieren.

Für mehrere Tage führte ich mal wieder ein Zeltlager für die Wölflinge in Jesteburg durch. Dann mussten die Pfadfinder betreut werden. Dazu kam eine Stammstunde im Thingraum mit 40 Jungen. Einen Tag später kamen die Wölflinge zu ihrer Stammstunde.

Der Kirchentag in Hamburg war ein großer Erfolg. Ganz Hamburg wurde davon erfasst. Morgens waren wir im Zoo und in den dortigen Hallen. Vorträge, Bibelstunden und Begegnungen mit vielen Menschen aus allen Teilen der Welt. Eine Großveranstaltung der Jugend mit einem eindrucksvollen Spiel fand am HSV-Sportplatz statt. Bei der Schlussfeier im Weggehen wurde ich von einem ehemaligen Jungen aus Attychi, aus der Gefangenschaft in Frankreich, erkannt und er rief mir aus der Masse zu, er sei Pastor in Berlin. Für mich war es eine große Freude, ihn wiederzusehen.

Wir hatten uns im Späherrat vorgenommen, dass jeder Wölfling, der mit ins Ausland wollte, erst eine Deutschlandfahrt mitgemacht haben sollte. Planten in diesem Jahr mehrere Fahrten durch die Bundesländer unseres Vaterlandes. Wenn wieder von einer Fahrt die Rede ist, so sind es Besonderheiten, die so auf einer Fahrt anfallen. Diesmal wurde die Gegend um den Taunus bewandert. Wir fuhren mit der Bahn und kamen bis zum Dornberg bei Kassel, wo es ein großes Jugendzentrum gab und wo sehr viele Jugendliche aus dem Ausland waren. Hier zelteten wir und mischten bei den Veranstaltungen als Pfadfinder kräftig mit. In Marburg haben wir die Elisabeth Kirche besichtigt und an dem Sarkophag von Paul von Hindenburg gestanden. Den hatte man schnell, noch bevor die Russen kamen, aus Tannenberg/Ostpreussen herausgeholt und hier beigesetzt. Über Marburg ging es weiter an die Lahn zum Limburger Dom, der sich unseren Augen als eine schöne alte romanische Kirche darbot. Es war gut, wenn auch unsere Jungens die einzelnen Stilepochen kennen lernten.

Im Drombachtal war nicht das Zelten das Besondere, sondern die Pfadfinder entdeckten in einem Bach, der klares Wasser führte, Forellen. Die Jagdleidenschaft setzte ein, und man schaffte es, einige der Forellen mit der Hand (!) zu fangen.

Im Schwarzwald wurde der höchste Berg, der Feldberg, bestiegen, den Kuddel an der höchsten Stelle mit Stock und Hut noch um einiges höher machte. Dann kamen wir nach Frankfurt. Diese Großstadt war erst im Aufbau und bot ein lebhaftes Treiben. Die Amerikaner waren hier stark sichtbar mit vielen Schwarzen und ihren großen Autos.

Helmut Koops hatte durch seinen Onkel eine Empfehlung in der Tasche, so dass wir das in der Nähe befindliche Sarotti-Werk besichtigen konnten. So eine Schokoladenfabrik hat ja eine tolle Anziehungskraft. Bei der Führung durch das Werk wurde uns gezeigt, wie aus der Roh-Kakaobohne über viele Stationen die Tafeln Schokolade entstanden und das Fließband herunter kamen. Die Arbeiterinnen stellen schon jetzt im Sommer den Schoko-Tannenbaumschmuck her. Worauf wir natürlich gewartet hatten, trat dann zu unserer Befriedigung ein. Jeder bekam ein Paket mit Schokolade. Wir hatten also die Schokofabrik "mit Erfolg" besichtigt. Dann fuhren wir am Main entlang. Irgendwo wurde gezeltet. Weiter ging es nach Siegburg zur Görlbach-Talsperre. Hier schlugen wir unsere Zelte zum letzten Mal auf, bevor wir in Münster den Zug bestiegen und in Richtung Hamburg davon dampften.

Jetzt gab es Tage des Ausspannens und Spannung dazu, denn wir erwarteten unser 4. Kind. Da war ja auch mein Geburtstag, der 49., der nun eine besondere Bedeutung bekam, denn es wurde auch der Geburtstag unseres jüngsten Kindes, der Angelika. Von nun an würden wir in Zukunft einen Doppelgeburtstag feiern können. Im Rauhen Haus war es üblich, dass der Brüderälteste der Diakonenschaft zum Geburtstag gratulierte. An diesem Tag kam Bruder Runge und wollte gratulieren, was er auch tat, aber sein Bleiben in unserer einen Stube war nicht möglich, denn da lagen Mutter und Kind. Ich sagte ihm nun, dass dies unser schönstes Geburtstagsgeschenk sei. Bruder Runge sah dies auch ein und verließ uns bald wieder mit den besten Wünschen.

Meine Schwiegermutter meinte mal bei einem Gespräch, mit dem Kinderkriegen sei es wohl nun genug. Daraufhin konnte ich nur sagen, dass dies doch wohl unsere eigene Angelegenheit sei. Gott sei hier besonders gedankt, wenn es auch viel Kindergeschrei gab. Die Entwicklung der Kinder ging gut vonstatten.

Etwas über unseren Küster Ernst Alm darf hier nicht fehlen. Er war ja ein lustiges Haus. Bekam seine Schwierigkeiten mit dem Kirchenvorstand, weil er in Barsbüttel wohnte und dort ein kleines Haus besaß. Er kam also zum Dienst mit dem Fahrrad, hatte seine Arbeitsstunden, aber wohnte leider nicht in der Gemeinde. Und dies sollte der Punkt sein: Entweder in der Gemeinde wohnen oder kündigen! Quatsch, zu unserer Zeit gab es kaum Wohnungen. Wir hatten ja auch nur eine 2-Zimmer-Wohnung und dies mit 6 Personen. Von der Kirche konnte man ihm keinen Wohnraum zuweisen. Auch wollte er sein Haus nicht aufgeben und blieb bis zu einem späteren Zeitpunkt, wo ihn das Diakonische Amt in der Kleiderkammer beschäftigte. Unsere Verbindungen rissen bis auf den heutigen Tag nicht ab. Durch Ernst hatten wir manchen Vorteil. Als einmal auf einem großen Passagierdampfer, der „Italia“, die Matratzen ausgewechselt wurden, konnten wir uns von der Kleiderkammer eine große Fuhre für das Freizeitheim in Bötersheim abholen.

Am Erntedank durften wir dann in der Martinskirche die Angelika taufen lassen. Es gab ein fröhliches und dankbares Fest an diesem 4. Oktober 1953.

Ohne eine Herbstfahrt in die Heide konnte der Herbst sich nicht entfalten. Auch habe ich mal einen Kursus in der Evangelischen Akademie – Esplanade - mitgemacht und einen alten Bekannten wiedergefunden, der vom CVJM kam und hier jetzt Hausvater war.

Wir hatten häufig Arbeitsbesprechungen mit unseren Pastoren, auch mit Pastor Fischer in seinem Pastorat. Es ging hier um den Gemeindeaufbau der Philippusgemeinde. Einen Namen hatte die neue Tochtergemeinde schon, nur die Kirche fehlte. Pastor Fischer war so klug, sich rechtzeitig einen Bauplatz für Kirche und Gemeindehaus zu sichern.

Am Totensonntag sind wir mit etlichen Jungens am Nachmittag auf dem Friedhof gewesen und besuchten die Gräber unserer verstorbenen Jungen und des einen Mädels aus Horn.

Mit einer großen Schar feierten wir im Jugendheim der Turner in Ohlendorf unsere Adventsfeier. Noch vor Weihnachten wurde eine Lebensmittelverteilung vorgenommen und noch kurz vor dem Fest die Gemeindeblätter verteilt. Am 4. Advent wurde in einer gutbesuchten Kirche das Worpsweder Hirtenspiel aufgeführt, um sich so langsam auf die Weihnachtszeit einstimmen zu lassen.

Weihnachten wurde diesmal in einer großen Familie gefeiert. Wie gut, dass wir die Großeltern noch dabei hatten. Der Großvater hatte schon vor Weihnachten sein Schaufenster toll hergerichtet. Vieles von den Puppen und Schlitten hatte er selber gebastelt. Die Kinder haben sich an der Scheibe vor Begeisterung die Nasen platt gedrückt. Ja, der Kolonialwarenladen hatte es in sich, wenn auch die Schwiegereltern sich sehr mühen mussten. Immerhin, es ernährte die Familie.

Auch in den Nach-Feiertagen mussten die Jungen durch eine Fahrt betreut werden. Mit den Wölflingen waren wir wieder in Bahlburg bei Meyer, der seine Meierei jetzt zu einem ansehnlichen Jugendheim ausgebaut hatte.

Es kam mal wieder Sylvester - die größeren Kinder werden um 24.00 Uhr geweckt und durften auf dem Balkon der Großeltern die Wunderkerzen abbrennen und das Feuerwerk-Spektakel über Hamburg erleben. Neujahr feierten wir an einem Freitag und Sein Wort war unser Begleiter ins neue Jahr.

1954

Die Kirche hatte eine neue Kirchenzeitung herausgebracht und die sollte auf Geheiß der obersten Leitung in jeden Haushalt. Es gab viele Tage eine Mordsarbeit. Zur Erholung, angeblich, gab es eine Diakonenfreizeit von der Landeskirche in Kuddewörde im Clemens-Schulz-Heim. Ein wunderbares, ausgebautes Strohdachhaus mit einem Jugendheim. Wir waren auch später mit den Pfadfindern in diesem Haus. Erst viele Jahre später, als die Kirche mit der Jugendarbeit auf Kriegspfad stand, konnte oder wollte man dieses Haus nicht mehr haben. Man hatte dieses Haus mit dem Jugendheim und schönem Grundstück für 5.000,-- DM verkauft! Heute ist dieses Grundstück viel, viel mehr wert. Schade, dass die Landeskirche so gehandelt hat. Später kam dann auch die Heideburg dran, weil man hier nicht den Mut hatte, eine bessere Lösung zu finden, als sie an Anthroposophen zu verpachten. 99 Jahre wird nun die Jugend der Kirche diesen schönen Stützpunkt nicht mehr besuchen können.

In Hamburg wurde bei einer Wahl nach langen Jahren die SPD abgelöst. Bürgermeister wurde Dr. Sieveking. Nun wurden für den Senat neue Mitglieder gesucht. Auch an Pastor Hans-Otto Wölber wurde gedacht, der aber lehnte ab. Dafür ließ sich der Sekretär vom CVJM als Senator wählen. Er sollte das Ressort als Verantwortlicher in der Jugendbehörde übernehmen. Nahm einen tüchtigen Anlauf und wollte auch neue Leute auf die dortigen Posten bringen, aber es gelang nicht. Die Posten sind so verbonzt und von Parteibuchleuten besetzt, dass er nicht durchkam und das Handtuch warf.

Unser lieber Aga, Hans G. Beygang, verlor durch einen tragischen Unfall seine Mutter. Es geschah in der Küche, als sie über dem Herd Wäsche aufhängen wollte, als ihre Kleider Feuer fingen und sie Verbrennungen 3. Grades davontrug. Noch schmerzlicher für seinen Vater, der an beiden Beinen eine Lähmung hatte. Mit großer Anteilnahme haben wir sie zu Grabe getragen. Immerhin hat sich unsere Gemeinde immer sehr um die Beiden gekümmert.

Ja, min Lüd, einmal musste ich im Februar sogar den Kirchenheizer spielen. Schadet nichts, wir sind eben Mädchen für alles.

Wer im Sommer was werden will, der muss schon zeitig mit dem Planen anfangen und auch Verbindungen aufnehmen. Der eine Raum im Keller, gleich unterm Büro, wurde als Kajüte ausgestattet. In halber Höhe musste Holz dran. Dieses hatte ich von einer Holzhandlung am "Roter Brückenweg" in Billstedt. Als der Vize hörte, dass es für die Pfadfinder sei, gab es einen niedrigeren Preis und als Geschenk eine Holzplatte, die einige der Pfadfinder, die mit Holz umgehen konnten, zu einen Blockhaustisch zurechtbauten. Der Raum wurde toll gestaltet. Wir besorgten auch zwei Schiffslaternen, die an den Seiten prangten, und eine "Kombüsenlampe".

Zwischendurch kamen die Sitzungen von der Jugendkammer dazu. Die Besetzung bestand aus mehreren Diakonen, Frau Schüßler, die verantwortlich war für das Mädelwerk, einigen jungen Pastoren und Wölber. Meistens ging es um die Weiterführung und Gestaltung der Evangelischen Jugendarbeit in Hamburg, Ausbau der Heideburg. Was da manchmal für Vorschläge auf den Tisch kamen, da musste man mit dem Kopf schütteln. Es passierte auch, dass eine Gruppe, hier die jungen Pastoren mit Wölber und dem Architekten, Sachen durchbrachten, die nicht hätten sein sollen. Nur ein Beispiel: Die Schränke in den Zimmern waren so ein Schund. Wenn die Schranktüren geöffnet wurden, kam einem der ganze Schrank entgegen. Also mussten sie an der Wand festgemacht werden. Auch Wölber war versessen: In der Halle musste ein Gemälde hängen, was nicht billig war. Der Betrachter stellte fest, der eine Arm des Jungen auf dem Bild war viel zu lang. Uns wurde erklärt, das sei eben Kunst. Dann kam eine Sitzung, in der man der Meinung war, der Turm der Heideburg müsse weg. Da gab es aber bei mir einen Protest, der sich gewaschen hatte. Mit Wölber lag ich im Klinsch und mit Zorn verließ ich die Versammlung. Später rief die Sekretärin, Frau Claußen, bei mir an und wollte wissen, ob ich mich mit Pastor Wölber überworfen habe. Ich konnte sie beruhigen. Auch ließ sie sagen, der Turm bleibe. Eine Heideburg ohne Turm wäre ein Schildbürgerstreich gewesen. Dies nur noch von der Jugendkammer. Später sagte ich ade, denn andere Kräfte versuchten, ihren Einfluss geltend zu machen und die Jugendarbeit von dem Geistlichen weg zu drängen, aber ohne mich. Viel später hat sich diese Linie in Hamburg ausgewirkt, immer kleiner wurden die Kreise. Wer wollte sich noch am Sonnabend und Sonntag um die Jugend kümmern.

Einer der ersten Pfadfinder, Peter Iden, wurde verabschiedet, denn er ging nach Canada. Auch eine Haussammlung wurde durchgeführt. Ich klapperte die Horner Landstraße mit den Spendenlisten ab. Kam auch in das Haus am Horner Berg. Die Treppe zum Haus war sehr lang und wurde Himmelsleiter genannt. Also, oben stand dieses Haus und ich hinein. Ich rufe, aber im Treppenhaus keine Antwort, nur im Keller höre ich Stimmen. Dann also hinunter. Unten in der Küche saßen ein paar Männer und eine Frau. Brachte kühn mein Anliegen vor. Die Frau war erstaunt, als sie hörte, ich sei von der Martinskirche. Wir kamen in ein Gespräch und dabei erzählte sie, sie wären früher gerne in der Kirche gewesen, bis der Pastor Krome ihren Sohn angemacht hätte, weil er am Sonntag einen Stuhl getragen hätte. Von da an wäre es aus gewesen mit Kirche, auch mit dem Konfirmandenunterricht. Nun, dazu konnte ich nicht viel sagen. Ob man je verstanden hatte, was das 3. Gebot sagt? Immerhin, ein Betrag wurde in die Liste eingetragen und man bat mich: "Junger Mann, kommen sie wieder."

Bin später oft bei der alten Frau Ellerbrock gewesen. Sie erzählte, alle ihre Kinder wären nach Amerika ausgewandert. Noch auf dem Krankenbett bat sie, ich solle zu ihr kommen, sie hätte noch ein paar Gesangsbücher mit Goldschnitt, die sie der Kirche vermachen wolle. Wir haben noch lange miteinander gesprochen. Wir sammelten auch alte Bilder von Alt-Horn. Sie gab mir ein großes Bild mit von der alten Kate am Hirtenkaten. Da stand sie als junge Frau an der offenen Feuerstelle. Unser Beisammensein war das letzte Mal. Bald darauf starb sie und eine alte Hornerin wurde zu Grabe getragen.

Unsere Gründungsfahrt am 1. Mai ging diesmal zur Lutherklause. Aga musste kochen und wurde gehänselt, das Wasser nicht anbrennen zu lassen. Beim Apell wurde dann die erste "Fährte", unser neues Pfadfinderblatt, verteilt. Die Vorderseite war bunt und hatte ein modernes Aussehen.

Wieder gab es eine Rüstzeit in Glücksburg. Das dortige Wasserschloss wurde besichtigt. Die Prinzessin hatte hier eine Badewanne aus Zink. Die Klo-Angelegenheit wurde auf einfache Weise gelöst. Im Eckturm war ein Sitz mit einem Loch und alles fiel dann von oben in den Wassergraben. Umweltverschmutzung kannte man nicht, die Lasten haben wir heute zu tragen, die damals nicht erkannt wurden.

Pfingsten fand das Lager in Jesteburg statt. Eine große Meute kam mit. Diesmal konnten wir unsere gekauften Zelte aufstellen. Ein Lagerkreuz wurde errichtet, unter dem wir unsere Bibelarbeiten und Andachten abhielten. Lisa war mit den Kindern auch mitgekommen und hatte ihr Quartier in einer Rundhütte. Am Tag war man auf dem Hof. Lisa kochte in einem Waschkessel das Essen. Barbara war in ihrem Kinderbettchen am Tage im Freien. Sie hopste mal so, dass das Bettchen auseinander ging und sie voller Staunen auf dem Erdboden saß. Hier im Lager hatten wir auch ein Feldtelefon, dass bei unseren Spielen eifrig genutzt wurde. Auch zur Küche hatten wir eine Leitung gelegt und Lisa konnte zum Essen rufen. Mit der Zeit kam eine Tugend auf, die uns nicht immer gefiel, denn nachts versuchten die alten Pfadfinder sich im Lagerüberfall, der aber immer wieder mit Erfolg abgeschlagen wurde. Nur das Verpflegungszelt, das bei Unteutsch auf dem Hof stand, suchte man heim und brachte einige Nahrungsmittel durcheinander.

Leider sollte dieses Lager ein Nachspiel haben. Im Haus stellten wir fest, Barbara hatte Blut im Stuhl. Dies musste nun aber beobachtet werden. Glücklicherweise konnte mit ärztlicher Hilfe diese Gefahr abgewendet werden. Aber dafür kam der Vater eines Jungen, der mich verantwortlich machte, dass sein Junge sich auf dem Lager eine Gehirnhautentzündung zugezogen hätte. Im Krankenhaus stand mir ein aufgeregter Vater gegenüber. Nur durch das Gespräch mit dem Arzt wurde er ruhiger. Wie war die Infektion möglich gewesen? Vielleicht war das Wasser schuld, aber den Herd dieser Krankheit haben wir nie herausgefunden. Wie war ich froh, dass nach Tagen eine Besserung einsetzte und ich die Last von meiner Seele los wurde. So konnten wir uns unbeschwert den nächsten Aufgaben widmen, die schon auf uns warteten. Nur die beiden Jungen traten aus der Pfadfinderschaft aus, schade!

Dann gab es einen großen Gemeindeausflug nach Neuenfelde mit allem Drum und Dran. Ohne Vorbereitungen für die Kinder und Erwachsenen ging es nicht. Zum ersten Mal machen wir einen Bauern in Kisdorf mit Namen Oosting aus, der sehr nett war und uns einen Lagerplatz in seinem nahegelegenen Wald zuwies. Durch die Bauersfrau bekam Lisa ein Quartier im Haus. Unsere Mädel freundeten sich mit den Kindern an. Als das Lager stattfand, war eines ärgerlich: Mehrere Nächte konnten es die alten Pfadfinder nicht lassen, uns die Nachtruhe zu rauben. Langsam wurde es mit den Überfällen zu arg und es musste mal ein Machtwort gesprochen werden. Später sind wir oft bei der Familie Oosting gewesen. Dem Bauern haben unsere Pfadfinder und die Wölflinge auf dem Feld beim Rübenverziehen geholfen.

Als in späteren Jahren unser Junge soweit war, dass wir ihn mitnehmen konnten, haben die Pfadfinder sich mit ihm einen Scherz erlaubt. Auf dem Hof war für das Heu ein Gebläse mit langem Rohr vorhanden und dazu ein sehr zahmer Hund, mit dem sich unser Andreas angefreundet hatte. Eines Tages war er mit dem Hund an diesem Rohr und ein Pfadfinder hatte am anderen Ende auf dem Heuboden mit tiefer Stimme ins Rohr gesprochen. Unser Junge erzählte uns aufgeregt, der Hund kann sprechen. Er war lange Zeit von diesem Ereignis beeindruckt und überzeugt.

Natürlich lief auch in diesem Jahr das Lager in Heiligenhafen an und gleich danach war wieder eine Fahrt in den Teuteburger Wald. Aus ganz bestimmten Gründen besuchten wir immer gerne die Betheler Anstalten, damit die Jungen erlebten, wie die geistig und körperlich Behinderten leben. Wir sind durch etliche Häuser geführt worden und sahen, wie diese Menschen beschäftigt wurden und voller Stolz und Freude ihre gebastelten Sachen zeigten. Dann wurden wir in ein Haus namens „Patmos“ geführt und hier lagen im Saal in ihren Torfbetten schon seit Jahren die Kranken. Eine Schwester führte uns an ein Bett, in dem das Kind schon 14 Jahre lag. Eine Körperseite war ganz abgemagert. Es lag da mit seinen großen Augen und blickte uns erwartungsvoll an. Die Schwester zeigte am Ende des Bettes auf eine Dose und sagte zu uns: "Der Kranke sammelt für den Herrn Jesus und würde sich freuen, wenn wir etwas geben würden." Als wir dies taten und er es sah, wie das Geld in die Büchse kollerte, ging ein Leuchten über das blasse Gesicht. Sprechen und bewegen konnte er sich nicht. Später erfuhren wir, er sei von seinem Leiden erlöst worden. Noch nach über 40 Jahren habe ich diese Begegnung nicht vergessen können. Unsere Jungens waren allein von dieser Begegnung noch lange berührt, wenn auch wieder etwas auf uns zu kam, was wir noch nicht erlebt hatten. Man hatte uns für die Übernachtung auf den Quellenhof verwiesen. In Bethel ist dies ein Bauernbetrieb mit einem Arbeitshaus für nichtsesshafte Männer. Bodelschwingh hatte ja ein Herz für die Brüder der Landstraße und hatte auch für sie das Sennelager geschaffen, wo diese Leute über den Winter bei Arbeit und Brot bleiben konnten. Heute ist aus dem Sennelager die Sennestadt geworden. Aber zurück zum Quellenhof. Hier bekamen wir einen größeren Raum zum mit sauberen Betten Übernachten angewiesen. Der Hausvater machte darauf aufmerksam, dass wir morgens früh zeitig und schnell aufzustehen hätten. Erst einmal haben wir die Tür mit Möbeln verstellt. Wir wollten keine unliebsamen Gäste bei uns haben. Man könnte uns auch nachts beklauen und wir merken so etwas nicht. Die Nacht verlief ruhig, bis mit einem Mal morgens um 7.00 Uhr ein fürchterliches Musikspektakel begann und wir bald aus den Betten fielen. Es war nicht mehr möglich, überhaupt noch in dem Raum zu bleiben. In Windeseile zogen wir uns an, packten unsere Sachen, sagten Dankeschön für das Quartier und ab ging die Post zur Sparreburg. Hier durchforsteten wir die unterirdischen Gänge. Besuchten den alten Hermann, der noch immer angeschossen auf seinem Sockel stand. Er hatte sich immer noch nicht von den Folgeschäden des Krieges erholt. Mit dem Fahrrad haben wir unsere alte Strecke abgefahren und sind später, trotz Regen, bei Minden zum Denkmal geklettert. Hier an dieser Stelle wird der Mittellandkanal über eine Brücke über die Weser geführt.

Nach meinem Urlaub bekam ich von unseren Freunden aus Finnland Bescheid, ein Bus mit ca. 50 Finnen möchte gerne in Hamburg eine Pause zu Mittag einlegen. Schnell haben wir ein Speiselokal am Hauptbahnhof ausfindig gemacht und das Essen für alle bestellt. Es gab bei ihrer Ankunft eine fröhliche Begrüßung und wir konnten sie zum Essen einladen. So konnten wir von der Gastfreundschaft, die wir mal in Helsinki bei der jungen Gemeinde erlebt hatten, etwas zurückgeben. Glücklicherweise blieb man nur zu dieser kurzen Rast, denn so viele in kurzer Zeit in Hamburg unterzubringen, wäre nicht möglich gewesen. Wir nahmen herzlich Abschied mit dem Versprechen, Finnland mal wieder zu besuchen.

Christas Geburtstag durfte bei all den vielen Unternehmungen nicht untergehen, denn die Kleine durfte ihren 8. Jahrestag feiern.

Wieder war eine Herbstfahrt fällig, und diese führte erst einmal nach Bardowick. War früher eine blühende Stadt, bis ein Bulle Heinrich dem Löwen, der die Stadt belagerte, eine Furt zeigte, und er so die Stadt über diese Furt erreichen konnte und sie zerstörte. Übrig blieb der Dom, wo uns der Küster die Grabkammer zeigte. Hier stand ein geöffneter Sarg, in dem eine junge Frau noch unverwest lag. Warum? So erklärte es der Küster: dies läge an der Ausstrahlung von Salpeter in dem Raum. In Bardowick darf man noch heute nicht den Ruf erschallen lassen: Der Bull, der Bull kommt. Die Einwohner werden dann ungemütlich.

Diesmal zogen wir mit den Pfadfindern durch die Göhrde und konnten bei einem Bauern in Riebrau, bei dem wir auch später oft übernachten konnten, einkehren. Hier erlebten die Jungen auch einmal, wie ein Schwein geschlachtet wurde, für Stadtjungen immerhin ein Ereignis.

Zwischendurch wurde Pastor Niemann krank, den wir mit mehreren Pfadfindern in Wintermoor besuchten. Auf der Rückfahrt sind wir noch in Jesteburg bei Familie Unteutsch eingekehrt und kamen gerade hinzu, als zwei Zeugen Jehovas die Mutter Unteutsch bekehren wollten. Wir haben das Gespräch mit den fanatischen Brüdern aufgenommen und konnten allerlei Punkte, wie Abendmahl und Dinge vom Ende der Welt, wie Christus uns sie erklärt hat, ins Feld führen. Dagegen konnten sie nicht an und zogen ganz plötzlich Leine. Mutter Unteutsch war froh, dass wir Hilfestellung geleistet hatten, denn sie war arg in Bedrängnis geraten.

Jugendkonferenz und Sitzungen in der Jugendkammer forderten auch mal wieder ihre Zeit. Mir wurden die Sitzungen bald zu viel, denn immer meine kostbare Zeit auf Sitzungen zu verbringen, konnte mir bald eine Hornhaut auf der Sitzfläche verpassen. Mit Pastor Dubbels sprach ich ab, nur noch in dringenden Fällen dabei zu sein zu wollen. Mir war die Gemeindearbeit wichtiger, denn es gab in diesem zerstörten und im Wiederaufbau begriffenen Stadtteil viel zu tun. Wir machten mal wieder einen Filmabend für die Gemeinde mit dem Film "Denn sie sollen getröstet werden", der gut ankam.

Weniger gut kamen wir bei den Heimkehrern an. Wenn man sie zum Gottesdienst oder zu Veranstaltungen im Gemeindehaus einlud, hatten sie die Ausrede, man müsse die zerstörten Wohnungen aufbauen, danach könnten sie kommen. Ja, natürlich musste aufgebaut werden, aber auch mal Zeit für einen Gottesdienst bleiben! Der Glaube darf nicht verhungern. Später kam das Auto und man fuhr hinaus und alles andere, was man sich vorgenommen hatte, unterblieb. Ja, ja, der Dübel hat schon seine Finessen.

Auch mit uns Diakonen hatte der Kirchenvorstand Mitleid wegen des Büroraumes. Wir saßen im Keller mit unseren Schreibarbeiten. Es wurde auf dem Flur ein Raum bewilligt, das heißt, der Mauermann durfte eine Ecke abteilen und neue Wände zu einem neuen Raum ziehen.

Vor Weihnachten erfreuten wir viele bedürftige Gemeindemitglieder mit Gaben vom Hilfswerk. Bei der Milchpulververteilung in Tüten staubte das Pulver so, dass wir wie die Schneemänner aussahen. Das Zeug war so klebrig im Haar, dass nur kräftiges Waschen half, um wieder vernünftig auszusehen.

Zu Weihnachten haben die Wölflinge eine Krippe mit Figuren gebastelt. Diese wurde mit Tannengrün geschmückt und im Flur des Gemeindehauses aufgestellt. Außer der Weihnachtsfeier für Jung und Alt gab es auch immer eine große Verlosung, die Frau Geyer organisierte. Frau Geyer ging dann in die Horner Geschäfte und bat um Sachen für den Basar. Der Missionskreis, der auch jahrelang von ihr geführt wurde, hatte viele schöne Sachen angefertigt, die auch zur Verlosung kamen. Bei der Verlosung gewann jedes zweite Los. Bei großer Kaffeetafel und regem Zulauf von Gemeindemitgliedern hatte Karl das Amt des Ausrufers. Er verstand sein Handwerk großartig. Ich glaube, auf dem Hamburger Dom hätte er eine tolle Nummer abziehen können. Einmal wurde eine Gans gestiftet, die wurde amerikanisch versteigert und brachte eine große Summe ein. Die Gans bekam dann eine kinderreiche Familie, deren Namen ich noch heute weiß, denn eines der Mädchen ist später ins Rauhe Haus gegangen und wurde Diakonin. Die Gelder, die bei diesem Basar und der Tombola zusammen kamen, ergaben eine große Summe, die dann der Äußeren Mission zu Gute kam. Ja, und dann kam von Karl und mir der Vorschlag, doch am 24.12. um Mitternacht einen Gottesdienst zu halten. Lachen musste ich, als Herr Geyer, der Kirchenbuchführer, sagte: "Das ist wohl für Kellner?" Wir aber ließen nicht locker und einer der Pastoren machte für Horn den Versuch. Und siehe da, die Kirche füllte sich so zu 3/4. Wir waren sehr zufrieden und meinten, wenn erst der Anfang gemacht ist, wird es auch einen Fortgang geben. Es ist tatsächlich bis auf den heutigen Tag bei dem Mitternachtsgottesdienst geblieben und Herr Geyer musste einsehen, dass er Unrecht hatte.

Natürlich haben wir in der Familie mal groß gefeiert, denn wir hatten ja einen 3. Feiertag dazu, unsere Barbara hatte doch Geburtstag. Auch dieses Jahres nahm Abschied mit viel Arbeit. Was würde das neue Jahr bringen? Noch war alles verborgen. Mit Gottes Hilfe wird es schon Licht werden.

1955

Wir hatten ja Grund, gespannt zu sein auf das Kommende, denn Lisa ging schwanger und was würde diesmal das Licht der Welt erblicken? Wir aber, der Karl und ich, wurden weiter von den vielen Aufgaben der Gemeinde gefordert. Ob es kleine oder große waren, weil wir uns guter Gesundheit erfreuten, konnten wir unser Tagewerk weiter fröhlich betreiben. Man schaue sich nur mal meine alten Diakoniekalender an. Alle Jahrgänge mit vielen Einträgen sind vorhanden, die einem ein Bild geben von dem, was tagtäglich anlag. Hier, bei den Erlebnisberichten, werden nur die besonderen Begebenheiten herausgestellt und erweitert. Zum Beispiel: Wieder war mal ein Filmsonntag dran. Nachmittags kam eine Schar Jungen aus dem Rauhen Haus mit Bruder Mahnke, dessen Namen ich erst mal kennen lernen musste. Im Laufe eines Gespräches mit ihm sagte er, er stünde kurz vor seinem Examen. „Und was soll dann werden?“, war meine Frage. Nun, er wollte zur Behörde. Davon riet ich ihm ab. Wir brauchen Gemeindediakone, die zum Aufbau der Gemeinden wichtig sind. Wer ahnte an diesem Tag, dass es mal so kommen sollte, wie es dann wurde. Denn der Karl wurde Kirchenbuchführer, weil Herr Geyer in Pension ging. Wir brauchten einen zweiten Diakon und Walter Mahnke kam zu uns. Man könnte schon sagen: Wie das Leben so spielt. Nein, hier war Gottes Hand mit im Spiel, was sich später zeigen sollte.

Unsere Filmvorstellung erregte den neuen Besitzer vom Kino "Derby Lichtspiele" am Bauerberg. Wir dürften keine Filmveranstaltungen durchführen und keine spannenden Filme zeigen. Wir hatten aber einen verantwortlichen Mann für das Filmreferat in der Kirche, Pastor Wilken vom Männerwerk, dem wir unsere Schwierigkeiten mit diesem Filmpalastbesitzer erzählten. Pastor Wilken sorgte dafür, dass diese Schwierigkeiten beiseite geräumt wurden.

Dann kam der 12. März 1955. Es wurde ein denkwürdiger Tag, denn der Herr schenkte uns einen männlichen Erdenbürger. Die Geburt ging ohne Schwierigkeiten vonstatten. Nach dem Ereignis waren Mutter und Kind wohlauf. Alle unsere Kinder sind im Hause zur Welt gekommen und soweit es möglich war, war der Vater dabei. Also, der Neue bekam den Namen Andreas und schrie sofort, als er den ersten Atemzug in dieser Welt tat. Die Hebamme gab ihm etwas Zuckerwasser, und er war erst mal damit zufrieden. Vor Freude über diesen Zuwachs nahm ich erst mal Urlaub.

Dann wurde tüchtig geübt für unseren Lapplandabend, der am 27.7.1955 stattfand. Thema: Von Lappland bis zum Alpenschnee. Die Pfadfinder gaben ihr Bestes. Lichtbilder, Sketche und Gesang füllten den Abend aus. Vermerkt werden muss der große Zulauf; der Saal war brechend voll und die erste Milchbar wurde in der Pause kräftig besucht.

In der Pfadfinderschaft wurde ein neues Kapitel der Arbeit hinzugefügt. Durch ein sehr aktives Gemeindemitglied, Herrn Kulick, lernten wir seinen Schwiegersohn, Herrn Möller, kennen, der Ausbilder beim Roten Kreuz war. Es wurde mit ihm eine Besprechung durchgeführt und der Späherrat war einverstanden, dass von nun an Rot-Kreuz-Kurse für die Pfadfinder abgehalten werden. Immerhin mussten die Teilnehmer 4 x 2 Stunden absolvieren, um dann nach einer Prüfung den Ausweis vom RK zu bekommen. Damit wir auch bei speziellen Einsätzen zu gebrauchen wären, kamen zur Ergänzung besondere Übungen im großen Verband dazu. Einmal kam es zu einem großen Einsatz in Billstedt, wo eine Holzhandlung brannte und wo Feuerwehr und Rotes Kreuz zu Hilfe eilen mussten.

Auch wurden Rüststunden für Sippenführer in verschiedenen Freizeitheimen durchgeführt, denn ohne Weiterbildung kann eine Jugendarbeit nicht gedeihen, denn auch viel Phantasie ist dabei gefragt.

Dann wurde eine Gründungsfahrt zum 1. Mai auf den Sunderhof gemacht. Bei einer solchen Fahrt, wir waren mit den Wölflingen eine große Meute, hatten wir von den Sippenführern den Einfall, die ganze Meute im Sunder Waldgebiet im Dunkeln allein zu lassen, und sie sollten dann allein das Haus wiederfinden. Wir mussten lange warten, bis alle zurück waren. Halt, Nein! Zwei Jungen fehlten und kamen und kamen nicht zurück. Es wurde schon hell und uns plagte die große Ungewissheit. Erst spät am Morgen tauchten sie wieder auf und erzählten uns, sie wären an die Autobahn geraten und Richtung Bremen marschiert, bis ein Autofahrer sie von ihrem Irrtum befreite und sie Richtung Hamburg schickte. Wir waren aber waren froh, dass dieses Abenteuer glimpflich abgelaufen war. Es gab uns auch die Lehre, die Jungen nicht ungeübt im Gelände loszuschicken.

Vom Südkreis wurde auch ein Gemeindetag in Blohms Park durchgeführt. Pastor Niemann und eine Turnriege mit einem Tanzkreis taten sich hervor. Eine besondere Ehre wurde uns zu teil. Der Oberkirchenrat Herntrich, der ja später Bischof von Hamburg wurde, besichtigte unsere Pfadfinderräume im Gemeindehaus. Immerhin, solche Räume gab es in Hamburg in der Ausstattung nicht noch einmal. Leider ist der spätere Bischof Herntrich bei einer Fahrt durch die Ostzone bei einem Autounglück ums Leben gekommen.

Für die Pfadfinder wurde im Kellergang ein Anschlagbrett befestigt. So konnt jede Sippe ihre neuesten Unternehmungen bekannt machen. Wir lernten auch bei einem Treffen auf der Heideburg eine große Pfadfindergruppe aus Eißendorf-Harburg kennen. Mit diesen hatten wir in ihrem Heim einen großen Empfang und einen bunten Abend.

Von der Landeskirche wurden Jahr um Jahr Betriebsausflüge für alle Mitarbeiter gemacht, einmal nach Krautsand und auch nach Voßloch in Schleswig-Holstein.

Pfingsten kam immer näher, und wir brauchten für die Pfadfinderschaft einen Zeltplatz. Beim Durchsehen der Karteiblätter fiel uns ein Blatt besonders auf. Da war vor Tostedt bei Bötersheim ein großes Waldgebiet. Nun hatte Helmut Koops von seinem Onkel einen kleinen Wikingbus zur Verfügung, und so fuhren wir nach Bötersheim, einem kleinen Dorf mitten im Wald. Natürlich wurde nach dem Besitzer des Waldgebietes gefragt. Es war der Gutsbesitzer Rogister. Wir hatten Glück, er war im Haus. Er fragte nach unserem Begehr und wir brachten ihm unseren Wunsch vor. Er aber sagte: „Endlich mal eine Gruppe, die um Erlaubnis bittet.“ Natürlich dürften wir am Butterberg, Nahe der Este, unser Lager aufschlagen. Wer ahnte schon jetzt, dass dies nicht die letzte Begegnung werden sollte. Unser Lager fand statt. Hingekommen sind wir mit der Bahn über Buchholz und mit der Kleinbahn bis Drestedt. Heute gibt es diese Strecke nicht mehr, schade!

Noch etwas darf nicht vergessen werden, denn am 5. Juni 1955 wurde unser Andreas getauft. Bevor es geschah, ließ Pastor Dubbels die Glocken um 15.00 Uhr läuten. In seiner Taufrede vermerkte er, der Andreas solle sich von seinen Schwestern nicht unterkriegen lassen, es waren immerhin vier an der Zahl und er war der Jüngste. Beim Kaffeetrinken war auch Pastor Dubbels dabei und es war alles recht nett.

Es kam damals selten vor, dass die Diakone der Gemeinde in einer Kirchvorstandssitzung dabei waren. Immerhin, der erste Anfang wurde getan: Wir wurden herbeigerufen, wenn es um Dinge der Jugendarbeit oder andere Schwierigkeiten ging.

Ein Jungschartag für Hamburg wurde im Sachsenwald durchgeführt. Wir hatten tief im Wald das Wrack eines abgestürzten Flugzeugs ausgemacht und die anderen Jungschargruppen mussten dieses suchen und die angenommene verunglückte Mannschaft bergen. Es wurde für alle ein erlebnisreicher Tag.

Dann erfolgte der Aufbau der Zelte in Heiligenhafen und das große Lager, und später kam die Schwedenfahrt dran, bei der wir wieder Stockholm und Umgebung unsicher machten.

Wieder in Hamburg, musste im Gemeindehauskeller die angefangene Arbeit in der früheren Küche weitergemacht werden. Die zum Teil abgeschlagenen Kacheln, die man nach der Bombardierung Hamburgs und Horn zu stiebitzen versucht hatte, mussten ganz herunter. Die Wand musste verputzt, eine Aufwasch gesetzt und zwei große Gaskocher mit neuer Leitung angeschlossen werden. Später kam noch eine Badewanne mit Badeofen dazu. Diese kleine Badestube wurde durch einen Vorhang abgeteilt. Der andere, größere Raum war Teeküche, denn für die Gemeindeveranstaltungen brauchten wir Kochgelegenheiten.

Zwischendurch mussten auch Vorbereitungen für eine Frankreichfahrt mit den ältesten Pfadfindern getroffen werden. Wir mussten zwei VW-Busse mieten. Zum Glück waren zwei Fahrer vorhanden: Der Neffe von Karl Görlich, Günter Schilling, der später an der Uni Professor wurde, und der andere war Willenbrock, der nach Jahren den Wunsch äußerte, zur Fliegerei zu wollen. Man riet ihm aber ab. Als er mich dann nach meiner Meinung fragte, bekam er eine positive Antwort. Darüber war er sehr froh und blieb unternehmungslustig. Er machte seine Flugprüfung und wurde Pilot bei der Lufthansa.

Nun aber erst einmal zur Frankreichfahrt, die auch so manche Überraschung in sich barg. Unterwegs machten wir die Entdeckung, dass der Sambawagen - von außen sehr schmuck mit Oberfenster - auf der Bundesstraße 75 mit den Vorderrädern plötzlich zu stottern anfing. Man musste mit der Geschwindigkeit herunter, bis dieser Anfall vorüber war. Zum Glück war es nicht gefährlich, nur die Passanten guckten ganz dumm, wenn der Wagen mal wieder einen Schwinganfall bekam. Schnell bekam der Sambawagen den Titel "Der Epileptische". Wir kamen trotzdem gut voran, aber an der französischen Grenze gab es einen Aufenthalt. Die Pässe wurden sehr genau durchgesehen. Die Franzosen hatten Listen, die zum Vergleich herangezogen wurden. Man suchte und fahndete nach Kriegsverbrechern. Wir aber waren keine. Jeder Pfadfinder bestand darauf, in seinem Pass vom Zoll den Stempel zu bekommen. Dann ging es auf Paris zu. Vom Krieg her kannte ich Paris und so fuhren wir zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten. Natürlich, alles konnte nicht besichtigt werden, aber immerhin ein paar hervorspringende Orte: Notre Dame, der Invalidendom, Grabmal mit Napoleon und berühmten Feldherren. Vor diesem Grabmal lag noch viel Kriegsmaterial aus dem letzten Krieg. Hinter dem Invalidendom die Kirche mit den vielen Fahnen aus den Kriegen, die Napoleon geführt hatte. Noch war der Verkehr auf dem Place de la Concorde und Champs Elyseè nicht so stark wie heute. Wir fuhren zum Triumphbogen und zur Flamme, die für den unbekannten Soldaten brennt. Unser Weg führte auf die Schlachtfelder des ersten Weltkrieges, zum Duaumont, an die Somme, zur Marne, wo den Franzosen die Umkehrung des Kriegsglücks gelang und unsere Generäle die gebotene Chance nicht nutzten. Unsere Jungens hatten von der Geschichte kaum Ahnung. Man konnte noch die Flächen erkennen, wo die gewaltigen Materialschlachten gewütet hatten.

Unsere Fahrt ging dann in die Provence. Wir besichtigten Nimes und Aixes, Städte die noch heute sehr eindrucksvolle römische Baudenkmäler aufzuweisen haben. Dann ging’s auf ans Mittelmeer. Die Pfadfinder waren noch nie am Mittelmeer gewesen, und wir kamen an eine Strandstelle, wo viele Familien der Franzosen ihren Urlaub verbrachten. Als unsere Busse da auftauchten, waren wir bald von etlichen Franzosen umringt. Sind hier schon wieder Deutsche, und was sind das für Autos? Man ging um die Busse herum und suchte den Motor. Wir zeigten ihnen den, indem wir die hintere Klappe öffneten. Sie waren bass erstaunt. Wir hatten ein gutes Verhältnis zu den Franzosen, die uns immer wieder betonten: Nur wieder keinen Krieg!

Natürlich wurde tüchtig gebadet, und dann wollten wir auch nach Avignon, einer Stadt mit einer Stadtmauer und dem ehemaligen Pabstpalast, wo einst der Gegenpapst regiert hatte. Draußen vor der Stadtmauer hatte Aga ein altes Auto entdeckt, bei dem der Akku auf dem Trittbrett stand und die Handbremse zur Verlängerung einen Holzknüppel hatte. So etwas wäre bei uns unmöglich gewesen. Wir standen um das Vehikel herum und machten unsere Glossen, was die Franzosen nicht leiden konnten. Weiter ging die Fahrt nach Reims, wo sich die Kathedrale befand, in der die Könige von Frankreich gekrönt wurden. Natürlich wurde hier auch Sekt eingekauft, Reims ist eine berühmte Sekt-Stadt. Von der Kathedrale waren wir wegen ihrer Schönheit und Erhabenheit überwältigt. Von hier ging es nach Rethel, einer Stadt die in zwei Kriegen sehr gelitten hatte. Uns zog es zum Soldatenfriedhof. Unser Hermann Bulla wollte das Grab seines Vaters finden, was wir auch fanden und Blumen darauf niederlegten. Aber noch eines erlebten wir. Der Franzose, der für die Gräberanlage zuständig war, zeigte uns noch ein Grab, es war das Grab von Hermann Bullas Großvater. Wie eigenartig, der Vater von Hermann musste ausgerechnet im 2. Weltkrieg hier fallen, wo schon im 1. dessen Vater gefallen war.

Da wir meinten, an der Hauptgrenze sei es zu voll, wählten wir einen kleineren Grenzübergang. Hier waren wir die einzigen Übergänger. Der deutsche Zollbeamte fragte uns, ob wir etwas zu verzollen hätten, und der Uli antwortete: „Nur eine Klorolle.“ Der Zöllner wurde darauf wütend. Obwohl ich mich entschuldigte, es nützte nichts. Alles aussteigen und Busse räumen. Ich bekam Kugelaugen, was da alles aus den Bussen hervor kam, jedenfalls mehr, als der Zoll erlaubte. Die Kerle hatten heimlich viele Flaschen Wein eingepackt, von denen ich nichts wusste. So stand draußen eine große Anzahl von Flaschen, von denen viele verzollt werden mussten. Der Zöllner ging noch gnädig mit uns um. Durch diesen Reinfall haben wir dennoch viel Zeit eingebüßt. Immerhin waren wir für die Zukunft klüger und der vorlaute Uli bekam einen tüchtigen Rüffel.

Voll bepackt von den vielen Erlebnissen kamen wir heil in Hamburg an. Eines wäre noch einen Nachtrag wert: Einer der Pfadfinder war immer bereit gewesen, bei Pannen die Reifen aufzupumpen. Bis auf den heutigen Tag hat der den Spitznamen Pumpi behalten. So ging es also auch uns: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen.

Wenn die Sammlungen des Hilfswerks oder der freien Wohlfahrtspflege zur Abrechnung kamen, saßen die Zähler und Abrechner abends mit freiwilligen Helfern zusammen. Das viele Kleingeld musste gezählt und in Geldrollen zusammengetan werden. Am nächsten Tag ging es mit schwerer Aktentasche per Pedes zur Sparkasse. Später haben wir es an einem Morgen mit den Vertretern aus der Gemeinde gemacht. Immerhin gingen bald vier Stunden drauf, bis alles fertig war.

Eines Tages kam vom Senat der Hansestadt eine Einladung zu einem Empfang im Rathaus zur Ehrung der Helfer, die sich besonders für die Not der Armen eingesetzt hatten. Mehrere Ansprachen mussten wir im großen Kreis von Eingeladenen über uns ergehen lassen und dazu gab es etwas zum Trinken.

Wegen eines Unfalls vor unserem Haus mussten wir als Zeugen vor Gericht. Viele Unfälle hatten sich in letzter Zeit auf der Horner Landstraße ereignet. Einmal traf es ein junges Mädchen, unsere Nachbarin, als sie in dem Augenblick aus dem Treppenhaus trat, in dem ein Auto über den Bürgersteig fuhr und sie durch die Luft schleuderte. Sie kam mit dem Leben davon, aber hatte jahrelang körperliche Beschwerden. Wegen der schlechten Beleuchtung auf der Horner Landstraße sah ich mich gezwungen, eine Eingabe bei der Polizei zu machen. Nach einiger Zeit bekam die Horner Landstraße neue Lampen und später wurden die Straßenbahnschienen aus dem Pflaster entfernt. Sie waren oft die Ursache der Unfälle.

Zu Christas Geburtstag waren wir wieder in Heiligenhafen und verlebten schöne Urlaubstage. Meine Große musste ich einmal ins Wasser schuppsen und untertauchen, weil sie viel zu weit rausgegangen war und der Untergrund nicht immer eben war. Zu unserer Beruhigung hat sie dann bald das Schwimmen gelernt, was Kinder ja nicht früh genug erlernen können. Auch der schönste Urlaub hat einmal ein Ende und der Alltag mit seinen Aufgaben hatte uns wieder.

Diesmal kam es ganz dick. Die Kriminalpolizei meldete sich. Es sollten einige unserer Jungen Mofateile gestohlen haben. Natürlich wurde dieser Anschuldigung auf den Grund gegangen. Nun hatte jede Sippe ihre eigene Materialkiste und siehe da, in einer waren solche geklauten Teile vorhanden. Mit den Jungen wurde bei der Polizei ganz schnell die Angelegenheit geklärt, und sie kamen dann mit dem berühmten blauen Auge davon. Hätte der Kirchenvorstand davon etwas erfahren, die Herren wären bestimmt in Ohnmacht gefallen. Es gibt immer einiges, was man im Blick auf Schwierigkeiten in der Jugendarbeit am besten alleine austrägt.

Dies muss auch einmal zu Papier: Wenn die Fahrten zusammengestellt wurden, gab es viel Arbeit. So einfach wie heute ging es nicht. Die Matritzen wurden beschrieben, meistens über 15 Stück, und dann mit der Maschine abgezogen. Wie oft gab es Schwierigkeiten, die Blätter sauber aus der Maschine zu bekommen. Immerhin wurden über 200 Stück gebraucht. Die Pfadfinder brachten sie mit nach Hause, damit auch die Eltern lesen konnten, was in der Pfadfinderschaft und in der Gemeinde anlag.

Zu unserem Rot-Kreuz-Kursus wurde noch ein Hospitantenkursus als Zusatzausbildung eingerichtet. Wer diesen Kursus bestand, durfte mit Genehmigung der R.K.-Leitung das R.K.-Zeichen auf dem Pfadfinderhemd tragen. Ohne diesen besonderen Kursus war es nicht erlaubt.

Unsere Adventsfahrten, die jedes Mal ein anderes Ziel hatten, wurden langsam zur Tradition. Diesmal waren wir auf dem Sunderhof. Ringsherum war der Wald für unsere Pfadfinderspiele noch in Ordnung.

Vergessen werden soll nicht, dass die Rauhhäusler immer nach dem 2. Advent ihren Adventskaffee im Großen Saal des Wichernhauses hatten. Hier traf man wieder Brüder, die man lange nicht gesehen hatte. Auch im Gemeindehaus wurde es weihnachtlich. Im Flur baute die Pfadfinderschaft einen Weihnachtsmarkt auf. Auf dem wurde vieles zum Kauf angeboten, was die Pfadfinder gebastelt hatten. Wenn dann die Weihnachtsfeiern stattfanden, hatten wir viel Publikum. Selbst nach Weihnachten wurden die Tage nicht ruhig. Auf der Heideburg musste unbedingt noch eine Konferenz stattfinden, und die Wölflinge wollten auch noch eine Fahrt. Diese bot einige Überraschungen wegen eines Diebeslagers an der Autobahn, das entdeckt wurde. Das Jahr ging still zu Ende und wir begingen es mit einem Gottesdienst in der Martinskirche.

1956

Später musste ich zum Tidekanal, um in einem Schrebergarten eine Familie zu besuchen, die es nötig hatte, unterstützt zu werden. Der Mann saß im Rollstuhl und war ein fröhlicher Geselle. Wieder mal bei einem Besuch erzählte er mir im Beisein seiner Frau, man hätte ihn aufs Dach gehoben und er habe mal wieder Dachdecker gespielt. Das war eine Familie, die ihren Halt in Jesus Christus gefunden hatte. So war es immer eine Freude, diese Familie zu besuchen.

Wie es so zugeht: Wir hatten rechts vom Gemeindehaus eine freie Baufläche und der Plan war, ein Wohnhaus für die Mitarbeiter zu bauen. Mir schwebte aber ein Projekt vor, Pavillons für die Jugendarbeit zu bauen, und ein größeres Haus für die Junge Gemeinde, also drei Pavillons und ein Haus um einen Hof herum zu bauen. Für den Kindergarten sollte ganz hinten, wo heute das 2. Pfarrerhaus steht, das Haus gebaut werden. Denn der 2. Pfarrer hatte nichts in unmittelbarer Nähe der Kirche zu suchen, er sollte in seinem eigenen Bezirk wohnen und dort leicht erreichbar sein. Ich war dann bei unseren Architekten Hopp und Jäger, und Herr Jäger hat dann die Pläne ausgearbeitet und dies für uns noch kostenlos, denn wir Pfadfinder hatten kein Geld. Natürlich hat der Kirchenvorstand diesen Plan abgelehnt. Man baute ein großes Haus. Die meisten Räume dieses Hauses sind heute vermietet. Im Keller sind ein paar Jugendräume und im Parterre ist der Kindergarten und hinten ist das Pfarrerhaus. In der Mitte dieses Haustrakts ist noch das Kirchenbüro. Ob man wohl heute nicht über dieses 2. Gemeindehaus eine andere Vorstellung hat, als jene, in die man hineingezwungen wurde?

Es erfolgte dann die Grundsteinlegung der Philippuskirche in der Geest. Bischof Knolle hielt die Weihrede, und Pastor Fischer richtete noch einige Worte an die Gemeinde. Immerhin waren einige Schrebergärtner sauer, weil die Kirche dieses Grundstück bekommen hatte. Darum haben böse Buben nachts die Begrenzungspfähle für den Grundriss beseitigt. Es gab so manchen Ärger. Heute steht die Philippuskirche nebst Gemeinde- und Pfarrhaus. Trotz der schönen Bauten krampft die Gemeinde mit ihren Mitgliedern durch die Zeit. Schon lange ist Pastor Fischer nicht mehr da und damit entfällt eine ganz besondere Säule dieser Gemeinde. Pastor Fischer kam von der Missionsarbeit her und hatte auch noch andere Vorstellungen vom Gemeindeaufbau.

Noch ein neues Blatt wurde ins Leben gerufen, der SR-Kurier vom Späher-Rat, der besonders Entschlüsse und Zukünftiges im Programm festhielt.

In der Berzeliusstraße gab es ein Heim für Familien, die aus ihren Wohnungen ausgewiesen worden waren, weil sie Mietschulden hatten. Hier fanden sie eine Bleibe. Für diese heruntergekommenen Familien musste das Sozialamt Billstedt eingeschaltet werden und für sie war eine weitere Betreuung nötig.

Zwischendurch wurde für einen Elternabend tüchtig geprobt. Wir hatten ja viel erlebt. Im März stieg dann der Frankreichabend unter dem Motto "Als wir nach Frankreich zogen". Der Abend war gut besucht und gelang nach Meinung der Eltern fabelhaft.

Jetzt kam die Zeit, in der man viel Klampfe spielte und durch Vermittlung hatte ich in Hamburg einen Großhandel für Musikinstrumente an der Hand. Der Wunsch nach Klampfen war groß, und so besorgte ich nicht nur viele dieser Instrumente für 39.-- DM das Stück, sondern konnte mit Bruder Weiß einen Lehrer gewinnen, der Unterricht geben konnte. So hatten wir bald eine Gruppe von Klampfenspielern, die bei Veranstaltungen mächtig in die Saiten schlagen konnten.

Dies sollte auch nicht übergangen werden: Nach einer bestimmten Zeit hatte der Kirchenvorstand zu entscheiden, ob ich als junger Diakon bleiben sollte. Die Entscheidung wurde der Landeskirche mitgeteilt und so bekam ich dann meine Anstellungsurkunde als Beamter auf Lebenszeit.

Bei dem Heideburgtreffen hatten die Gemeindegruppen diesmal Stände aufgebaut, wir auch. In einem Zelt war der "Fliegende Holländer" zu sehen, an der Decke baumelte ein Stück Holländischer Käse. In jeder Bude wurde Eintritt genommen. Jugendpastor Wölber musste uns natürlich einen Besuch abstatten. Dafür durfte er sich ins silberne Buch eintragen. Wir hatten mit unseren Ständen guten Erfolg.

Wir waren oft auf unseren Fahrten in Raven, wo wir durch den Pastor des Dorfes immer ein gutes Quartier angeboten bekamen und im Garten unser Lagerfeuer entzünden konnten.

In diesem Jahr wurde der Gemeindeausflug in Sinstorf gefeiert. Diese Ausflüge, die viele Überraschungen im Programm mit sich brachten, wurden von den Gemeindemitgliedern gerne angenommen. Aber später, als jeder sein Auto hatte, war es schwer, noch Leute zusammen zu kriegen.

Dann kam der Tag, wo zwei unserer Pfadfinder, Helmut und Ede, nach Kanada auswandern wollten. Wir feierten den Abschied noch bei uns in der Wohnung und haben sie dann im Namen Gottes von uns losgelassen. Wie sie dann später berichteten, fanden sie in der dortigen deutschen Gemeinde schnell den Anschluss.

Es kam wieder die Zeit, in der das Ferienlager in Heiligenhafen bevorstand. Diesmal sollte es etwas geben, was noch nie stattgefunden hatte. Walter Mahnke und ich brüteten ein tolles Spiel aus. Es ging um einen Piratenschatz. Dazu machten wir in aller Stille unsere Vorbereitungen. Es kam oft ein alter Seebär zu uns, der den Jungs gerne aus seinem Leben erzählte. Er hieß Kapitän Kurz und war Feuer und Flamme, als er hörte, worum es ging. Walter Mahnke machte in Heiligenhafen einen alten Diakon aus, der altes Schreibpapier hatte. Es musste ein uraltes mit Tinte geschriebenes Dokument über einen Piratenschatz berichten, der einst im Pfarrgarten unter einer Buche vergraben worden sei. Natürlich waren auch bestimmte Maße und Richtungen anzugeben. Abgemacht war, dass Kapitän Kurz ein altes Buch mitbringen sollte, in welchem das Schriftstück hinten im Deckel verborgen war. Nun mussten wir natürlich eine Truhe haben, die tatsächlich auf dem Pfarrhausboden gefunden wurde, so ein richtig altes, wurmstichiges Möbel. Der Pastor wurde natürlich eingeweiht und erlaubte uns, im Garten an der schon angegebenen Stelle die Truhe, die mit Steinen beschwert wurde, zu vergraben. Wichtig war, dass die Stelle, wo wir gegraben hatten, wieder im alten Zustand hergerichtet wurde. Alles lief dann wie geplant ab. Kapitän Kurz erzählte spannend und ließ dann beim Weggang das alte Buch liegen. Einige der großen Jungen machten sich über das Buch her. In ihrer Neugierde fanden sie natürlich das Schriftstück. Der Inhalt wurde dann beim Mittagessen verlesen, und es gab begeisterte Jungen und auch Zweifelnde. Natürlich geriet das Lager darüber in zwei Gruppen. Mahnkes Gruppe mit Karl war gegen das Ausgraben, ich war natürlich dafür. Und so begann der Streit, einmal dafür und einmal dagegen. Zuletzt aber bekam die Gruppe, die für das Suchen des Schatzes waren, die Oberhand, und man zog mit Schubkarre und Schaufeln nach Heiligenhafen, um im Pfarrgarten den Schatz auszubuddeln. Als die Schatzsucher so über den Graswarder zogen, war es ein imposantes Bild. Im Pfarrgarten wurde die Stelle bald gefunden, man hatte ja ein Maßband zur Hand. Als die Stelle ausgemacht war, wurde sie stark unter die Lupe genommen, ob nicht etwas Verdächtiges zu finden wäre, womit sie reingelegt werden sollten. Aber glücklicherweise war nichts auszumachen und man fing an, zu buddeln. Nach einiger Zeit des Grabens stieß man auf etwas Hartes, die Spannung wuchs und fieberhaft wurde vorsichtig weiter gegraben, bis man die Truhe freigelegt und ans Licht befördert hatte. Wir können euch nun mitteilen, dass die Truhe in einem Triumphzug durch Heiligenhafen zum Lager gebracht wurde. Pastor Niemann ordnete an, dass die Truhe in dem Speisesaal auf einen Tisch gestellt werden und noch nicht geöffnet werden dürfe, erst am Sonntag. Selbstverständlich wurden Wachen aufgestellt, damit kein Unbefugter sie öffnen konnte. Wir aber waren auch nicht untätig und hatten heimlich in Heiligenhafen eine Pfadfindergruppe auf den Schatz scharf gemacht. So passierte es, dass dann von der See her des Nachts einige kamen und, als die Wache nicht aufgepasste, die Truhe verschwinden ließen. Zu spät wurde es bemerkt. Es gab Alarm. Aber alles Suchen half nichts, die Truhe blieb bis auf den heutigen Tag verschwunden. Wir hatten ein gutes Verhältnis zur Wasserschutzpolizei, die wir auch einschalteten. Am Sonntag kam die Beamten zu uns, bekam einen Köm und man nahm am Tatort die Spuren auf. Aber alles blieb später immer noch im Dunkeln. Noch im Wölflingslager Jesteburg bekamen wir ein Telegramm, in dem die Vermutung ausgesprochen wurde, man kenne den Drahtzieher. Aber dieser Schatz hat in Heiligenhafen auch noch die Presse beschäftigt. Wir waren wir natürlich stolz, dass uns so ein tolles Ding gelungen war.

Nach Jesteburg begann eine Bayernfahrt mit der Teilnahme am Kirchentag in Frankfurt, wo wir noch andere Gemeindepfadfinder kennen lernten. Die Jugendkundgebung war sehr eindrucksvoll mit den vielen Lichtern, die dann nach dem Spiel, als das Evangelium nicht mehr verkündet wurde, ausgelöscht wurden und nur das Dunkel übrig blieb.

Als wir wieder zurück waren, wurde schon die Italienfahrt geplant. Zwei Busse mussten gemietet werden, die Fahrer dafür hatten wir, und die Teilnehmer standen schon bereit. Erst einmal gab es eine zünftige Rüststunde und dann konnte am 15. August 1956 die Fahrt starten. In Frankfurt wurde das wieder aufgebaute Goethe-Haus besichtigt. Machte auf uns schon einen tollen Eindruck. Die Küche war primitiv. In einem Zimmer befand sich ein kleines Theater, mit dem der junge Goethe gespielt hatte. Auch sonst gab es viele Dinge, die an den jungen Goethe erinnerten. Wenig war von seiner Schwester die Rede, die doch mit ihm aufgewachsen war.

In Ulm bestiegen wir den höchsten Kirchturm Deutschlands, von wo wir auf die Stadt einen herrlichen Ausblick hatten. Von dort fuhren wir nach Liechtenstein. Der Fürst hatte an diesem Tag Geburtstag, und wir suchten einen Souvenierladen heim. Ein Pfadfinder entdeckte ein Brett mit einer Klorolle und daran eine Schnur. Natürlich musste er daran ziehen und plötzlich spielte die Spieluhr, die darin eingebaut war, die Melodie "Was kommt dort von der Höh'". Die Besitzerin des Ladens war über die Tat des Pfadfinders sehr ungehalten. Wir kauften einige Andenken und beruhigten die Inhaberin des Ladens dadurch.

Am Abend haben wir in der Schweiz, zum ersten Mal am linken Rheinufer, unser Zelt aufgebaut und kochten hier ab. Dann ging es am nächsten Tag über den Furkapass nach Italien. Auf der italienischen Seite ging es in Serpentinen abwärts zur Ebene von Mailand. Bei der Abfahrt sagte mir Günter, unser Fahrer: „Du, ich glaube die Bremsen fassen nicht mehr.“ Und dies bei einer steilen Abfahrt. Wir haben Wasser und Blut geschwitzt und waren froh, als wir den Wagen, mit voller Mannschaft und Gepäck, unten hatten. In Mailand fuhren wir zu einer Tankstelle, um Bremsflüssigkeit kaufen. Wohl hatten wir einen ein Wörterbuch als Sprachhelfer dabei, aber das Wort Bremsflüssigkeit stand nicht drin. Nach mehreren Anläufen bei verschiedenen Tankstellen hatten wir Erfolg. Hier lernten wir einen Deutschen kennen, der seine Benzinscheine verkaufen musste. Er hatte einen Unfall gehabt. Da die Italiener noch keine Autoversicherung kannten, hatte er seine Fahrt aufgeben müssen und wollte nach Hause fahren. Im Appeningebirge ging dem einen Wagen das Benzin aus, und die Pfadfinder mussten den Wagen über eine Höhe schieben, bis es abwärts ins Dorf ging. Hier haben wir stundenlang auf den Tankwagen warten müssen, bis wir endlich tanken konnten und die Fahrt nach Florenz weiter ging. Natürlich haben wir uns die herrliche Stadt mit ihren Kunstschätzen angesehen. Wir sind auf der berühmten Brücke mit ihren vielen Läden gewesen und standen am Fluss Arno, der ja später die Stadt überflutete und viele Kunstwerke zerstörte. Wir fuhren ans Mittelmeer und hatten den Plan, nach Korsika überzusetzen. Daraus wurde nichts. Die Abfahrtszeiten lagen für uns ungünstig. Da kam der Gedanke, an der Küste bis Livorno weiterzufahren, zum Hafen. Wir fuhren nach Elba, wo einst Napoleon herkam. Schnell mussten wir einen Abstellplatz für die Busse finden, und dann ging es um 12.00 Uhr auf die Fähre.

Später fuhren wir in großer Hitze über die Berge zu einer einsamen Bucht. Hier stand am Strand gab es nur noch ein Zelt, sonst waren wir alleine. Wir ruhten uns erst einmal gründlich aus. Später haben wir gebadet und Streifzüge in den Berge gemacht. Ein Haus gab es, wo wir unsere Einkäufe machen konnten. Alles war noch schön primitiv. Wenn man Weintrauben haben wollte, ging die Frau mit einer Schere in den angrenzenden Weinberg und schnitt die Trauben vom Weinstock. Einen Deutschen trafen wir, der uns erzählte, er käme schon 15 Jahre hier her, aber langsam verändere sich alles. Unten am Strand liefen auch schon Männer mit Meßlatten herum und uns schwante nichts Gutes. In der letzten Nacht kam eine Warnung von den Einwohnern, es gäbe bald einen Scirocco-Sturm. In aller Eile wurden die Zelte abgebrochen und wir verkrochen uns in einem Schafstall. Wir hatten richtig getan, es ging ein schwerer Sturm über die Insel. Am anderen Morgen hatten wir wieder blauen Himmel, als wäre nichts gewesen. Wir mussten schon um 7.00 Uhr an der Fähre sein, um an diesem Tag noch das Festland zu erreichen, schafften es mal eben knapp, und bei der Überfahrt hatten wir einen starken Seegang.

Nächstes Ziel war Rom, wo wir leider unser Zelt auf dem überfüllten Campingplatz aufschlagen mussten. Hier überraschte uns noch ein Gewitter, und empört waren wir über die hohen Campingplatzgebühren. Wir wollten Rom kennen lernen und so mussten wir eben diese Gebühr zahlen, denn einen Platz als Standort musste man haben, um etwas von Rom zu sehen. Am nächsten Tag ging es los. Erst einmal besichtigten wir das Kollosseum, wo die ersten Christen von den Löwen zerrissen wurden. Nero, dieser Tyrann, hatte ja behauptet, die Christen hätten Rom angezündet, darum seine Rache. Von hier ging es zum alten Rom. Es waren nur Ruinen zu sehen. Nur noch der Triumpfbogen mit dem Relief der gefangenen Inder, die Titus nach Rom gebracht hatte, darum Titusbogen, war in seiner wahren Größe vorhanden. Natürlich mussten wir auch in den Petersdom. Prächtig, prächtig, ist er ja mit dem Ablassgeld von Tetzel aus Deutschland erbaut worden. Es war ein Kommen und Gehen von Touristen, was wir als ärgerlich empfanden. Von einer Petrusstatue wurde immer wieder der Fuß geküsst. Die Spitze des Fußes war schon ganz blank. An der Schweizergarde mit ihren mittelalterlichen Uniformen musste man vorbei. Auf noch eine Besichtigung waren wir scharf: Wir wollten die Katakomben sehen. Nach langer Suche fanden wir die Stelle, wo man dann von den dort angestellten Mönchen der katholischen Kirche in die unterirdischen Gänge geführt wurde. Ohne Führung könnte man sich verlaufen. Wir staunten nicht schlecht über das Gestein. Es waren nicht nur Gräber, sondern auch Kapellen hineingehauen worden. Es war schon ergreifend, an Stellen zu stehen, wo einmal früher Christen ihr Leben verbracht hatten. Als wir wieder an der Oberfläche waren, kauften unsere Pfadfinder einige Andenken. Alte Öllampen, wie sie einst gebraucht wurden. Wir haben dann unsere Zelte abgebrochen und am Fluss Tiber gezeltet, der damals noch sauber war. Durch die Abbruzzen fuhren wir zur Adria. Besuchten den Kleinst-Staat San Mario. Auf der Höhe des Berges herrschte ein toller Betrieb. Wir aber fuhren schnellstens an die noch saubere Adria. Hier hatte das Meer einen tollen Wellenschlag, so dass man beim Baden sehr aufpassen musste, um nicht ins Meer gerissen zu werden. Am Strand machten uns ältere Pfadfinder aus, die hier ein Lager durchführten. Am nächsten Tag wurden wir zum Essen eingeladen. Ein Deutscher, der gut italienisch konnte, übersetzte unsere Ansprachen. Natürlich tauschten wir Geschenke aus. Immerhin hatten wir eine prima Gemeinschaft mit den Unbekannten und doch Bekannten. In Ravenna besuchten wir das Grabmal von Theoderich und auf der Fahrt wurden einige Basiliken mit den alten Mosaikbildern besichtigt. Nur nicht zu viele, denn es gab auf der Fahrt nach Venedig unzählige. In Venedig herrschte damals ein nicht abreißender Touristenstrom. Natürlich wurden berühmte Baudenkmäler besichtigt, Markusdom, Dogenpalast, Seufzerbrücke und eine Glasbläserei. Einige von uns kauften geblasene Gefäße. Wir haben später an der Etsch gezeltet, um dann bei Cortina über die Alpen durch die Dolomiten wieder nach Deutschland zu kommen. Vorher, in den Bergen, wurde noch mit allen eine Familienaufnahme gemacht, die später auf einem Elternabend noch eine Rolle spielen sollte. Unterwegs bekam der Pedro eine Blutvergiftung, die wir mit Gottes Hilfe beseitigen konnten. Vor Fulda, an einem langen Regentag, konnten wir eine Jugendherberge beziehen. Der Herbergsvater war begeistert. Ich höre ihn noch sagen: „Endlich mal eine ordentliche Pfadfindergruppe, anstatt immer Schulklassen.“ Am nächsten Tag gab es einen Sturm und viele Bäume wurden entwurzelt. Dabei erlebten wir noch kurz vor Celle drei Unfälle. Wir waren dann am späten Nachmittag wieder am Gemeindehaus. Die Wagen wurden erst noch gereinigt und dann zum Vermieter zurückgebracht. Im Hause gab es natürlich ein freudiges Wiedersehen, und dann wurden die Geschenke ausgepackt. Die Kinder bekamen eine rote Korallenkette und Lisa aus der Glasbläserei, aus Venedig, eine toll geschmückte Likörflasche mit 6 Likörgläsern. Die Geschenke existieren noch heute bei uns und den Kindern.

Und jetzt begann im September unser eigener Urlaub. Diesmal wollen wir ohne Kinder ein paar Tage in die Heide, und was wurde daraus? Wir landeten in Sprötze und übernachteten an der Bundesstraße 75 im Gasthaus "Heins". Am nächsten Tag wanderten wir an Wald- und Wiesenrändern nach Bötersheim. Wir merkten es erst, als wir von einem Waldweg plötzlich in diesem kleinen Dorf landeten. Ein paar Häuser, ein Gutshof und ein großes Herrenhaus, ein mächtiger Mauerklotz, der eigentlich hier gar nicht herpasste. Das Haus war scheinbar nicht bewohnt. Wir gingen hinein, riefen, keine Antwort. Erst im Dachgeschoss trafen wir auf eine Frau, die uns Auskunft gab. Wir hörten, dass der Besitzer von Rogister hieß und gegenüber wohnte. Die ehemaligen Bewohner der unteren Räume waren umgezogen und hatten woanders eine Wohnung bekommen. Was mit dem Haus würde, wisse sie nicht, denn auch sie wollten bald ausziehen. Wir haben uns dann im Dorf umgesehen. Es lag einfach herrlich, mitten in einem Waldgebiet und hat noch nicht einmal 500 Einwohner. In einem kleinen Krämerladen haben wir ein paar Einkäufe gemacht. Hörten von der Inhaberin, Frau Brockmann, so allerlei über die Bewohner des Dorfes. Wir entdecken eine Schankwirtschaft "Gerberding" und haben bei denen ein kräftiges Bauernfrühstück eingenommen. Am Nachmittag wollen wir auf den Gutshof zum Besitzer. Trafen aber nur Rogisters Schwester an und hörten, dass das Haus vermietet werden sollte. Natürlich meldeten wir von der Gemeinde unser Interesse an. Wir wurden gefragt: „Ist diese Gemeinde eine Sekte?“ „Nein“, antworten wir, „wir sind von der Hamburgischen Landeskirche.“ Wir machten einen Termin ab, um dann mit den Besitzern zu verhandeln.

Am 12.9.1956, dem Gründungstag des Rauhen Hauses, waren wir noch in Bötersheim, hatten in der Nacht noch bei einer Frau Peters geschlafen und sind dann noch lange in diesem großen Waldgebiet, durch das auch die Este floss, sparzierengegangen. Nach diesen Urlaubstagen haben wir dann mit Pastor Dubbels über Bötersheim und die Möglichkeit, dieses große Herrenhaus zu mieten, gesprochen. Telefongespräche mit Rogister wurden geführt und am 26.9.1956 sind wir mit Pastor Dubbels nach Bötersheim gefahren, und die ersten Verhandlungen wurden aufgenommen. Es gab ein langes Hin und Her, denn der vorherige Mieter, ein Fabrikant aus Drehstedt, musste aus seinem Vertrag aussteigen. Das war noch an so einige Bedingungen geknüpft, die juristisch gelöst werden mussten. Zwischendurch wurde mit den Pfadfindern eine Kontaktfahrt nach Langenrehm im Rosengarten gemacht. Mit Bötersheim waren die Verhandlungen soweit gekommen, dass wir erst mal 5 Jahre das halbe Haus bekommen könnten. Miete sollte 200.-- DM sein. Rogister sagte, erst einmal wolle er sich mit uns nur "verloben" und dann später weitersehen. Die nächste Hürde war der Kirchenvorstand. In der Sitzung durfte ich dabei sein und über das Haus und die Möglichkeit, es zu einem Freizeitheim herzurichten, berichten. Malte dem Kirchenvorstand alles in bunten Farben, was es bedeutete, einen Stützpunkt in der nächsten Nähe, nur ca. 40 km von Hamburg entfernt, zu haben. Natürlich wurden Bedenken angemeldet. Einmal wegen der Miete und einer sprach von Holzbock und über die Instandsetzung de Außenhaut. Zwei Herren waren sogar dagegen, denn wir hätten Heiligenhafen und da bräuchten wir noch Inventar. Mit meiner Überzeugungskraft und stichhaltigen Argumenten konnte der Kirchenvorstand sich endlich zu einem Ja für Bötersheim durchringen. Von Rogister bekam von dem Beschluss Bescheid und ließ darauf von seinem Mauermann, der auf dem Gutshof die Arbeit machte, die Türen zum nicht gemieteten Hausteil mit der Verkleidung herausreißen. Die Türfüllungen wurden einfach zu gemauert.

Am 1. Advent feierten wir mit der Philippsgemeinde das Kirchweihfest. Dann wurde auch noch im Dezember mit Rogister der Vertrag über das Haus abgeschlossen. Später gab es noch manche Anfechtung und Schwierigkeiten von der Gemeinde zu überwinden. Bei all der vielen Arbeit war es gelungen, durch Verhandlungen mit der Leitung der Alsterdorfer Anstalten, meine Mutter aus Heiligenhafen, wo man sie schon hinverfrachtet hatte, herbeizuholen und in Alsterdorf unterzubrigen. So hatten wir einen nicht mehr so weiten Weg, um sie zu besuchen.

Weihnachten durften wir mit vielen Überraschungen feiern. Bevor das alte Jahr zu Ende ging, fuhren wir nach Bötersheim und orientierten uns im Haus, was an Arbeit zu tun wäre. Eines stand fest, da lag noch eine Menge Arbeit vor uns...

1963

Trotz des Winters und der Kälte ging der Barackenabriss in der Holstenstraße und Wiederaufbau voran. Zuerst kamen die Balken für den Grundriss dran. Hierbei half Kröning noch mit, aber dann mussten wir in Selbsthilfe die Wände aufstellen und absichern, bis die Deckenkonstruktion zur Festigung der Seitenwände dran war. Natürlich halfen Pfadfinder mit, aber morgens waren viele in der Schule oder bei der Arbeit. War ich dankbar, dass Herr Schmidt aus der Hasenclever Straße, ehemaliger CVJMler, eine große Hilfe wurde.

An einem Nachmittag halfen nun ein paar Pfadfinder, die schweren Dachplatten aufzulegen und zu befestigen. Später besorgte Herr Hintze noch die fehlende Dachpappe und die Klebemasse, damit das Dach richtig abgedichtet werden konnte. Wir sind bei der Schwerstarbeit tüchtig ins Schwitzen gekommen. Der innere Ausbau musste ganz neu von uns vorgenommen werden. Mit neuen Dämmplatten wurden die Wände erstellt. Türen waren genug da, nur mussten sie neu eingebaut werden. Bei dieser Innenarbeit haben wir beide, Herr Schmidt und ich, gesungen. Aus Übermut sogar das Lied "Es ist so schön, Soldat zu sein, Rosemarie".

Da der gute Schmidt erwerbslos war, wurde er nach Beendigung unserer Arbeit - wir hatten Glück, ihn so lange zu haben - vom Arbeitsamt vermittelt und musste in Hamburg in eine Soldatenkaserne, um dort zu arbeiten. Wenn wir uns mal nachmittags trafen, begrüßten wir uns mit einem Lachen: "Es ist so schön, Soldat zu sein". Noch heute denken wir, wenn wir uns begegnen, an die Barackenzeit gerne mit einem Schmunzeln zurück.

Die Baracke wurde, als sie fertig war, tüchtig von unserer Gemeinde für die verschiedenen Veranstaltungen gebraucht. Vom Eingang links hatte ich ein kleines Zimmer als Büro, in dem auch später mal eingebrochen wurde. Etwas Geld, was im Schreibtisch war, wurde gestohlen. Die Polizei hat am Tatort Spurensicherung gemacht. Später sollen die Täter, bei einem anderen Bruch, erwischt worden sein. Um die Baracke herum wurde ein Garten mit einem Jägerzaun angelegt, damit unser Gegenüber im Häuserblock auf der anderen Straßenseite, einen guten Eindruck von unserer Baracke bekam.

Dann kam der Gedanke in mir auf, unser Domizil in Bötersheim würde nicht für immer für uns da sein, und da überall günstige Bauernhöfe angeboten wurden, sah ich mich um, so etwas für unsere Gemeinde zu finden. Bei Lüchow-Danneberg kamen wir zu spät, entsprach auch nicht unseren Ansprüchen. Zähle mal an dieser Stelle einige Grundstücke auf, die wir mit Leuten aus dem Kirchenvorstand ansahen. Aber man hatte nicht den Mut, so ein Grundstück zu erwerben. Eines war ganz in der Nähe vom Bahnhof Göhrde für 40.000 DM, mit einem Haus und dazu 10.000 qm Grundstück, Wasserleitung auf dem Gelände. Die Herren pflückten Pflaumen von den Bäumen, aber sonst war nichts drin. Später bot sich ein Haus in der Nähe von Stade an, aber auch hier zeigte man Unentschlossenheit. Es gab noch manch andere Gelegenheit, aber alles war bei diesen Männern des Kirchenvorstandes nur Wind vor der Haustür.

Zwei Fälle müssen bei dieser Gelegenheit noch erzählt werden. Der 1. Fall war ein tolles strohgedecktes Pfarrhaus bei Witzhave mit einem prima Gutachten von einem Architekten. Die Hannoversche Landeskirche wollte dies für ca. 40.000 DM mit einer großen Wiese und dem schönen Pfarrgarten verkaufen. Unser Kirchenbuchführer, Herr Stahl, fuhr nach Hannover, um im Landeskirchenamt zu verhandeln. Aber er hatte keine gute Hand, da war irgend etwas Persönliches dieser Kirche gegenüber, so wurde im Kirchenvorstand dieses schöne Projekt zu den Akten gelegt. Ein Witz, denn zur Verblüffung eines der KV-Herren las ich später in der Zeitung, dieses Grundstück wurde mal eben für 70.000 DM vom Makler verkauft! Später sind meine Frau und ich an diesem Pfarrgrundstück vorbei gegangen, um zu sehen, was daraus geworden ist. Im Garten tummelten sich junge Leute. Schade, dass unsere Gemeinde nicht Besitzer geworden ist.

Da in Bötersheim die Dorfschule aufgegeben wurde, stand diese mit Grundstück zum Verkauf. Auch hier war der KV zur Besichtigung gebeten, und auch vom Diakonischen Werk war jemand gekommen. Man fand alles in gutem Zustand und war nicht abgeneigt, die 70.000 DM zu zahlen. Heute erzählte mir Pastor Dubbels, dass er das Geld gut hätte aufbringen können, nur von Seiten der Landeskirche wurde er torpediert. Als wir von unserer Gemeinde endlich gewillt waren zu kaufen, ist v. Rogister von seinem Kaufangebot zu Gunsten unserer Geimeinde zurückgetreten. Nun, bei all den Projekten kann es nur heißen: Es hat nicht sein sollen.

Auch wäre es heute eine Frage, ob eine Gemeinde noch im Stande wäre, ein solches Projekt bei der miesen Lage unserer Kirche und der zurückgehenden Jugendarbeit durchzuhalten.

Für uns gab es in der Gemeinde Arbeit genug. Pastor Kohlenbergers 40. Ordinations-Jubiläum wurde am 24.1.1963 gefeiert. Für eine kleine Weile war Bruder Binder bei uns als Diakon eingestellt. Diese Herrlichkeit dauerte aber nicht sehr lange, denn die Kirche musste auch sparen, und so war seine Zeit nur kurz und er wurde zu einer anderen Gemeinde versetzt.

Was auch passieren kann, ein Hilferuf aus Bötersheim: Im Haus war eine Verstopfung, die schnellstens beseitigt werden musste. Also schnellstens hin, um dies zu erledigen.

Von irgendeiner Seite bekam ich Wind, dass im Sachsenwald bei Börnsen, ein Arbeiter-Radsportverein ein Heim in der Dahlbekschlucht hätte, also hin und mit der Hausmutter, Tante Anni, wegen einer Freizeit mit Erfolg verhandelt. Später wurde eine Wochenendfahrt in die Dahlbekschlucht durchgeführt. Wir haben später noch mehrere Male Tante Anni aufgesucht, weil wir uns dort im Heim ganz wohl fühlten. Auch das Essen war immer sehr gut. Nach Jahren wollten wir, Lisa und ich, Tante Anni besuchen, aber das Heim war nicht mehr da, schade.

Eines steht fest, außer der Gemeindearbeit hat der Aufbau der Baracke doch viel Zeit gekostet. Immer wieder musste ich von der Arbeit abspringen, um für laufende Stunden da zu sein. Im April wurden die letzten Malerarbeiten ausgeführt. Alles musste in Selbsthilfe gemacht werden, denn die 1.000 DM durften nicht überschritten werden.

Ab und an gab es dann auch im Kirchenvorstand eine Beschwerde über die Jugendarbeit. Was man vorbrachte, war schon ein Krampf, weil man die sich wandelnde Diakonie in unserer Zeit nicht verstand.

Auch dies war neu: Es gab von der Stadt her ein Jugenderholungswerk, für das auch von uns Kinder gemeldet und verschickt werden konnten. Natürlich suchten wir mit den Pastoren die bedürftigen Familien aus.

Ab und an wurde auch ein Gemeindemitglied, das behindert war, mit dem VW-Bus transportiert. Später wurden Alte, die nicht so gut zu Fuß waren, zum Sonntagsgottesdienst gefahren. Dies war auch neu, denn zu Zeiten unseres ersten Pastor Schetelig gab es so etwas noch nicht.

Wieder war in Bötersheim eine Konfirmandenfreizeit fällig. Lisa als Kochmutter und ich fuhren zur Unterstützung von Pastor Dubbels mit, und dies mehrere Tage.

Der Fahnenmast in Bötersheim musste erneuert werden. Ich bat v. Rogister um einen Tannenmast. Mensch, hat der sich bei seinen vielen Tannen gewunden. Endlich habe ich es mit meiner Überredungskunst geschafft, ihm einen Baum abzuluchsen.

Am Karfreitag war ich, ohne es zu ahnen, zum letzten Mal in der Marsch bei Kohlenberger in der Kirche und hörte eine gute Predigt. Ostern waren wir wieder mit der F.C.P. in Bötersheim auf dem Butterberg. Erlebten einen Flächenbrand, der dann von uns gelöscht wurde. Von Rogister war uns dankbar, dass wir auf seinen Wald aufpassten, weil so viele Fremde ohne Erlaubnis sein Gebiet betraten. Später bekam ich von ihm ein Schreiben mit einer Vollmacht, dass wir berechtigt seien, Fremde von seinem Gebiet zu weisen.

Für die Weiterbildung der Lehrer im Religionsunterricht gab es eine Tagung mit Pastor Junge in Alsterdorf. Bei einem Gespräch mit ihm machte ich den Vorschlag, dass diese Weiterbildungen der Religionslehrer von der Landeskirche gemacht werden müsse. Erst nach Jahren, als Pastor Junge verstorben war, gründete man in der Kirche das Katechetische Amt.

Auch das noch! Hatte mit Karl einen Streit, er wollte keine Reinemachstelle für die Baracke bewilligen. Ja, ja, die alte Bürokratie, dann fegen wir die Räume eben selbst aus, fertig!

Am Samstag, dem 21. April 1963, überraschte uns der Küster von der Marsch, Herr Radtke, mit der Nachricht, Pastor Kohlenberger sei nicht im Gottesdienst erschienen. Man hatte am Bauerberg, wo er wohnte, seine Haustür geöffnet und ihn tot vorgefunden. Wir waren sehr erschrocken über dieses plötzliche Ableben. Dann kam am 29.4.1963, um 18.00 Uhr die Trauerfeier, bei der Bischof Witte sich den Vorwurf nicht verkneifen konnte, wir hätten Kohlenberger allein gelassen. Was weiß er schon von uns. Kohlenberger war wegen der Einstellung zu den Deutschen Christen ja auch von der Landeskirche bestraft worden, sie hatten ihn ja nur kommissarisch nach Horn versetzt. Die Jugend hatte ihn aber gerne, dies zeigte sich auch bei der Trauerfeier. Wer wusste überhaupt etwas von seinem Leben? Er erschloss sich schwer seinen Mitarbeitern. Wir kamen oft ins Gespräch und wenn mal über das Alte Testament gesprochen wurde, war er gegen das AT; er konnte nicht begreifen, dass es bereits auf Jesus hinweist. In seinem früheren Leben, er kam aus Nürnberg, hatte er zum Teil eine gute Jugendarbeit. Ich fand noch Bilder von ihm beim Auflösen des Haushaltes. Auf der anderen Seite seines Lebens war ein großer Schatten, denn seine Frau, oder angehende, war ihm davongelaufen. Trotz allem hinterließ er eine große Lücke. Erst bei dem Nachfolger, Pastor Sorgenfrei, merkten wir, was wir verloren hatten.

Im Mai fand dann mit Herrn Möller vom Roten Kreuz eine Schulungsfreizeit in Bötersheim statt. Es wurde draußen mit den Krankenträgern für den Notfall geübt.

Eins darf nicht vergessen werden, Frau Geyer war eine Mutter der Gemeinde und bei den Bibelstunden konnte sie zum Text doch allerlei sagen. Zuerst wurde ich von ihr geschnitten, aber siehe da, mit der Zeit fanden wir immer mehr zusammen. Ja, bis in die letzten Stunden ihres Lebens hat sie uns nicht vergessen. Eine Karte bekam ich später ins Marienkrankenhaus, die ich bis heute aufbewahrt habe.

In Bötersheim hatten wir ja einen großen Garten, der in der oberen Ecke natürlich auch von uns als Gemüsegarten, genutzt wurde. Der Kampf gegen das Unkraut wollte auch kein Ende nehmen. Weil wir uns immer eine längere Zeit in Bötersheim aufhielten, bekamen wir aber immer wieder Oberhand.

Dann gab es wieder einen Gemeindeausflug ins Steinautal, Waldburg bei Büchen, mit 200 Mann. Wir hatten diesmal, am 23.5.1963, herrliches Wetter und konnten uns im Wald tüchtig tummeln. Auch viele andere Dinge hielten einen in Schwung : Abrechnungen, Müttergenesungswerk, Fahrten und Vorbereitungen auf das Lager im Kinsdorfer Wohld bei Oostings. Den Pfingstgottesdienst erlebten wir in Kaltenkirchen, in dem Ort, wo ich damals für die Wehrmacht gemustert wurde. Eigenartig, dass man so etwas wieder sehen kann. Es wurde auch bei diesem Lager ein zünftiges Bergfest gefeiert. Später wurden die Jungen in Etappen nach Hause gefahren, aber als unsere Familie dran war, riss das Kupplungsseil. Aber mit Reparieren war es nichts, alle Mühe bis zum Dunkelwerden waren war vergeblich. Wir mussten erst ein neues Seil besorgen, was Herr Hennig für uns tat. Es war mittlerweile Sonntag geworden, aber mit dem Einbau des neues Seiles schafften wir es bis zum Mittag. Aßen noch bei Oostings zu Mittag, sie waren uns immer sehr zugetan, und wir haben sie später noch immer wieder besucht. Frau Oosting kam aus der Evangelischen Jugend und kannte auch die Heideburg. Später haben wir beide, sie und ihn, mal zur Heideburg gefahren.

Am 30.6.1963 wurde unser Kantor 75 Jahre alt, was natürlich gefeiert wurde, das heißt, wir besuchten Frau Helmke in Volksdorf.

Wir hatten eine Familienfreizeit in Bötersheim, mit einem Waldgottesdienst mit Pastor Nordhof. Ich bin mehrer Male gefahren, einmal Kepper geholt, später Dubbels und Heinz Schlicht und noch am selben Tag wieder zurück nach Hamburg gefahren. Hier kann man sehen, wie gut es ist, dass wir den Bus hatten.

Eine Frau Schwanke musste am 13.7.1963 von Tostedt abgeholt werden. Sie wollte für ihre Berliner Kinder unser Heim kennen lernen. Zum Abschluss der Freizeit machten wir ein Gartenfest mit bunten Lampen am Abend. Später kamen die Berliner Kinder, mit denen wir eine Hafenrundfahrt gemacht haben.

Horst Helbig machte mit den Wölflingen eine Deutschlandfahrt, damit wir, die älteren Pfadfinder, für die anstehende Schottlandfahrt frei waren.

Am 2.8.1963, abends, begann die Fahrt. Am anderen Tag waren wir schon morgens um 4.00 Uhr auf und um 19.00 Uhr in Oostende. Der Wagen musste sicher untergestellt werden. Fanden eine Reparaturwerkstatt, die uns einen Platz einräumte. Um 0.30 Uhr Abfahrt von Calais mit der Fähre nach Dover. Um 4.30 Uhr waren wir in England und fuhren gleich im Zug nach London. Hier gab es einen kurzen Aufenthalt, und dann ging es um 11.00 Uhr weiter nach Perth, wo wir um 21.00 Uhr abends ankamen und sofort die Jugendherberge aufsuchten. Natürlich sind wir über die große Eisenbahnbrücke bei den Firth Fors gefahren; eine grandiose Eisenkonstruktion. In Perth suchten wir also die Jugendherberge auf und wurden vom Herbergsvater herzlich begrüßt. Natürlich musste auch Hitler herhalten. Ich schnitt ihm bei dieser Gelegenheit das Wort ab und sagte nur: „Der Führer ist tot.“ Sonst hatten wir ein gutes Verhältnis zu den Engländern.

Manchmal kamen wir in der Halle zusammen und haben unsere Fahrtenlieder geschmettert, darauf hin gesellten sich viele Jugendliche zu uns. Es hat uns viel Spaß gemacht, nun einmal zu zeigen, wir sind noch da. Wenn die Zeit es erlaubte, erkundeten wir das Land und waren angetan von der herben Schönheit Schottlands. Vom Herbergsvater, der deutsch sprach, hörten wir, dass eine Grafenfamilie dieses schlossähnliche Haus gestiftet hätte, zum Andenken an ihren als U-Boot-Kommandant gefallenen Sohn. Nach einiger Zeit packten wir unsere Sachen und fuhren nach Edinburg. Dort gab es viel zu sehen: Einmal die Festung, dann den hübschen Park mit der Blumenuhr, Kaufhäuser, irgendwo wurden auch ein paar Andenken für die Lieben zu Hause gekauft. Fazel, Peter Steenbuck, suchte die Geschäftsstelle der Pfadfinder auf und ist mit dem Chef in ein gutes Gespräch gekommen, denn zu diesen Zeitpunkt reisten noch keine deutschen Pfadfinder nach Schottland.

Wir hatten doppeltes Glück, im Park gab eine Dudelsackkompanie eine tolle Vorstellung. Bei all den Eindrücken, die wir von dieser schönen Stadt, die uns aufgenommen hatte, bekamen, fehlte uns für die Nacht ein Quartier. Das zweite Glück kam, denn als wir einen Hausbesitzer fragten, der ein großes leerstehendes Haus hatte, wurden wir sofort aufgenommen. Er hatte "Schlag" für uns Deutsche, nicht für die Engländer, das fanden wir bald heraus. Sonst war alles prima. Ich meine, es gab auch etwas Verpflegung, denn in den unteren Räumen wurde wohl eine Party gegeben. Am anderen Morgen bedankten wir sechs uns und wollten den Gastgeber gut in Erinnerung behalten.

Ab ging es nach London und dort übernachteten wir in einer nicht guten, dafür aber überfüllten Jugendherberge. Von hier ging es dann durch die überfüllte Großstadt zum Buckingham-Palast, wo wir noch rechtzeitig den Wachwechsel erlebten. Die Männer mit ihren Pelzmützen in der heißen Sonne. Die Königin sahen wir nicht, die machte wohl Sommerurlaub. Immerhin war viel Volk auf den Beinen, um das Schauspiel der Wachablösung zu sehen. Wir haben den Big Ben schlagen hören, das Parlamentsgebäude gesehen, waren im Panoptikum der Madame Tussot, um die Geschichte der Engländer anzusehen. Den Teppichbeißer Hitler hatten sie auch in Wachs, der stand am Treppenaufgang in einer Ecke. Natürlich war Baden Powel in voller Montur und Pfadfinderhut zu sehen, denn er hat ja auch ein Stück englische Geschichte mitgeprägt. Natürlich musste auch Maria Stuart gezeigt werden, die ihrer Rivalin Elisabeth von einem Henker den Kopf abschlagen ließ. In diesem Kabinett war man mit manchem aus der englischen Geschichte nicht zimperlich umgegangen. Wir aber hatten von dem vielen Herumlaufen die Nase voll und fuhren zur Fähre und von dort nach Oostende, um unseren Wagen zu holen und nach Hause zu fahren.

Endlich, am 16.8.1963, landeten wir gesund und munter vor dem Gemeindehaus. Alles war mit Gottes Hilfe ohne Pannen abgegangen. Fuhr gleich weiter nach Bötersheim, um mich von den Strapazen zu erholen.

Eines soll hier auch erwähnt werden: Unsere Frau Laukat schaffte es mit den Gruppen und dem Saubermachen nicht, sie konnte nicht sehr energisch auftreten, also mussten wir raus, um das Haus sauber zu halten.

Im Rathaus gab es mal wieder eine Feier, 100 Jahre Rotes Kreuz. Zu der Feier war ich auch eingeladen. Wie immer viele Ansprachen und ein Glas Sekt. Dies war alles.

Nachdem in der Gemeinde viele Arbeiten und Aufgaben erledigt waren, konnte ich an meinen Urlaub denken, der noch ausstand. Lisa hatte ich erzählt, wir sollten die Stellen mal wieder aufsuchen, wo ich als Soldat und Gefangener gewesen war. Und dies wurde dann am 13.9.1963 in die Tat umgesetzt. Also, los ging es dann von Bötersheim nach Münster und wir suchten unsere altbekannte Familie Lücke, die wir leider nicht mehr ausfindig machen konnten. So schliefen wir im Wagen im nahegelegenen Wald. Zeigte Lisa das Barackenlager, in dem wir gelebt hatten, und machten noch ein paar Aufnahmen, die von den Insassen als provozierend empfunden werden, weil sie als Zigeuner dort leben mussten. Unterwegs fuhr ich nach Castrup, um immer noch Lücke zu suchen, aber leider vergebens.

Dann brauchten wir Benzin und es gab Schwierigkeiten wegen der Versicherungskarte, die ich nicht hatte. Wir mussten doch Benzin bekommen haben, um die Fahrt nach Köln fortzusetzen. Natürlich wurde der Dom besichtigt, der ein beeindruckendes Gefühl hinterließ. Es gab in Köln noch viel zu sehen, aber wir wollten nicht. Vielleicht hätten wir später nochmals die Gelegenheit. Jetzt ging es erst einmal ab nach Münstereifel, wo wir auch übernachteten.

Zwischendurch musste auch nach Hamburg telefoniert werden, wie es unseren Kindern ohne uns erging. Am Sonntag haben wir den Gottesdienst in Münster-Eifel mitgemacht, um dann nach Prüm weiterzufahren. Dort wurde zu Mittag gegessen und später das Fest der Feuerwehr angesehen. Nächstes Ziel war Rüdesheim. Hier waren wir bei dem Bauern Post einquartiert. Wir fanden alles so vor wie früher und wurden voller Erstaunen und Freude in der Familie aufgenommen. Natürlich gab es viel zu erzählen. Die damalige kleine Deern war jetzt verheiratet. Alle waren gut über den Krieg hinweggekommen. Beim Kaffee wurde dann noch Wein spendiert und später, mit etwas Wehmut im Herzen, nahmen wir Abschied. Ab ging es nach Prüm, wo wir am Waldrand unser Quartier aufgeschlagen haben. Von Prüm nach Trier ist es ja nicht weit, also hin. Denn Trier ist eine interessante Stadt. Hier hatten sich einstmals die Römer häuslich niedergelassen. Noch heute zeugen viele Bauten von ihrem langen Hiersein. Da ist die Porta Nigra, die römischen Bäder und die wieder hergerichtete Basilika, in der evangelischer Gottesdienst abgehalten wurde. Endlich bekam ich den Brief mit der grünen Versicherungskarte. Ohne die wäre ich nicht über die französische Grenze gekommen. Bevor es weiter ging, wurde noch in einer Fischbratküche zu Mittag gegessen, um dann nach Mühlheim weiter zu fahren. An der Mosel fanden wir einen Platz zum Übernachten. Am Morgen merkten wir, dass der Wagen unter echten Kastanienbäumen stand und von den fallenden Früchten gelbe Farbflecke bekommen hatten, aber der nächste Regen wusch alles wieder ab. Es ging dann an der Mosel entlang. Unserem Zeltplatz gegenüber lag Traben-Trabach, diesen Ort muss man gesehen haben, also zu Fuß hinüber und in einer Weinstube einen Schoppen Wein getrunken. Die Auswirkung des Weines auf Lisa war besonders komisch, denn Lisa wurde lustig wie noch nie. Was geschah: Am anderen Morgen kam eure Mutter spät aus den Federn und dafür musste ich auch noch die Betten machen, uha!

Die Moselfahrt ging weiter und wir machten Rast vor Bielstein, einem schönen Städtchen. Natürlich musste in einer solchen Weingegend auch ein Weinkeller heimgesucht werden und dabei durfte ein guter Tropfen nicht fehlen. Nach Bielstein musste man mit der Fähre übersetzen. Wir waren also gegenüber auf dem Campingplatz gelandet. Wir machten dort drüben einige Ausflüge und aßen im Lokal "Zur Guten Quelle". Bei diesen Erinnerungsunternehmen hatten wir zum Glück immer gutes Herbstwetter. So schön, wie diese Moselfahrt war, es hielt uns aber nicht hier. Weiter ging’s in Richtung Luxenburg und Verdun. Hier in Verdun und Umgebung war die Erinnerung an die schweren Kämpfe des ersten Weltkrieges noch immer wach, schon allein das Fort Faux, um das hier schwer gekämpft wurde und immer wieder seinen Besitzer gewechselt hat. Lisa konnte ich von dieser Gegend um Duaumont viel erzählen. Auf dem Duaumont ist ein gewaltiges Denkmal mit einem Leuchtturm errichtet. In der Halle waren all die Regimente verewigt, die hier in der Gegend gekämpft hatten: Engländer, Amerikaner, Franzosen, nur die Deutschen fehlten, die liegen mit ihren Gebeinen und den damaligen Feinden in einer Totenkammer, denn immer noch werden Gebeine gefallener Soldaten hier auf den Schlachtfeldern gefunden. Vor dem Mahnmal war ein Gräberfeld mit 14.000 Kreuzen und nicht weit entfernt der sogenannte Bajonettgraben, wo verschüttete Franzosen mit den Bajonetten aus dem Sand schauen. In weiter Ferne war eine Figur zu sehen, die die Höhe des „toten Mannes“ anzeigte. Ringsherum war die Gegend nur mit Büschen bewachsen und man sah noch die Mulden und Narben des Krieges.

Unsere Fahrt ging Richtung Reims, vorher schliefen wir im Argonner Wald. Mittags waren wir in Reims mit der herrlichen Kathedrale. Hier waren die Könige gekrönt worden. Welch ein Gefühl, durch diesen herrlichen Kirchbau zu gehen und die Erhabenheit der gotischen Architektur auf sich wirken zu lassen. So etwas muss man selbst erlebt haben und dazu die gotische Rose an der Westseite der Kathedrale. Lisa kann solchen Baudenkmälern nur wenig Interesse abgewinnen, aber sie kam auf ihre Kosten: Es gab eine Hochzeit zu bestaunen und diese Begebenheit wurde natürlich tüchtig genossen. Bevor wir Reims verließen , musste Lisa zum ersten Mal in einem französischen Geschäft für 5 Fr. etwas kaufen. Zu Mittag aßen wir französisch, um dann 60 km vor Paris auf einen Campingplatz erst einmal Rast zu machen. Wir waren langsam müde geworden von dem vielen Umherlaufen.

Am anderen Morgen hatten wir Nebel, der sich glücklicherweise bald verzog. Es war Sonntag und wir waren um 10 Uhr vor der Oper. Der Wagen konnte hier stehen bleiben. Wir gingen zur Madeleine-Kirche. Da war ein Trubel, die Kirche war überfüllt. Erlebten einen katholischen Gottesdienst mit allem Drum und Dran, was doch nichts mit einem Gottesdienst zu tun hatte. Auf den Treppen vor der Kirche (oder Tempel, so sieht das Ding aus) hatten sich Veteranen mit ihren Fahnen aufgestellt, um diesen Tag, besonders zum Andenken an den 1. Weltkrieg, zu feinern. Wir beobachteten, wie die junge Generation achtlos und mit einem Lächeln an dieser Prozession vorbei ging. Wir gingen durch den Park Bologne, besichtigten den Place de la Concorde und fuhren zur Notre-Dame-Kirche. Hier in der Kathedrale herrschte ein mystisches Dunkel. Mich haben die alten Kirchenfenster besonders interessiert. Die Malerei stammt noch aus dem Mittelalter und die Farben sind so gut, als wären sie gestern gemalt worden. In der Nähe der Kirche gingen wir in ein Restaurant zum Essen, und weil Sonntag war, ließen wir fünfe gerade sein. Bummelten noch am Seine-Ufer entlang und fuhren dann zum Invaliden-Dom. Kamen vorher am Eiffelturm vorbei, der von uns tüchtig wegen seiner eisernen Konstruktion bestaunt wurde. Dann kam der französische Held Napoleon dran, der ein neues Europa schaffen wollte und mit seinen Ideen scheiterte, weil er seine Macht missbrauchte. Da lag er nun in einem teuren Marmorsarkophag. Der Marmor war aus Ägypten herangeholt worden, aus dem Land, in dem er mal als Sieger gefeiert worden war. Um seinen Sarg war ein Kreis, in dem als Mosaik alle die Schlachten mit Namen eingelassen worden sind, die er siegesreich bestanden hatte. Nebenan in der Kirche hingen all die Fahnen von feindlichen Regimentern, die sie erobert hatten. Jetzt müssen sie mit einem Netz auf dem Tuch zusammen gehalten werden, sonst würden sie zerfallen. Draußen vor dem Invaliden-Dom hatte man Deutsche Panzer mit Kanonen zur Erinnerung an den 2. Weltkrieg aufgestellt.

Es gab so viel zu erleben in Paris, dafür reichte ein Tag einfach nicht aus. Lisa bekam langsam genug und so fuhren wir den berühmten Champs Eliseè herunter auf den Triumpfbogen zu und schlugen die Richtung nach Beauvais ein. Schauten bei Combiegn vorbei, wo Hitler das Mahnmal vom 1. Krieg sprengen ließ und der Waggon stand, in dem die Unterschrift zur Kapitulation gegeben wurde. Es war einmal, und nur eine öde Fläche ist zurückgeblieben. Wir suchten noch vor Beauvais einen Campingplatz und fanden ihn in einer Mulde mit Bäumen. Hier waren wir alleine und erlebten eine unheimliche Nacht. Es wurde immer wieder am Wagen gekratzt. Erst am Morgen fanden wir heraus, dass es ein vom Wind bewegter Zweig war. Nach dem Frühstück ging es auf zu meinem alten Standort Beauvais. Standen vor dem Gasthaus, in dem wir unsere Dienststelle der Kriegspfarrer hatten. Lisa schaute sich interessiert um, denn diese Stadt war damals von Flugzeugbomben zerstört worden. Nur die katholische Kathedrale, von der die damaligen Bauherren wegen des sumpfigen Geländes nur den Altar fertig stellten, blieb stehen. Beauvais ist nicht wieder zu erkennen, denn Deutschland hatte den Neuaufbau finanziert. Dann zog es uns ans Meer nach Le Treport. Hier hatte ich damals mit Pfarrer Werner gestanden und nach England geblickt. Wir bestaunten die Steilküste und der Strand war mit runden Steinen bedeckt. Zu Mittag wurde hier gegessen und Lisa kaufte eine große Portion Krabben. So langsam mussten wir das Steuer Richtung Norden richten. In Mons hatten wir eine große Schwierigkeit mit den Campingplatz. Fanden, dass der auch sehr eng war. Am nächsten Tag fuhren wir durch das französisch-belgische Industriegebiet, was wir auch schnellstens hinter uns brachten. In Holland, in Apeldorn, versuchten wir die Cousine Paula von Lisa zu finden, aber es gelang nicht. Einen Holländer fragten wir nach dem Telefon und wie man anrufen könne. „Ja“, meint er, „man muss dann bellen“. Wir haben über den Ausdruck "bellen" gelacht, wie hier das Anrufen genannt wird.

Eines stellten wir fest - Lisa natürlich: die Preise waren im Verhältnis zu uns niedrig. Bevor wir Holland verließen, wurde an der Grenze noch tüchtig eingekauft. Besonders Fleisch- und Wurstwaren, sowie Kaffee und Tee. Eines muss man den Holländern nachsagen: Straßen und Plätze waren sehr sauber, und kinderfreundlich ist man auch, denn die Kinderplätze hatten vieles an Geräten, damit die Kinder sich beschäftigen konnten. Auf der Heimfahrt setzte ein schlimmer Regen ein. Als wir über Nordhausen fuhren, gab es noch eine kleine Panne. Immerhin landeten wir um 21.30 Uhr glücklich in Bötersheim. Wenn wir auch erst mal ausschlafen konnten, am nächsten Tag sprang einen die Arbeit an.

Wieder musste eine Verstopfung beseitigt werden. Weil es zu oft passierte, stellten wir fest, die Kinder brauchten zuviel Papier. Manchmal wurde die Klo-Rolle in den Wasserkasten geworfen und das Wasser lief dann ununterbrochen.

Wenn man so die Tage des Jahres durchgeht, staunt man immer wieder, wie viel Arbeit anlag, was getan werden musste.

Da war noch etwas besonderes passiert: Auf einer Fahrt mit dem Wagen wurde ich von einem Herrn angehalten, der eine Panne hatte, und ich konnte ihm helfen. Dafür versprach er, der Brathähnchen verkaufte, uns welche zu bringen. Natürlich waren wir gespannt, ob er wohl Wort halten würde. Eines Tages klingelte es an der Haustür und ein Mann gab eine Tüte mit Brathähnchen ab. Wir bedankten uns. Hier hatte nun doch einer sein Wort gehalten, und wir haben uns mit Appetit über die Hähnchen hergemacht.

Die Herbstfahrt ging diesmal über Hösseringen durch die unendlichen Wälder, die später durch eine Waldbrandkatastrophe ziemlich gelitten haben. In Meinholz fanden wir einen netten Bauern, der uns gerne aufnahm und den wir auch später allemal besucht haben.

Im Gemeindehaus gingen die Bauarbeiten flott voran. Ich musste aber meine Ansprüche anmelden, keine großen Räume, sondern etliche kleine für die Sippenarbeit. Und keine zu hellen Farben: Alles wurde bei der Jugend schnell schmutzig. Später haben wir die Räume ganz ausgeschalt und auch den Flur. Mit Pfadfindern wurde er mit einer festen Tapete ausstaffiert, die hat dann auch jahrzehntelang gehalten und die Gemeinde hat die Kosten der Renovierung gespart. Heute mag man nicht runter schauen, denn die Tapeten sind zum Teil abgerissen. Was kann denn daraus werden, wenn man nicht die Pfadfinder-Jungen so recht unter seine Fittiche nimmt. Dies ist ein ganz wunder Punkt in dieser heutigen Gemeinde.

Da es in der Kirche keinen Bücheraushangkasten gab, stellte ich den Antrag dafür und der Kirchenvorstand genehmigte ihn.

Bei unserem Kindergottesdienst-Ausflug nach Witzhave habe ich die Puppenspieler geholt und auch später wieder weggebracht. Immerhin hatten wir den ganzen Tag viel Sonnenschein.

Auch musste damit gerechnet werden, dass ein Pfadfinder einen Austritts-Koller bekam, was manchmal natürlich vorkam, wenn es zu lahm zuging. Immer persönliches Einschalten, um zum Bleiben zu animieren und Vorurteile auszuräumen, war nötig und kostete auch Zeit. Es kam auch mal bei einigen Sippenführern die weiche Welle, die aber wieder überwunden wurde.

Ach ja, mal wieder KV-Sitzung bis spät in die Nacht hinein. Es ging wieder um die Jugendräume. Man konnte schlecht von alten Vorstellungen los, leider. Für bestimmte Änderungen im Saal konnte man sich nicht erwärmen. Es war nötig, Möglichkeiten zu schaffen, damit die kahlen Wände zur Dekoration benutzt werden konnten. Aber nein, man war zu stur für diese Auffassung. Später zeigten sich dann die Folgen der Benutzung, die Gemeinde brauchte Jahre um die Räume mit Farbe zu erneuern - so sparte man viel Geld.

Am 11.11.1963 wurde dann mal wieder der Kirchweihtag der Martinskirche gefeiert. Wenn man bedenkt, was so in einem Jahr für Veranstaltungen über die Bühne gingen und dazu noch all die kleinen Begebenheiten und Arbeiten, dann kann man nur staunen, wie dies alles so werden konnte. Immerhin waren es bis zu meinem Pensionsalter noch gut 10 Jahre, und es würde bis dahin noch viel Wasser die Elbe herunter fließen.

Über die Familie Oestings wurde uns in Henstedt-Rehn-Ulsburg, ein schönes Gelände für die Gemeinde angeboten. Es wäre prima für die Gemeinde geeignet. Der Kirchenvorstand mit Dubbels fuhr mit hinaus, um das Gelände zu besichtigen. Man fand es gut und im Preis annehmbar. Bin dann nach Segeberg zum Bauamt gefahren, um mit dem Baudirektor über das Gelände zu verhandeln. Bekam eine entschiedene Abfuhr, alles über dieses Gelände sei mit dem Bürgermeister schon besprochen. Man hatte also schon unter sich über dieses Gelände bestimmt. Hatte über diese ganze, schon abgesprochne Sache eine Wut im Bauch. Später sind wir mal an Ort und Stelle gewesen und siehe da, eine Reithalle oder etwas ähnliches stand auf dem Gelände. War natürlich schön sauer, als wir dies dann sahen. Ja, ja, wenn die, die Macht haben, unter sich sind!

Auch dies gab es mal: Pastor Nordhof regte sich über die Unruhe meiner Konfirmanden auf. Ich habe eben eine andere Art, den Unterricht zu machen.

Karl Görlich wurde krank und klagte über Nierenschmerzen. Er hatte damals beim Pferdeverkauf in Bötersheim, wo er mit dem Pferdehändler auf den guten Verkauf noch Wein getrunken hatte, daraufhin eine schlechte Nacht erlebt. Jetzt lag er im Haus und es ging ihm wieder so einigermaßen. Am 27. musste Karl doch noch ins Krankenhaus, der Zustand hatte sich verschlimmert.

Auf der Fahrt nach Bötersheim erlebten wir bei Steinbeck auf der B 75 einen schweren Unfall. Immer noch sehe ich im Geiste den kaputten Wagen mit dem toten Mann auf der Kreuzung liegen. Noch etwas erlebten wir in Bötersheim: Als wir ins Dorf fahren wollten, sahen wir am Waldrand Frau v. Rogister liegen, die sich nicht wieder hochrappeln konnte. Jetzt in Windeseile zu ihrem Haus und einige Männer alarmiert und ein Türblatt als Trage genommen, sie sofort darauf und dann nach Hause, um ärztliche Hilfe herbei zu holen. Sie kam dann ins Krankenhaus und man stellte fest, dass der Hüftknochen gebrochen war und genagelt werden musste. An diesen Waldausflug wird sie ihr ganzes Leben denken, denn von nun an brauchte sie einen Stock, um mit dem Humpeln zurecht zu kommen. Tannen und Tannengrün sowie Äpfel besorgten wir und konnten am Abend froh und dankbar diesen ereignisreichen Tag beschließen.

Ein Antrag und eine Aufstellung für Bötersheim musste für die Behörde gemacht werden, und die Prüfung des Wassers musste immer wieder stattfinden, und das Ergebnis ging dann auch an die Behörde nach Winsen.

Es folgte die Vorbereitung für die Weihnachtsfeier der Hilfsorganisation der Freien Wohlfahrtsverbände. Dafür ging eine Liste an Fräulein Graumann zur Kaiser-Wilhelm-Straße und gleichzeitig die Einladungen ans Ortsamt. Der Ortsamtsleiter ließ es sich nicht nehmen, mit einer Vertreterin in der Altersarbeit dabei zu sein.

Dazwischen kam Frau Geyer mit dem Aufmarsch ihrer Frauen aus dem Missionskreis. Die Verlosung im großen Saal wurde hergerichtet mit all den vielen Sachen, die angefertigt oder von Geschäften gestiftet worden waren. Frau Geyers Motto lautete: Jedes 2. Los gewinnt. Wir haben uns oft gefragt, wie dabei ein Gewinn bleiben sollte, aber durch den gestifteten Kaffee und Kuchen, der beim Verzehr bezahlt werden musste, kam dann doch für die Mission ein schöner Geldbetrag zusammen.

Alle Jahre hatte Karl bei der Verlosung den Ausrufer gemacht, aber an diesem 5.12.1963 fehlte er uns, denn er lag im Krankenhaus. Mitten in unseren Trubel kam die traurige und schmerzvolle Nachricht, unser Karl Görlich sei um 13.00 Uhr für immer von uns gegangen. Es hieß, die Nieren hätten versagt, wären schon vorher angeknackt gewesen und so keine Rettung mehr möglich gewesen. Jetzt galt es, Lydia über die Runden zu bringen, was bei ihrer Einstellung zu Jesus Christus nicht schwer fiel, denn der Tod ist durch Ihn überwunden. Nun, jetzt galt es, das Alleinsein möglichst klein zu halten.

Unsere Adventsfahrt hatte als Stützpunkt das Volksheim bei Horst. Wir hatten damals viel Zeit zum Tippeln und Geländespiele. Das Nachtspiel dauerte bis um 3 Uhr nachts. Die Kerle kamen schwer zur Ruhe.

Am 10.12.1963 um 11.30 Uhr war dann die Trauerfeier für Karl in der Martinskirche, bei großer Beteiligung. Selbst Bischof Wölber ließ es sich nicht nehmen, Abschiedsworte zu sprechen. Er hielt ja viel von seinen Diakonen der ersten Stunde. Später war dann die Beisetzung auf dem Schiffbeker Friedhof. Es war für uns doch eine schwere Stunde.

Nach den großen Weihnachtsfeiern mussten wir wieder zur Beerdigung. Karl H. Schlichts Vater war gestorben. Tod und Leben ist doch eng beieinander.

Dann kam der Alltag: Der große Baum in der Kirche musste geputzt und viele Pakete ausgegeben werden. Dies geschah bis in den Heiligabend. Nach den Gottesdiensten konnten wir im Haus Weihnachten feiern. Am 1. Weihnachtstag besuchten wir Onkel Johannes in Billwerder. Er war sehr kümmerlich geworden und saß nur in seinem Lehnstuhl.

Nach Weihnachten riss die Arbeit nicht ab. Barbaras Geburtstag wurde zwischendurch gefeiert, aber die Aufgaben der Gemeine hielt mich in Trab. Wir brauchten Ruhe und sind dafür am Ende des Jahres in Horn geblieben.

1964

Die nächsten Tage des neuen Jahres 1964 verbrachten wir in Bötersheim in unserem Schetelighaus. Vergessen darf ich dies eine nicht: Herr Kulik, ein tätiger Mann in unserer Gemeinde, hatte in seiner Freizeit ein Holzschild mit dem eingeschnitzten Namen des Hauses gefertigt, welches draußen links vor der Tür jahrelang prangen sollte. Im Haus gab es immer wieder Kleinigkeiten, die getan werden mussten.

In Hamburg wieder angelangt, besuchten wir in der Friedrich-Ebert Allee die Großeinkaufsgesellschaft und haben dann für eine längere Zeit unsere Einkäufe für das Freizeitheim immer dort gemacht. Ein Vorteil war dabei, einiges war bei größerer Menge niedriger im Preis und man bekam große Dosen, die auch nicht so viel Abfall verursachten. Später aber gaben wir die Firma wieder auf, denn in Billstedt bei Detje - jetzt Wiebe- hatten wir einen Geschäftsmann gefunden, bei dem wir sehr günstig einkaufen konnten und auch manches geschenkt bekamen. Er war der Kirche gegenüber positiv eingestellt. Nach einiger Zeit bekamen wir auch eine Einladung zur Feier seines Geschäftsjubiläums im Fährhaus Zollenspieker.

Dann kam auch wieder mal der Auftrag, für unser Kirchenblatt einen Artikel zu schreiben!

Immer wieder richteten wir es ein, Bruder Dietrichs Geburtstag im Januar zu feiern, manchmal unter großen Schwierigkeiten mit dem VW-Bus bei Schnee und Straßenglätte. Wir waren immer wieder dankbar, abends spät unsere vier Wände erreicht zu haben.

Eines Tages bekam ich Besuch von einer Frau Schulz, in ihr erkannte ich meine ehemalige Maria wieder, mit der ich in Borstel vor langer Zeit ein Krippenspiel aufgeführt hatte. Ja, ja Luise, es war mal der Traum der ersten Liebe. Jetzt hatte sie ein Anliegen, da sie verheiratet war, es waren zwei Kinder da, ein Junge und ein Mädel, sie, Frau Schulz, hätte gerne jemanden zum Ausfahren der Kinder. Und so kam es, dass ich meine Tochter Renate empfehlen konnte, die es dann gerne über eine längere Zeit getan hat. Der Junge, Martin, wurde dann später ein tüchtiger Pfadfinder bei uns, der gar nicht schnell genug vom Wölfling zum Jungpfadfinder aufsteigen konnte. Der Vater besuchte am Sonntag immer pünktlich den Kindergottesdienst. Die Mutter von Frau Schulz, die Diakonenfrau gewesen ist, haben wir oft in unserem Bus bei besonderen Veranstaltungen zwischen Rauhem Haus und Gemeinde hin und hergefahren. Es geht doch im Leben oft eigenartig zu, wer hätte das damals, als ich junger Mann war, voraussagen können! Bis heute ist diese Freundschaft geblieben und wenn der Seniorenkreis vom Rauhen Haus seine Ausfahrten macht, ist sie gerne dabei.

Bei unseren Filmvorführungen im Gemeindehaus ging es oft nicht so reibungslos ab. Immer wieder hatten wir mit dem Filmapparat unsere Schwierigkeiten, die oft um ein Haar die Vorstellungen zum Platzen bringen konnten, aber immer wieder gelang es, im letzten Augenblick den Schaden zu reparieren - man bedenke, der Saal war meistens dicke voll.

Auch mal wieder mussten wir ein liebes Gemeindemitglied hergeben. Am 28.1.1964 trugen wir Frau Helmke zu Grabe. Über 40 Jahre hatte sie mit ihrem Mann im Kirchenchor der Martinsgemeinde im Dienst gestanden und war auch oft bei meinen Schwiegereltern am Sonntag zum Essen eingeladen. Von ihrem Mann bekam ich manches Lustiges zu hören, was er selber in der Gemeinde erlebt hatte.

Dann hatte ich eine lange Besprechung. Es ging um die Organisation des fahrenden Mittagstisches. Einmal musste eine Küche gefunden werden, die das Essen für die Alten herstellte und wer sollte es ausfahren? Alles dies musste geklärt werden und mir kamen dann auch einige Pläne, die in die Tat umgesetzt wurden.

Es dauerte dann noch bis in den Mai, bis alles so weit geklärt war. Im Rauhen Haus war natürlich Bruder Füßinger mit seinen Bedenken dazwischen, denn wenn mal mit dem Essen was nicht in Ordnung sei, dann gehe es auf das Rauhe Haus los. Wir aber konnten die Bedenken mit Bruder Niethammer, der der Verantwortliche in der Küche war, zerstreuen. Noch einer hatte seine Bedenken bei einer Besprechung angemeldet, Pastor Nordhoff: „Was soll diese Essensausgabe? Ist doch nichts für uns.“ Ich machte jedoch darauf aufmerksam, dass es eine diakonische Aufgabe se und wir kämen in viele Häuser und zu Menschen, an die wir sonst nicht herankommen. Dies sah man ein. Jetzt musste die Sozialbehörde eingeschaltet werden, denn mancher Rentner hatte nicht so viel Geld, um das Essen auch bezahlen zu können. Die Behörde und ihr Vertreter in dieser Sache waren einverstanden, nur von nun ab musste mit dem Vertreter der Behörde abgerechnet werden. Ich hatte die Aufgabe, den Essenbetrag nach der Höhe der Rente festzulegen. Die Herstellung des Essens war klar. Abnehmer fehlten auch nicht. Nur der Ausfahrer musste noch her, und der wurde in der Horner Marsch gefunden. Josenhans hatte ein Fuhrunternehmen und war bereit, mit seiner Frau das Essen auszufahren. Es muss hier gesagt werden, mit einer beispielhaften Treue taten sie dies. Mit der Zeit wurde ganz Horn befahren. Überall in den Gemeinden waren Alte, die nicht mehr selbst kochen konnten, aber durch den Essendienst doch noch im Hause bleiben konnten.

Vom Rauhen Haus, Propst Prehn, gab man mir - mit meinem Einverständnis - wieder mal einen Praktikanten. Diesmal war es Bruder B., der die Gemeindearbeit kennen lernen sollte und auch erlebte. Zuerst bekam er die Jungschararbeit, die vorhanden war, aber weitergeführt werden musste. Ja, so ganz einfach war es mit den Praktikanten auch nicht. Aber als Brüder des Rauhen Hauses rauften wir uns schon zusammen. Einmal kam er schön in Schale mit dem Regenschirm unterm Arm und vorher hatte ich gesagt, wir müssten einen sozialen Einsatz machen. Es half nichts, er musste Arbeitsklamotten anziehen, dann nahmen wir die übrig gebliebenen Fußbodenbretter, die hinter dem Gemeindehaus lagerten. Mit Handwerkszeug und Brettern zogen wir in die Horner Marsch, wo schon eine Frau auf uns wartete, der ich versprochen hatte, in der Schlafstube ihren Holzfußboden zu reparieren. Nun, der Dietmar hatte mal beim Tischler gelernt und mit seiner Hilfe konnte dann die Arbeit flott vorangehen. Die Frau war überschwenglich dankbar, denn nun konnte sie ihr Schlafzimmer benutzen.

Dietmar wurde von Bruder Prehn gefragt, worin denn der soziale Einsatz bestand, und er erzählte von unserer Holzarbeit, die der Propst besonders gut fand.

Über den fahrenden Mittagstisch muss noch einiges gesagt werden, was viele nicht wissen. Die Seele für das Fortbringen und Organisieren war Frau Josenhaus. Sie passte auf, dass kein Fehler gemacht wurde, nahm die An- und Abbestellung an, und am Wochenende kam ich dann in ihr Haus und wir verglichen unsere Listen, um einige Bestellungen dazu zunehmen oder andere zu streichen. Wir hatten abgesprochen, sollte bei einem Rentner das Essen am nächsten Tag noch vor der Tür stehen, musste Meldung bei mir gemacht werden und meistens war etwas passiert und die nächsten Angehörigen mussten benachrichtigt werden. Schwieriger wurde es, wenn keiner von den Angehörigen mehr da war, so bei einem Fall in der Washington-Allee. Das Essen war nicht reingeholt und stand so vor der Tür. Feststellen konnte ich, dass die Schlüssel noch im Schloss steckten. Von der Nachbarin ließ ich mir eine Trittleiter geben und da die Wohnung im Paterre lag, konnte man an das Küchenfenster, an dem war die obere Klappe geöffnet. Mit Mühe konnte man den unteren Riegel des Fensters erreichen und das Fenster öffnen. Nun war das Einsteigen möglich und ich fand die Frau, die schon lange Krebs hatte, tot im Bett. Mit dem Schlüssel von der Haustür ging ich zur Polizei und meldete den Vorfall, der ja zu einer Untersuchung kommen musste, und wenn alles natürlich mit dem Tod abgelaufen war, konnte die Wohnung freigegeben werden. Es waren auch keine Erben da, und so mussten dann die Möbel von einer Ausräumfirma abgeholt werden. Um die Bestattung sorgte sich die Behörde, die sich auch um den Nachlass kümmerte. Es gab schon manche Schwierigkeiten bei solchen Fällen, wenn noch Angehörige da waren, das Essengeld zu erhalten. Wenn im Sommer meine Ausfahrer in Urlaub gingen, übernahm ich das Ausfahren des Essens mit Lisa. Wir hatten alle Hände voll zu tun, um die über 100 Essenempfänger zu betreuen. Dankbar sind wir allezeit gewesen, dass wir uns auf das Ehepaar Josenhaus so gut verlassen konnten.

Später, als wir die Kate in Wiegersen hatten, hat er uns manche Fuhre Baumaterialien dort hingefahren. Jetzt wo ich dieses schreibe, liegt er auch schon unter dem Rasen, wie so manch lieber Mensch aus unserer Gemeinde.

In Bötersheim kam ein neuer Pastor Beck und Frau, und besuchte uns bei einer Konfirmandenfreizeit. Er war sehr angetan von dem Haus und stiftete uns später noch einen Gong, mit dem wir die Freizeitler besser zum Essen zu rufen konnten.

Ich war später wieder in Bötersheim. Zu der Zeit hatte Fräulein Brehmer eine Mädel-Freizeit, auf der dann ein Mädel, Margit, über Schmerzen im Leib klagte und wir sind abends um 23.30 Uhr, Lisa natürlich mit, ins Jüthorner Krankenhaus gefahren und dann wieder zurück nach Bötersheim. Dies alles war schon aufregend. Am nächsten Tag war die Freizeit zuende und wir mussten Fräulein Brehner mit ihrer Schar auf die Sprünge helfen, sonst buddelten die sich fest und kamen nicht zum Zug.

Ein paar Tage später lief die Osterfahrt an, die als Standort Finteln hatte. Etwas neues gab es, was nicht alle Tage auf dem Programm stand: Eine Moorwanderung mit allerlei unvorhergesehenen Überraschungen, manch einer konnte sich dabei nasse Füße holen.

Was auch selten war: Wir hatten diesmal weiße Ostern. Die Mädel sind von Bötersheim nach Finteln gewandert und nahmen am Ostergottesdienst teil. Blieben den Tag über bei uns und nahmen am Abend am Osterfeuer teil. Nur ich musste sie dann mit dem Bus nach Bötersheim. zurückfahren, denn in der Herberge war kein Platz. Mal gut, denn in der Nacht gingen im Haus die Gespenster um und haben manchen erschreckt.

Der Ostersonntag brachte uns schlechtes Wetter. Trotzdem fand draußen ein Appell mit Aufnahme von neuen Pfadfindern statt. Mit dem VW-Bus wurde noch eine Fuhre Pfadfinder zur Bahn gebracht und dann konnte unsere Familie auch den Bus benutzen, um nach Hause zu kommen.

Eben war eine Arbeitstagung mit dem KV zuende, schon ging es zu einer Diakonenfreizeit nach Glücksburg. Einen Tag fuhren wir nach Dänemark und haben dort ein Kloster und eine Kirche besucht. Wir ließen uns auch von Kirchenleuten erzählen, wie denn die Deutschen hier in Nord- Schleswig zurecht kamen. Die Dänen kehrten ihr Nationalgefühl stark heraus und die Deutschen spürten den Druck. Immerhin, eine solche Freizeit war schon etwas wert, denn man konnte sich mit Brüdern austauschen.

Wieder wurde in der Baracke eingebrochen, aber diesmal waren wir schlauer. Es gab nichts zu klauen, man hatte sich verrechnet.

In Büchen hatten wir in der Jugendherberge schon vorher Quartier bestellt und da der 1. Mai, Gründungstag der FCP, auf einen Freitag fiel, hatten wir mehrere Tage frei, die wir dann auch tüchtig nutzten. Als Helfer war unser Dietmar Bornkak mitgefahren, der uns auf der Fahrt mal richtig kennen lernen sollte.

Himmelfahrtstag war mal wieder der Gemeindeausflug fällig, der mir sehr viel Arbeit machte. Wir waren auf der Heideburg, hatten diesmal Familie Oesting mitgenommen, abends haben wir Oestings nach Kisdorfer Wohld nach Hause gebracht.

Unser Freizeitheim in Bötersheim forderte schon seinen Mann. Jetzt war die Halle dran und musste gestrichen werden, denn bei den vielen Benutzern waren schon an den Wänden die Spuren zu sehen. Danach auch war ich mal wieder mit Lisa zusammen unterwegs. Diesmal besuchten wir Helgoland mit den Landeskirchlichen Mitarbeitern. Auch der Bischof war mit auf dem Deck. Diesmal mussten wir schnellstens wieder nach Bötersheim, denn die neue Kücheneinrichtung war eingetroffen und musste eingebaut werden. Wir hatten eine gute Firma, die uns durch ihren Vertreter beraten und uns für die Raumgestaltung gute Vorschläge machen konnte.

Wieder war eine Familienfreizeit durchzuführen, und Lisa hatte damit in der Küche viel zu tun. Mal gut, dass sie Hauswirtschaftsleiterin war und schon einem größeren Betrieb vorgestanden hatte, denn mit dem Kochen alleine war es nicht getan, die Materialien mussten berechnet und angeschafft werden. Zum Sonntag kam Pastor Nordhoff raus und hielt uns den Gottesdienst, der immer gut besucht wurde. Mit mancher Schwierigkeit galt es fertig zu werden, wenn es Regentage gab und wir uns auf Heimspiele umstellen mussten. Dann kam doch noch in den letzten Tagen heißes Wetter, und das Abschiedsfest konnte im Garten stattfinden.

Nach einer schönen Urlaubsfahrt lag schon wieder eine Lapplandfahrt an, die Monate vorher vorbereitet worden war. Uli, der sonst zünftige, tauchte in langen Hosen auf, was wir ihm natürlich verübelten. Es ging über Stockholm nach Kiruna, wo im Tagebau das Schwedenerz gewonnen wird. In Abisko gab es ein großes Touristikhotel, wo der verwöhnte Wanderer ausspannen konnte. Wir wollten über den See und mussten lange auf den Schiffer warten. Die Überfahrt gelang endlich um 20.00 Uhr. Die Nächte sind ja oben hell und so stöberten wir eine echte Lappenkothe auf, in der wir unser müdes Haupt hinlegen konnten.

Unser Praktikant Dietmar war auch mit, und um die Morgenwache einmal zu halten, hatte er einen Kommentar über den Korintherbrief mit im Tornister. Nun kamen wir plötzlich an einen wild schäumenden Bach, der bezwungen werden musste. Wir schmissen unsere Torni‘s über den Bach und hangelten uns an Zweigen über dies Hindernis. Unser Dietmar schmiss auch seinen Torni hinüber, aber zu kurz und so ging mit dem Gepäck auch der Kommentar baden. Danach galt es eine Höhe zu erklimmen, und der Weg ging nun über Schneefelder und durch Bäche. Hinter uns her stöhnte unser Dietmar: „Ich kann nicht so schnell, meine Pumpe.“ Sein Herz meinte er. „Siehste, das kommt vom vielen Trinken und Zigarettenrauchen.“ Ob er wollte oder nicht, er musste mit, denn in der Wildnis konnte er nicht bleiben. Es war hier oben kalt und ungemütlich. Nach 14 Stunden hatten wir die Wasserscheide und die norwegische Grenze erreicht, gekennzeichnet nur durch mehrere Steine.

Auch mit Nebel hatten wir zu kämpfen. Aber dann schlugen wir an einer geschützten Stelle unsere Kothen auf. Jetzt kam auch wieder die Sonne durch, und man konnte es hier oben aushalten. Es gab einen Ruhetag. Dabei stellten wir fest, Jonas, Uwe Johansen, bekam das ganze Gesicht voller Flecken und eine Art Pickeln. Was nun? Kein Arzt in der Nähe, Narvik war weit weg. Wir hatten aber Maispulver dabei. Also kurz entschlossen wurde das Gesicht eingepudert und siehe da, diese komische Schwellung nahm ab.

Noch eine komische Entdeckung machten wir in unserer Gemeinschaft: Der Uli, der mit anderen hart umging, hatte eine merkwürdige Auffassung in manchen Dingen. Wo war gerade hier sein Azb., dies Päckchen für alle Notfälle? Nicht da! Plötzlich riss ihm der Trageriemen vom Rucksack und er hatte keine Nieten. Der Stammführer musste hier aushelfen. Auch hatte er mehrere Brote bei sich, aber teilen konnte er nicht. Wir waren doch etwas schockiert über dies alles.

Morgens mussten wir uns im eiskalten Bergwasser waschen, wurden aber dadurch schnell munter. Am Nachmittag wurden die Kothen abgebaut, und los ging es nach dem Kompass Richtung Narvik, und dies war noch sehr weit entfernt. Wir sind gewandert bis nachts um 3.00 Uhr und haben dann das Lager aufgeschlagen, wir waren hundemüde. Am nächsten Tag ging das Wandern durch die Wildnis weiter, bis wir endlich, endlich eine Straßen zu fassen hatten. Dann ging es bis zu einer kleinen Ortschaft. Hier wurde erst einmal das Lager aufgeschlagen und die müden Füße gepflegt. Am nächsten Tag ging es wieder weiter auf der Straße, es war ein hartes Gehen. Zum Glück wurden wir bis Bardo von einem Militärfahrzeug mitgenommen. Es war inzwischen sehr warm geworden. In Bardo wurde erst einmal Kaffee getrunken. Hier stellten wir fest, es gibt eine Busverbindung nach Narvik, die wir auch gleich um 15.30 Uhr nutzten, denn endlich hatten wir die Straßenwanderung satt. In Narvik besuchten wir die uns bekannte Jugendherberge und hatten noch Zeit zum Stadtbummel.

Um Narvik ist im 2. Weltkrieg schwer gekämpft worden und die Norweger sind noch heute nicht gut auf die Deutschen zu sprechen, weil durch uns die Stadt damals schwer gelitten hatte.

Es war nicht viel los in dieser Stadt, darum sind wir am nächsten Tag um 10.55 Uhr mit der Bahn bis Jakmonk, Eisenbahnknotenpunkt im Norden Schwedens, gefahren. Schlechte Quartiersmöglichkeit, aber mit Geduld und Spucke schaffen wir es. Am anderen Tag ging es auf die Bahn, diese Strecke führte durch die Wildnis nach Göteborg, wo wir ja auch hin wollten. Aber unterwegs erlebten wir noch etwas nicht alltägliches erlebt: Eine Rentierherde machte sich auf dem Bahnkörper breit und trotz Geheul der Lokomotive, ging doch ein stures Tier nicht von den Schienen. Der Zug hielt, der Bahnführer versuchte das Tier von den Schienen zu bekommen, aber es misslang. Was man dann wohl schon öfter getan hatte, der Beamte erstach das Tier und entfernte es von den Gleisen. Verpflichtet war er, auf der nächsten Station dem Besitzer von dieser Tat Mitteilung zu machen, die Bahnverwaltung zahlt eine Entschädigungssumme. Für uns als Mitteleuropäer war dies natürlich neu!

Zwischenstation Östersund, wo wir umsteigen mussten, um später weiterzukommen. In Jämtli war eine Lappensiedlung, die wir unbedingt sehen mussten. Aber auch hier hatte die neue Zeit Einzug gehalten. Einige Hütten gab es noch, aber man hatte auch schon feste Häuser. In Östersund brauchten wir ein Quartier, und wir entdeckten ein Missionshaus, wo wir vorsprachen und auch Erfolg hatten. Eine liebenswürdige Hausmutter war bereit, uns aufzunehmen. Am Abend ergab es sich, dass wir lange mit ihr klönen konnten, denn sie wollte über uns und auch über Deutschland viel erfahren. In der Gegend gab es einen hohen Berg und einen Aussichtsturm, den wir besteigen mussten, um die Umgebung mit den Seen und Wäldern in uns aufzunehmen. Ein paar Tage später nahmen wir von unserer Hausmutter Abschied und am frühen Morgen ging die Fahrt nach Göteborg, und dann ging’s auf die Fähre und nach Hause. Zu Hause mussten wir erst einmal tüchtig den Schlaf nachholen, der uns gefehlt hatte.

Auf der Heideburg, im oberen Teil des Geländes, stand die Einkehr und diese wurde abgerissen und wir durften uns noch etliche Möbel und Betten holen, die dann nach Bötersheim geschafft werden mussten.

Wieder mal war ich wegen eines Grundstückes unterwegs und dann in Lüneburg mit der Verwaltung verhandelt, aber der KV hatte meistens keinen Mut und so fiel ein Projekt nach dem anderen ins Wasser.

Nur unsere Herbstfahrten wurden Jahr um Jahr durchgeführt, immer mit neuen Zielen. Diesmal war es die Jugendherberge in Inzmühlen. Von dort ging es durch die Heide. In Eggersmühle fanden wir einen netten Bauern, der uns auf seinem Hof abkochen ließ. Einen Tag später sind wir dann nach Holm Seppensen gewandert. Im Bahnhof hatten wir die Begegnung mit einem alten Herren, der uns erzählte, dass diese Eisenbahnlinie von Buchholz nach Soltau zu Kaisers Zeiten von Pionieren gebaut worden ist. Mit der Bahn fuhren wir bis Drehstedt. Die Linie ging damals noch von Buchholz Richtung Stade, heute gibt es sie nicht mehr, schade. Von Drehstedt wanderten wir nach Bötersheim und dort wurde erst einmal Mittag gegessen und ausgeruht, dann gab es noch Kaffee und um 16.30 Uhr ging es ab nach Sprötze, wo der Zug genommen wurde, der uns nach Hamburg brachte. Zu Hause konnten dann die Jungen ihre Füße pflegen, die bei der Wanderung manche Blase abbekommen hatten.

Danach musste der vom Rauhen Haus angesetzte Brüdertag abgeleistet werden. Ha, ein paar Tage später hatte ich einen Durchfall der vom Rauhen Haus bis zu uns reichte. Ob das Essen im Rauhen Haus nicht einwandfrei gewesen ist, der Geier weiß es.

Jetzt kam am 20.10.1964 der Sonntag, an dem der neue Kirchenvorstand gewählt wurde. Bis abends um 20.00 Uhr war ich deshalb im Gemeindehaus. Die Fahrerei nach Bötersheim nahm auch kein Ende. Dann war der Kohlenmann Brumm dran, und die Kohlen mussten nach Bötersheim, meistens auch Holz und Öl dazu. Dann mussten die bestellten Kartoffeln aus Kakensdorf geholt werden.

An einem Wochenende war eine Jungscharfreizeit, wozu die Jungen von Appenbüttel hin und her gefahren wurden. Es ging immer darum, die Kosten einer Fahrt so niedrig wie möglich zu halten. Von der Jugendbehörde hatten wir auch verbilligte Fahrscheine. In Bötersheim wurde selbst gekocht und die Übernachtung war im Preis sehr niedrig, so konnte der Preis sehr niedrig gehalten werden, und die Eltern ließen so auch ihre Kinder mitgehen.

Es war so langsam November geworden und wieder wurde verlangt, dass die Baracke weg müsse. Der Platz würde gebraucht, und so ging es tagelang darum, Stück für Stück die Baracke abzutragen. Wir hatten nun doch, nach langem Hin und Her, im Keller unsere gewünschten Räume bekommen. Die Barackenteile wurden auf einen Platz gelegt, der für ein späteres neues Gemeindehaus reserviert war. Trotz Lisas Geburtstages musste am Sonnabend morgen wieder die Baracke noch weiter abgerissen werden. Man hatte es eilig. Mir kam es oft so vor, als wäre man mit dem Ding nicht recht einverstanden, denn man war schnell bei der Hand, diese schöne und auch gut erhaltene Baracke zu verschenken. Ein paar von uns hätten diese gerne auf einem eigenen Gelände wieder aufgestellt, aber so beweglich war ja eben der Kirchenvorstand nicht: Lieber in altgewohnten Gleisen weiterfahren wie bisher. Dieses Erbe ist in vielen Gemeinden bis heute erhalten geblieben. Man schaue sich doch den heutigen Gemeindebrief der Martinsgemeinde an. Nichts gegen Altenarbeit, aber wenn die in erster Linie das sogenannte Feigenblatt der Gemeinde ist, dann man gute Nacht. Denn heute sind die Probleme der Menschen noch größer geworden, gerade durch den Wohlstand.

Ach so, Pastor Beck verabschiedete sich, war ja nur eine Stippvisite. Mit ihm hatte ich mal einen längeren Disput wegen des Ostermarsches, der für ihn sehr wichtig sei. Auch für mich war Frieden immer wichtig, aberwichtiger ist für uns doch ganz was anderes, der Auftrag, das Evangelium an den Mann bringen!

Kaum ein Gemeindemitglied kannte das Rauhe Haus mit seinen Ausbildungsstätten. Also arrangierten wir ein Familientreffen im Rauhen Haus für unsere Gemeindemitglieder mit Führung und Kaffeetrinken. Viele waren von der Vielfältigkeit der Arbeit der Diakone und ihrer Mitarbeiter sehr angetan.

Ein Krippenspiel für Weihnachten musste eingeübt werden. Es waren verschiedene Spiele. Einmal die Weihnachtskiste, Krippenspiel der Zeit, oder das Worpsweder Krippenspiel. Diese Spiele wurden auf mehreren Weihnachtsfeiern der Gemeinde aufgeführt. Nicht ganz einfach war es, die Kinder zusammen zu halten. Wenn einer ausfiel, woher den Ersatz nehmen? Später half Lisa tüchtig mit und so wurde manches leichter.

Dann erlebte auch die FCP am 2. Advent eine tolle Eis- und Schneefahrt. Abends kam eine Sippe zu spät in Bötersheim an. War mal wieder etwas unterwegs gemacht worden, was nicht sein sollte. An der Bundesstraße 75 bei Steinbeck gab es das Lokal „Zur Tanne“, da musste man natürlich einkehren und Bier trinken. Wie oft hatten wir es den Jungen gesagt, wenn ihr Durst habt, lasst euch heiße Brühe geben, wir haben es auch nie anders gemacht. Also gab es an diesem Abend noch einen mächtigen Krach, denn ein Pfadfinder ist gegen Alkohol und bekämpft ihn auch. Am nächsten Tag haben sich die Jungen bei der Führung offiziell vor der Mannschaft entschuldigt, und so konnte der Haussegen wieder gerade gehängt werden. Wir hatten nun doch eine harmonische Adventsfahrt.

Wir hatten in der Horner Landstraße bei Kallweit im Haus eine blinde Frau, die geschieden war und uns bat, ihr Kind, das bei ihrem ehemaligen Mann in Lokstedt lebte, zu ihr zu holen. So holten wir das Mädel am 2. Weihnachtstag bei dem Vater ab, um es zur Mutter zu bringen. Jedesmal war Lisa dabei, um auf das Kind aufzupassen. Diese Aufgabe fiel mehrere Male im Monat an und musste erledigt werden, um der blinden Frau willen, die das Kind ja nicht selber holen konnte.

1965

Im Schetelighaus hatten wir die junge Gemeinde aus der Apostelkirche. Das war ein Verein, Jungen und Mädel sind zusammen in die Betten gekrochen. Ich musste sie erst einmal rauswerfen. Für so eine Jugendarbeit bedanke ich mich. Sie hatten sich in den Wäldern um Bötersheim verlaufen. Später kam noch hinzu, dass in dieser Jugend in Hamburg Mord und Totschlag war. Wir waren froh, als diese Gruppe von Bötersheim bald das weite suchte.

Wir waren in Sprötze zum Gottesdienst. Dort trafen wir auch Pastor Ruppelt aus Tostedt, zu dem wir ein gutes Verhältnis hatten.

Wer mich aufregte, war Bruder Stahl, der ja Kirchenbuchführer war, und von mir den Spitznamen „Aktenwurm“ bekam, weil er alles genau unter seiner Fuchtel haben wollte. Heinz Schlicht hatte bis zur Stunde die Kasse vom Schetelighaus in Bötersheim gut verwaltet. Nein, Stahl musste diese Kasse mit einem großen Übertrag, später waren es über 20.000 DM, in seine Bücher einverleiben. So gehörte dies Geld wohl der Gemeinde, aber weil es Eigenkapital war, konnte auch Nordelbien sagen, ihr habt ja genug Geld, wir müssen sparen, nehmt mal von eurem Ersparten. Bötersheimer Geld sollte aber für ein eigenes Freizeitheim verwendet werden. Später aber, als die Finanzlage schwierig wurde, bestand die Gefahr, dass es mit aufgebraucht werden konnte. Die späteren Herren waren nicht so sparsam wie Dubbels. Bruder Stahl sah dann auch später ein, dass seine Maßnahme in dieser Sache ein Fehler war, den man aber nicht mehr gut machen konnte. Wir aber hatten den blöden Ärger.

Am 22.1.1965 platzte wieder mal ein Projekt, das wir in der Göhrde besichtigt hatten. Immer das alte Leiden: Erst ja, dann immer das Zurückziehen, langsam bekam man ein dickes Fell in dieser Sache.

Im März verabschiedeten wir unseren Praktikanten Dietmar Bornkak, zu dem wir doch mit der Zeit ein gutes Verhältnis gefunden hatten. Der Kontakt zu ihm hat bis auf den heutigen Tag, trotz aller Belastungen, die wir mit ihm ausstanden, gut gehalten.

Auch dies gab es, mein Freund Erich Dietrich feierte seine Silberhochzeit, zu der wir hinfuhren und ihn nicht antrafen. Pech! Hätte er ja auch vorher sagen können, dass er nicht feiert!

Wir waren auf einer Freizeit in Horst, wo wir uns selbst verpflegen mussten, was allerlei Mühe kostete. Später wurden wir von einem Gewitter überrascht und nass bis auf die Haut .

Dann kam eine Fahrt mit einigen Pfadfindern, bei der wir vor Soltau bei Wolterdingen ein tolles Gelände anschauen konnten und der Bauer es mit einer gut erhaltenen Baracke verkaufen wollte. Wir waren begeistert über den niedrigen Preis und das Entgegenkommen des Bauern. Natürlich wurde mit ein paar Herren aus dem Kirchenvorstand hingefahren. Sie waren auch ganz angetan von dem Gelände, verhandelten auch noch lange mit dem Bauern und zum Schluss war kein Wagnis da, wie immer. Heute hätte dieses Grundstück einen großen Wert, aber wer nicht handelt, den schlägt das Leben später, so auch hier.

Was alles in der Gemeinde los war und in Bötersheim immer wieder zu tun war, kann man aus meinen Tagebüchern ersehen, denn vieles, vieles ist gar nicht möglich aufzuzählen. Wenn ich es heute lese, dann frage ich mich, wo und wie man dies alles bloß geschafft hat. Wenn ich nicht eine liebe Frau an meiner Seite gehabt hätte, die in vielen Dingen mitgeholfen und auch Geduld gehabt hatte!

Noch etwas platzte in unsere Arbeit hinein. Pastor Niemann legte sein geistliches Amt nieder. Ja, wogegen man früher zu arg gewettert hatte, tat man selber. In Heiligenhafen war er mit einem Mädchen sittlich ausgerutscht. In der Gemeinde hatte man auch nicht den Mut, einfach eine Schuld einzugestehen, man wollte es verschweigen, und es kam doch über die Landeskirche heraus. Um Niemann tat es mir leid. Andere wurden verdächtigt. Ich aber sagte nur dieses: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Später, als eine Frau aus Bremen bei der griechischen Gruppe in Bötersheim war, hörte ich, Niemann mache in Bremen diakonische Arbeit.

Später trafen wir Herrn Buse vom Kirchenvorstand. Natürlich kam das Gespräch auch auf Pastor Niemann. Den Fall Niemann hätte man anders lösen können. Die SPD hatte den Bürgermeister damals auch von seinem Posten abgesetzt, aber nicht in die Wüste geschickt. Bei Niemann hätte man gerade in einer christlichen Gemeinde anders handeln sollen. Der Herr Christus hat auch nicht die Ehebrecherin weggeschickt, sondern hat ihr vergeben mit einer Auflage: „Gehe hin und sündige nicht mehr.“ Niemann wollte sich von seiner Frau scheiden lassen, aber Frau Niemann lehnte ab und blieb bei ihrem Mann. Überhaupt hatte ich schon von Heiligenhafen her eine hohe und gute Meinung von ihr.

Ach ja, da wir kein Geld für Handwerker hatten, mussten wir die Malerarbeiten selber machen. Aber mit der Zeit lernte man vieles, was man früher nicht gemacht hatte.

Ein neuer Praktikant wurde uns zugewiesen: Bruder Günther, der mal von Beruf Tischler gewesen war und uns, Lisa und mir, sein tolles Gesellenstück, einen Schreibtisch, zeigte. Sein Elternhaus war in Langendorf. Über Dannenberg mussten wir fahren, um in dies kleine Dorf zu gelangen. Zum Anfang ging es so einigermaßen mit dem Bruder Günther. Aber so ganz war ich mit seiner Auffassung zur Arbeit nicht einverstanden. Später stellte sich doch immer so ein widerstrebendes Wesen heraus. Er blieb mir auch viel zu lange nachmittags im Rauhen Haus. Hier erfolgte überhaupt keine Kontrolle, was er überhaupt mit seiner Zeit machte. Er sollte gleich nach der Mittagspause bei uns den Dienst antreten, wer nicht kam, war er. Natürlich wurde er in alle Jugendarbeiten mit hineingenommen. Bis so ziemlich zum Ende des Jahres blieb er noch bei uns, dann rief das Rauhe Haus ihn zurück, und wir hörten, er sei dann bald darauf ausgetreten.

Dann gab es mal wieder einen Kinderausflug zum Steinautal bei Büchen.

Da wir ja oft viele Gäste in unserer Freizeit hatten, wurden die Wolldecken auch stark verschmutzt. Wir hatten Glück, im Waschhaus des Rauhen Hauses war Frau Rottländer als Chefin, und sie bot uns an, die Decken in den großen Waschmaschinen zu waschen. Nun mussten die vielen Decken von Bötersheim ins Rauhe Haus gefahren werden, später, nach dem Waschen und Trocknen, wieder eingeladen und nach Bötersheim gebracht werden. Lisa half tüchtig mit, denn in Bötersheim mussten die Betten ja wieder neu bezogen werden, ebenfalls die Bettlaken und Kopfkissen, die man ja auch im Rauhen Haus gewaschen und gebügelt hatte. Diese ganze Prozedur geschah später noch mehrere Male, und unsere Gemeinde hat durch diese Freundlichkeit von Frau Rottländer, die immer bereit war uns zu helfen, viel Geld gespart. Zur Erhaltung eines Heimes gehört doch viel, um auch alles in Ordnung zu halten.

Im Dezember waren wir, Günter Scheuermann, ich und Josenhans, mit seinem Transporter wieder in Langeloh und durften im Wald eine große Tanne fällen und für die Martinskirche holen, natürlich auch ein paar kleine Bäume für den Hausgebrauch, dies nur noch nebenbei. Damit war dann Langeloh für immer abgeschlossen.

Eine goldene Konfirmation ist mir noch in guter Erinnerung, weil ein ehemaliger Leuchtturmwärter seine Erlebnisse zum Besten gab. Von Hein ten Hoff, der ein gutes Lokal in Poppenbüttel hatte und auch für Festlichkeiten Essen ausgab, holte ich dann Gulasch, Kartoffeln, Gemüse und einen guten Nachtisch. Am großen Appetit der älteren Leute merkten wir, wie gut das Essen war.

Man merkte, so langsam konnten sich die Leute Autos anschaffen, und unsere Gemeindeausflüge waren nicht mehr so gut besucht. Ganze 180 Personen waren mit uns unterwegs.

Bei der letzten Freizeit zu Pfingsten in Langeloh wurde unser VW-Bus oft gebraucht. Musste mehrere Male fahren, um die Pfadfinder zum Schneverdinger Bahnhof zu bringen. In der Zwischenzeit musste auch noch die Polizei eingeschaltet werden, weil Sachen aus dem Zeltlager gestohlen worden waren. Von den Dieben haben wir leider nichts mehr gehört.

Wieder lief eine Familienfreizeit an. Diesmal gab es eine Bibelarbeit über die Bergpredigt.

Ich hörte, in Tostedt sei ein Zirkus, fuhr hin und besorgte Karten. So fuhren wir an einem Nachmittag in die Vorstellung, was den Kindern natürlich ein besonderes Vergnügen bedeutete. Am Sonntag fuhren wir nach Sprötze zum Gottesdienst. An diesem Sonntag bekamen wir viel Besuch aus Hamburg, dass es uns bald reichte, denn der Tag begann mit Regen.

Durch Frau Rottländer im Rauhen Haus lernte ich auf einer Veranstaltung in Wandsbek den Mann von Mama Lilie kennen, die in Calabrien als Schweizer Eheleute ein Ferienzentrum aufgemacht hatten. Wir wurden eingeladen, einmal dieses Freizeitheim, das an der Meerenge von Sizilien liegt, bei Cantana, zu besuchen. Wir also machten uns mit dem VW-Bus und einem PKW auf und kamen noch eben bis hinter Hannover. Kurz vor der Ausfahrt Grasdorf hatten wir Motorschaden und ganz langsam trudelten wir in Grasdorf ein. Erst einmal gingen wir zum Gottesdienst, der von einer Pastorin gehalten wurde und gar nicht so schlecht war. Im Dorf konnte man den Wagen nicht reparieren, wir müssten nach Hildesheim, dort gäbe es ein großes VW-Ersatzteillager. Die Jungen blieben in Grasdorf und mussten sich so beschäftigen. Mit ein paar Pfadfindern tuckerten wir mit dem VW-Bus nach Hildesheim. An einer Tankstelle bei dem Ersatzlager machten wir Halt, aber da Sonntag war, gab es nichts. Der Tankwart beruhigte uns, er hätte jemanden, der von einem VW-Bus einen guten Motor hätte, der ca. 30.000 km gefahren sei. Der Motor wurde geholt und mit ca. DM 500 bezahlt und dann mit Hilfe des Tankwartes und unseren Leuten eingebaut. Vom kaputten Motor montieren wir noch die Kupplungsscheibe ab, die noch nicht alt war. Ein Glück, dass wir das gemacht hatten, denn später mussten wir sie noch gebrauchen. Probefahrt, als der Motor drinsaß, und mit großem Jubel ging es dann ab nach Grasdorf, um die anderen Pfadfinder einzuladen und ab nach Kassel usw. Wir bekamen dann vor Hannoversch Münden eine Steigung, und der Motor zog nicht mehr. Wir blieben liegen und mussten uns dann gleich nach Hannoversch Münden zur Werkstatt abschleppen lassen. Wir hatten Glück, der Besitzer war gerade nach Hause gekommen, und als wir ihn baten, doch morgen früh gleich den Wagen in Arbeit zu nehmen, bedurfte es doch unserer ganzen Überredungskunst, um gleich als erste auf die Liste zu kommen. Wir übernachteten dort in Hannoversch Münden in der Jugendherberge und sollten vor 7.00 Uhr nicht aufstehen. Aber wir schafften es dennoch gegen das Verbot des Hausvaters. Um 7.00 Uhr waren wir schon in der Werkstatt und warteten ungeduldig auf unseren Wagen. Man konnte gut unsere Kupplungsscheibe gebrauchen und so kostete die ganze Reparatur uns etwas über 30 DM, was uns sehr freute, denn der Abschleppdienst war doch ausgekocht, mal eben über 60 DM mussten wir blechen.

Nun aber hieß es: Ab die Post, denn wir mussten in Kufstein abends den Zug erreichen. Dabei saß ich über 7 Stunden am Steuer. In Kufstein mussten wir schnell eine Werkstatt finden, wo wir die Wagen abstellen konnten. Eben eine Stunde vor Abgang des Zuges war alles geschafft. Und nun fuhren wir im überfüllten Zug stundenlang unserem Ziel entgegen: Süd Italien. Abends waren wir aus Kufstein abgefahren, und erst am nächsten Tag um 12.00 Uhr mittags waren wir bei Mama Lilie in ihrem Freizeitheim gelandet. Mama Lilie nahm uns sehr freundlich auf und wies uns einen Platz an, wo wir am Strand unsere Kothe aufbauen konnten.

Die nächsten Tage wurden sehr heiß und wir bauten uns aus Schilfmatten ein Dach über dem Kopf. Ohne Schatten war es überhaupt nicht auszuhalten. Am Strand musste man schnell laufen, um zum Wasser zu kommen, denn der Sand war so heiß, dass man sich die Fußsohlen verbrannte. Das Wasser war hier glasklar, aber die Kühlung hielt nicht lange an. Mit dem Essen warteten wir bis zum Abend, am Tag hatte man keinen Appetit. Uns versorgte ein junger Mann mit Früchten, der mit dem motorisierten Dreirad zum Strand kam. Einmal gab es Melonen zum Sattessen.

Wenn wir nicht bis nachmittags faul auf der Haut lagen, gab es auch mal früh morgens eine kleine Bergtour. Ringsherum sind nur Berge, die uns aber nicht so anlockten, weil die Hitze unsere Energie zum Schmelzen brachte. Der Mann von Mama Lilie hatte einen großen Bus gechartert und so gingen wir mit einer größeren Feriengemeinschaft mit ihm auf Fahrt. Wir fuhren Richtung Reggio und von dort in den südlichen Zipfel Italiens. Besichtigten Bergdörfer, die zum Teil verlassen waren, oder alte Kultstätten der Sarazenen. Wir fanden auch ein Grab und eine Tonscherbe nahm ich mit nach Hause. Am Hafen sahen wir die Boote, mit denen die Fischer nachts mit großen Lampen am Bug ihre Fische fangen. Ein Schwert von einem Fisch konnte ich erwerben, um es zu Hause den Angehörigen zu zeigen. Für uns war es eine interessante Fahrt.

In den nächsten Tagen nahmen wir Verbindung zu den Pfadfindern in Reggio auf und luden sie zu einem Strandfest ein. Sie selber luden uns zu einem Pizzaessen ein, was zu einer Pizzaschlacht ausartete, soviel Pizza ließ man auffahren. Abends am Strand fand dann bei einem Lagerfeuer ein tolles Fest statt, mit allerlei Sketchen und einem Ringkampf gegen einen starken Italiener. Alle sahen in ihrem Mann den Sieger, aber unser Reinhard Königsmann, der bei der Polizei war und die Jui Jitsu Griffe kannte, legte seinen Gegner spielend auf den Boden. Wir hatten eine große Zuschauermasse und die war des Staunens voll über unsere Darbietungen und Gesangseinlagen. Natürlich wurden Ansprachen gehalten, auch ich musste tönen. Meine Rede wurde von Mama Lilies Mann von deutsch ins Italienische übersetzt.

Wir hatten auch Verbindung zu den Pfadfindern in Cantana aufgenommen und deren Pfadfinderklause besichtigt. Am 10.8.1965 sind wir morgens ganz früh aufgebrochen und ein Stück mit der Bahn gefahren, bis zum Fährhafen und dann erfolgte die Überfahrt nach Sizilien und mit der Bahn weiter zum Ätna. Den feuerspeienden Vulkan wollten wir unbedingt sehen. Etliche sind dann bis zum Gipfel aufgestiegen. Mir reichte eine bestimmte Höhe, von dort konnte man einiges über den Krater sehen. Am Gipfel roch es nach giftigen Gasen und so war es besser, unterhalb zu bleiben. Von dort ging es dann zum Hafenstadt Messina und zurück ins Lager.

Bevor wir die Heimreise antraten, wurde noch an einem Abend ein Abschiedsfest mit all den Teilnehmern des Freizeitzentrums gefeiert. Hier wurde auch der Tanz der Tarantel aufgeführt, eine wilde Angelegenheit, bei der man ins Schwitzen kam.

Am nächsten Tag gab es dann den berühmten Abschied mit der Bitte vom Ehepaar, doch bald wiederzukommen. Unsere Fahrt ging nun noch nach Pompeji, das wir natürlich ausgiebig besichtigt haben. Pompeji war ja im Jahre 9 von der Asche des Vesuv verschüttet worden und später wieder ausgegraben. Es war dort auch ein Museum eingerichtet, in dem man viele Gegenstände der ehemaligen Einwohner bewundern konnte, auch einen Menschen als Hohlkörper in hockender Haltung, wie ihn die Katastrophe überrascht hatte. Viele Wandmalereien waren wieder freigelegt worden, unter anderem ein Badehaus, das auch Bilder von nackten Menschen darstellte.

Von hier fuhren wir nach Rom, wo wir um die Besichtigung der wichtigsten Kulturstätten nicht herumkamen, unter anderem sahen wir auch die berühmten Katakomben. Eine Übernachtung mussten wir noch in der Jugendherberge Fulda machen, um am nächsten Tag dann Hamburg zu erreichen.

Als Nächstes nahm einen schon wieder die Arbeit und einiger Ärger gefangen. Etwas Freudiges gab es auch, einer unserer treuen Pfadfinder schipperte in den Hafen der Ehe.

Seit geraumer Zeit wohnte Pastor Sorgenfrey im Gemeindehaus. Er ist der neue Pastor der Nathanaelgemeinde, der uns noch allerhand Ärger machte. Einmal konnte er es nicht kapieren, dass die Spielsachen seiner Kinder nicht in den Pfadfinderkeller gehören. Er gab aber nichts auf mein Reden, bis ich ein neues Schloss in die Kellertür setze und er sich damit die Nase stieß. Ein anderes Mal redete er dann über seine Amtsbrüder, auch hier bekam er einen Stups von mir. Dann regte er sich über Gemeindemitglieder auf, die bei uns sind und nicht bei ihm, auch hier hieß es: Alles mit der Ruhe genießen, es kann auch anders kommen, und es kam auch so.

Seit geraumer Zeit hatten wir einen neuen Diakon, Bruder Giering, der dann auch von Sorgenfrey gebraucht wurde. Wir hätten keinen Anspruch auf zwei Diakone. Natürlich nahm uns die Landeskirche den 2. Diakon. Lange war sein Bleiben sowieso nicht, denn er meldete sich zur Personalabteilung der Landeskirche.

Wieder startete eine Herbstfahrt durch die Göhrde. Bei einem Bauern in Domatzen hatten wir ein gutes Quartier. Sein Name war Luther. Natürlich haben wir nach seinen Vorfahren gefragt, er aber konnte sich nicht erinnern. In Polau kamen wir bei Bauer Schmalcke unter. Erst begegnete man uns mit Skepsis. Wir bekamen aber ein gutes Verhältnis zu ihnen.

Am 27.10.1965 wurde vom Diakonischen Amt ein Vormundschaftsverein gegründet, zu dem ich auch gehörte. Am 5.11.1965 wurde mir vom Amt der Freien Wohlfahrtspflege in der alten Börse, Trostbrücke, für 10 Jahre ehrenamtliche Mitarbeit eine Urkunde verliehen. Wieder etwas, um es an die Wand zu hängen.

Nach einem Rot-Kreuz-Kursus in Bötersheim fahre ich am 21.11.1965 bei Glatteis und Schneesturm mit Hangen und Bangen von Bötersheim nach Hause. Dank unserem Herrn, dass alles gut verlaufen ist.

Zwischendurch tat sich ein neuer Arbeitszweig auf: die Altenarbeit. Über die musste im Diakonischen Werk mit Frau Büchsel gesprochen werden. Es ging um eine Anstellung, und die Stelle sollte meine Frau haben, was dann auch bewilligt wurde. Natürlich half ich später mit, weil wir auch die Männer gerne für diese Stunden im Gemeindehaus haben wollen.

Im Dezember hatte ich ein Gespräch mit Bruder Füßinger, im RH lagerten ja viele Möbel, ob ein Klavier darunter sei. Natürlich wäre da eines und Brüder könnten es in die Horner Landstraße bringen, was auch geschah. Es wurde später von einen Klavierstimmer auf Vordermann gebracht.

In der Zwischenzeit waren wir doch noch einmal nach Langeloh gefahren und haben von dort für viele Familien Tannenbäume geholt. Wie immer musste von mir der große Tannenbaum in der Kirche geschmückt werden, dies gehörte schon zur Tradition.

Den Jahreschluss begingen wir mit der Familie in Bötersheim und die junge Gemeinde wollte auch im Haus feiern. Na, dann man viel Spaß.

1966

Den Jahresanfang erlebten wir im Gottesdienst in Tostedt, den Pastor Ruppelt hielt.

Einer unserer Pfadfinder, Uwe Lindemann, hatte nach manchen Schwierigkeiten im Rauhen Haus die Diakonenprüfung bestanden und hat uns mit seiner Frau besucht. Es ging dann später in die Gemeinde nach Rastadt, wo wir ihn im Sommer besuchten und er uns dann da erzählte, der Kirchenrat wollte ihn nicht als Diakon anerkennen und sie nannten ihn Gemeindehelfer. Dies ließ er durch ein Protestschreiben über das Rauhe Haus ändern. Noch heute kann sich unsere Evangelische Kirche nicht allerorts dazu durchringen, das Diakonenamt mit rechter Namensnennung offiziell anzuerkennen. Der Diakonenberuf wird unter ferner liefen als diakonisch-missionarischer Beruf geführt!

Dann kam der Februar mit viel Schnee und Frost, so dass ich mein Fahrrad zur Fahrt ins Gemeindehaus nicht benutzen konnte.

Bei einer Fahrt nach Horst, bei diesem vielen Schnee, konnten wir ein zünftiges Fährtenspiel durchführen. Am Gemeindehaus und rund um die Kirche zusammen mit Pastor Dubbels Schnee geschippt. Anschließend für ein Kinderfest den großen Saal geschmückt, damit die Kleinen auch ihre Freude hatten. Später gab es eine Gemeindeversammlung, die gut besucht war und ich ca. 10 Minuten über meine Arbeit zu sprechen hatte.

Vom Diakonischen Werk wurde ich zu einer Besichtigung des Altersheims Oberaltenallee aufgerufen, wo wir uns mit großen Interesse durch die Häuser führen ließen. War uns aber für die alten Menschen nicht die ideale Anstalt, von wegen mit mehreren Heiminsassen in einem Saal, nee danke!

Auch das noch: In unserem Heim in Bötersheim wurde vom E-Werk die elektrische Anlage durch einen Ingenieur geprüft und etliches beanstandet. Traf ein Abkommen mit dem Herrn, dass wir diese Fehlerquellen selbst beseitigen durften, da ich ja selber vom Fach bin. Wieder noch zusätzliche Arbeit, denn ein Handwerker von draußen hätte viel Geld gekostet und wir hatten ja nichts. Alle Beanstandungen wurden dann zur Zufriedenheit erledigt und so waren wir von dem E-Werkdruck frei!

Wieder musste eine Konfirmandenfreizeit mit Pastor Dubbels in Bötersheim auf mehrere Tage durchgeführt werden, bei der jedes Mal Lisa als Kochmutter dabei war.

Die Spur nach Bötersheim musste in den nächsten Tagen langsam heiß geworden sein, denn so oft hieß es: Fahrt nach Bötersheim.

Bei einer Stammfahrt der Pfadfinder nach Bötersheim haben wir oft auch einige Zeit in einer Erdkate bei den ehemaligen Karpfenteichen verbracht. Diese Erdkate war von Pfadfindern erbaut worden und eine tolle Sache, in der wir immer wieder schön Feuer machen konnten und sonst war das Gebäude prima zum Spielen geeignet.

Zum 1. Mai waren wir mal wieder auf Jubiläumsstammfahrt, diesmal in die Dahlbekschlucht. Aufgabe für die 4 Sippen war es, im Sachsenwald die Lolly-Buche zu finden. Drei Sippen konnten ihre Aufgabe lösen. Uns gefiel das Heim von Anfang an, weil die Hausmutter für Jugendgruppen ein Herz hatte und auch gut kochen konnte. Leider musste das Heim abgerissen werden, weil man den Platz für eine Schule brauchte.

Am 18.5.1966 mussten wir nach Bötersheim, um die Vorbereitungen zu treffen, damit 200 Personen etwas zu essen hatten. Am nächsten Tag, beim Gemeindefest war das Wetter langsam gut geworden, so dass die Wölflinge am Nachmittag das Spiel aufführen konnten „Bart des Propheten“ von Horch, das allerdings lange Texte hatte. Die Zuschauer wunderten sich, die Jugend konnte doch noch auswendig lernen.

Unser Pfingstlager war in Ohlsen. Hatten Quartier bei einer ehemaligen, ausgebauten Schule. Unsere Koten hatten wir draußen aufgebaut und erlebten Ende Mai sehr kalte Nächte. Wir hatten den Jumbo mit, ein sehr dicker Pfadfinderführer von Rahlstedt. Der leistete sich ein tolles Ding: Haute im Wald eine hohe Tanne um und brachte sie als Fahnenmast ins Lager, wenn der vom Förster geschnappt worden wäre, hätte es eine hohe Strafe gegeben. Eine andere Sache leistete er sich, als man das Lager überfallen wollte, blieb der trotz Alarm einfach auf der faulen Haut liegen.

Unser Kirchgang ging in die alte Kirche nach Undeloh, wo der Glockenturm aus Holz an der Seite steht und bei Regen reingeholt wird. Nein, die Kirchtürme sind in den Heidedörfern so niedrig, denn die feindlichen Horden des 30jährigen Krieges sollten die Dörfer nicht ausfindig machen. Zum Ende des Lagers musste ich dann die Pfadfinder in Gruppen nach Marxsen zur Bahn fahren.

Zwischendurch platzte mal wieder eine gute Gelegenheit, in Bahrendorf einen Bauernhof zu kaufen. Man hatte in solchen Dingen Routine: Erst Anschauen von eventuellen Freizeitobjekten und dann immer wieder auffliegen zu lassen.

In Bötersheim gab es eine berühmte 1000jährige Eiche, die von vielen Besuchern bewundert wurde. Eines Tages, an einem warmen Sonnentag, es ist draußen windstill, saßen wir noch unten im Führerzimmer beieinander, als wir draußen ein lautes Krachen hörten. Erst meinen wir, es sei ein Gewitter, aber draußen war danach alles ruhig. Die Ursache des Krachens: Von der 1000jährigen Eiche war ein mordsdicker Ast, der selbst als Baum hätte gelten können, abgebrochen. Dieser abgebrochene Ast hatte ein großes Loch im Stamm hinterlassen. Rogister hatte einen Baumchirurgen kommen lassen, um den dicken Rest der Eiche noch zu retten. Die Eiche ist bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben.

Schon warteten weitere Vorbereitungen auf uns. Eine neue Lapplandfahrt stand vor der Tür, die diesmal besondere Schwierigkeiten beinhalteten sollte. Einmal gab es in diesem Jahr unheimlich viele Mücken und unter anderen bekam H. Günter Beygang eine Gelbsucht, und wir befanden uns mitten in der Wildnis. Es nützte nichts, wir mussten weiter. Schliefen nachts in einer Erdkote und am nächsten Tag ging es über eine wackelige Hängebrücke Richtung Ricksgrenzen, letzte Bahnstation vor der norwegischen Grenze. Fuhren von hier nach Narvik und besuchten unsere alte Jugendherberge. Am nächsten Tag hatten wir gutes Wetter und nutzten es, einmal mit der Seilbahn zu fahren. Am Sonntag besuchten wir einen norwegischen Gottesdienst und den Deutschen Soldatenfriedhof, der sich in einem sehr guten Zustand befand. Leider war unsere Zeit in Norwegen nur kurz bemessen und die Fahrt ging nach Schweden zurück. In Galliware, Eisenbahnknotenpunkt, nahm Aga von uns Abschied und fuhr allein nach Hause zurück. Wir nahmen die andere Richtung Östersund-Mora-Göteborg. Vorher hatten wir in Mora noch auf der Veranda eines Sportheims übernachtet, um dann später die Fahrt weiter fortzusetzen. Von Trelleborg ging dann die Fähre ab nach Travemünde. Hatten nachts auf dem Sonnendeck geschlafen, es war vorher ein heißer Tag gewesen und ein schweres Gewitter blieb nicht aus.

In Hamburg habe ich mich gleich mal um Aga gekümmert, der war schon im Eilbeker Krankenhaus. Der Vater, selbst behindert, wurde in der Zwischenzeit von seiner Schwester betreut.

Zwischendurch schipperte mal wieder ein Pfadfinder den Hafen der Ehe an: Gerhard Meyer ließ sich in der Christuskirche, Eimsbüttel trauen.

Am 25.9.1966 wurde nun endlich das neu umgebaute Gemeindehaus eingeweiht.

Diesmal ging die Herbstfahrt in eine andere Richtung. Wir fuhren bis Bevensen, wurde später Kurort, weil man beim Bohren eine Mineralquelle fand. Unterwegs ging uns ein Junge verloren, den wir aber später wiederfanden. Am Abend waren wir in Bansen, bei Bauer Keysen und hatten es sehr gut. Tille hatte unser Gepäck in einem Anhänger gefahren und so konnten wir ohne Gepäckbelastung durch die Gegend wandern. Wir hatten bei diesem Bauern im Stroh geschlafen. Nur die Jungen machten uns Arbeit, denn sie konnten es nicht lassen, die Strohballen durcheinander zu werfen, also musste alles neu aufgestapelt werden. Unsere Fahrt ging über Hösserringen, wo wir im Wald eine alte Thingstätte besichtigten, dann weiter bis kurz vor der Gerdauer Mühle. Weil der Tag sehr heiß war, ging es nur langsam voran, bis wir bei Bauer Jahn ein gutes Quartier fanden. Natürlich waren die Jungen müde und abgespannt. Die berühmte Geistergeschichte haben die meisten nicht mehr mitbekommen. Am anderen Tag wollte man wissen, wie es denn mit dem Schlossgespenst ausgegangen war. Überhaupt war dies mein Trick, wenn wir abends im Stroh oder Heu lagen, gab es immer eine spannende Geistergeschichte. So konnte man die Jungen immer gut in den Schlaf bekommen.

Bis wir unsere Bahnstation Soltau erreicht hatten, gab es noch mehrere Übernachtungen, für die wir uns schon Wochen vorher angemeldet hatten. In Soltau wurde der Aufenthalt bis zur Ankunft des Zuges mit Schlemmen in einem Cafe verbracht. Wir hatten mit unserer Reisekasse gut hausgehalten und so war dann ein Überschuss da, der dann am Ende der Fahrt vernascht wurde. Dies war dann der letzte Höhepunkt einer Herbstfahrt.

Zum ersten Mal durfte ich eine Andacht in der Kirche halten. Es war am 25.10.1966. Später, als Pastor Dubbels nicht konnte, wurde es sogar eine Sonntagspredigt über die Berufung des Petrus. Immerhin mussten 18 Jahre Dienst in dieser Gemeinde vergehen, bis solche Zulassung erteilt wurde!

Eine neue Arbeit kam hinzu: Wir nahmen den Turnbetrieb auf und konnten dafür in der Weddestraße die Turnhalle mieten. Nur war ich noch nie ein guter Turner, aber mit ein bisschen Mut gelang es uns, einen Turnbetrieb zuwege zu bringen. Der Mittwoch war dann der Turntag.

Dann musste wieder Quartier besorgt werden, und diesmal ging es Richtung Harsefeld-Orensen, dort hatten Pfadfinder eine alte Walkmühle wieder neu aufgebaut.

Am 1.12.1966 wurde im Beisein von Frau Büchsel die Altentagestätte eingeweiht. Meine Frau, als neue Leiterin für die erste Tagesstätte überhaupt in der Gemeinde, hatte für Kaffee und Kuchen gesorgt. Wir mussten uns Frau Büchsel als Freundin erhalten, denn aus Ihrem Etat für Altenarbeit ist dann manches Stück Geld in unsere Gemeinde geflossen. Immerhin konnten wir die Altentagesstätte mit 25 Personen eröffnen. Schon am nächsten Tag hatten wir 10 Männer, die in einen Nebenraum Skat spielten und dabei stark rauchten. Dafür musste später ein Ventilator eingebaut werden, sonst hielt man es in dem Zimmer nicht aus. Nach einer gewissen Zeit, die Tagesstätte war Tag für Tag am Nachmittag ab 14.00 Uhr geöffnet, und es kamen immer mehr Männer, die erstaunt waren, solch schöne warme Räume vorzufinden. „Ja,“ sagte ich, „ihr hattet gemeint, die Kirche hättte nichts für euch. Ihr seht es ja und wofür habt ihr mal Kirchensteuer gezahlt?“ Die Männer hatten wir eine lange Zeit bei uns, bis sie zur Arbeiterwohlfahrt abwanderten, denn die Behörde hatte denen einen neuen Pavillon hingestellt und gegen die Kirche musste nun mal Konkurrenz sein. Zu bieten hatten sie nur äußere Dinge, bei uns aber gab es auch noch eine eiserne Ration für den inneren Menschen.

In der Walkmühle hatten wir uns am 2. Advent gut eingelebt, wenn auch der alte Ölofen im Tagesraum nicht gut funktionierte; er qualmte oft. Dafür machten wir die Bekanntschaft mit dem Stammführer des BDP, Karl Daumeyer, der uns viel von dem Aufbau der Walkmühle erzählten konnte. Am Abend hatten wir unsere Adventsfeier. Mit Liedern und Adventssprüchen wurde die Feier ausgestattet. Natürlich hatten wir auch für einen bunten Teller gesorgt, somit bekam der Gaumen auch etwas ab.

Als wir wieder im Haus waren, ging schon wieder die Fahrt an, um Tannenbäume aus Langeloh zu holen. Damit die Alten auf den Weihnachtsfeiern gut hören konnten, wurde immer wieder die Lautsprecheranlage vom Männerwerk geholt und aufgebaut. Sammlung für Weihnachten, Geld zählen, Pakete ausgeben und den Tannenbaum in der Kirche aufstellen, waren Arbeiten, die jedes Jahr anfielen. Eines stellten wir Jahr um Jahr mit Freuden fest, der Mitternachtsgottesdienst wurde immer besser besucht. Am 24.12.1966 besuchte uns ein ehemaliger Pfadfinder, Axel Werner, aus Amerika. Wir haben uns riesig gefreut, als er in der Kirche aufkreuzte.

1967

Der 1. Januar 1967 fiel diesmal auf einen Sonntag. Wir waren morgens in der Kirche und hatten später einen freien Tag. Auf Grund der vielen Arbeit vor dem Fest gab es meistens um Neujahr herum ein paar Tage zum Ausspannen, bevor der Betrieb wieder anging mit den vielen Aufgaben.

Wir hatten Glück, es gab viel Schnee und dann war das Wandern durch den verschneiten Wald besonders schön und reizvoll.

Natürlich fing danach der tägliche Betrieb in der Tagesstätte wieder an, und Lisa musste ab 14.00 Uhr auf dem Posten sein.

Was meistens einen Tag aufhielt, war das Ausschmücken des Saals für das nächste Kappenfest. Jedes Kappenfest stand unter einem neuen Motto: Piratenfest, Pigalle oder Alt-Hamburg, Hummel, Hummel usw.

Dann wurde Holz aus dem Sachsenwald geholt und mit den Wölflingen ein Raum im Keller zur Blockhütte umgestaltet. Dies nahm auch mehrere Tage in Anspruch. Als die „Blockhütte“ fertig war, wurde sie feierlich eingeweiht, und sie ist heute noch ein Stolz der Pfadfinder.

Dann kam wieder etwas Neues hinzu: In Oldenfelde wurde mit Absprache von Pfarrer Jessel eine neue FCP gegründet, die Jumbo leitete, der uns jedoch später viel Ärger bereitet hat. Dann gab es auch bei uns Ärger. Man wollte die FCP ausbooten und mich abschieben. Es ging um den leidigen Jugendpflegefond und um die Blockhütte, war doch ohne Erlaubnis des Kirchenvorstandes entstanden. Aber es ging alles vorüber, nur Geduld liebe Seele, die Einsichten kamen doch, wenn auch später!

Am 25.2.1967 war die Trauung von Dietmar B. mit Antje L., die dann fröhlich im großen Kreis im Schetelighaus Bötersheim gefeiert wurde. Es gab viel Arbeit in der Küche für Lisa, die mit Hilfe von Möllers das Hochzeitsessen bereitete. Bis in die Nacht hinein wurde gefeiert. Am anderen Morgen wurde die ganze Gesellschaft mit einem Choral geweckt und nach dem Kaffee die Morgenandacht gehalten. Der Tag selbst stand der Hochzeitsgesellschaft zur Verfügung und wurde mit Spaziergängen ausgefüllt. Um 18.00 Uhr waren wir dann wieder in Horn.

Am Pagenfelder Platz wohnte ein altes Gemeindemitglied, Frau Ohlhöft, bei der wir oft zu Besuch waren. Diesmal musste eine Antenne für ihr Radio gerichtet werden, so was gab es auch!

In Bötersheim im Haus war die Kellertreppe sehr ausgetreten. Hans-Günter, unser Aga, nahm Maß und setzte neue Stufen ein, was eine Verbesserung für das Haus war.

Vom Ortsamt kamen über Frau Becker einige Hinweise auf ältere und behinderte Leute.

Es musste ja mal wieder eine Wölflingsstammfahrt sein, die ins Heim der fahrenden Gesellen nach Marxen ging. Das Heim war sehr primitiv. Beim Feueranmachen im Tagesheim, fiel von der hinteren Wand am Ofen der Stein heraus, so dass kein Feuer gemacht werden konnte. Das Plumpsklo befand sich am Rand des Geländes. Interessant war das Innere. Aus Eisenbahnabteilen hatte man die Schilder abmontiert und hier angenagelt. Da waren Sprüche drauf wie: „Nicht aus den Fenster spucken“ oder: Die Dame mit der Hutnadel solle ihren Hut gut festhalten beim Geschäftemachen, und noch eines: „Bitte nicht die Notbremse ziehen“, zum ziehen gab es aber nichts. Wir waren ja mehrere Tage im Heim, war das Essenkochen eine Qual, denn der Herd brachte nichts und war zu klein. Sonst konnten wir uns trotz Schnee und Eis gut im Gelände tummeln, denn es war dort ein waldreiches Gebiet. Bevor wir dann abgezogen sind, wurde die Bude noch auf Hochglanz gebracht. Unser Motto hieß immer: Alles so verlassen, dass man mal wieder kommen darf.

Trotz Regen und Sturm waren wir am 23. März 19676, dem Gründonnerstag um 16.30 Uhr im Haus. Diesmal feierten wir Ostern ohne Fahrt, hatten also auch mal frei für die Familie. Nach Ostern mussten wir unsere liebe Gemeindeschwester verabschieden, die nun in ihr Mutterhaus zurück ging.

Zwischendurch wurde der 2. Raum für die Pfadfinder als Zelthütte eingerichtet. Hatte einen Ballen Rupfen als Sackleinen gekauft und dies dann geklebt und aufgehängt. Später kam dann die Feuerwehr und nahm die Räume ab, aber erst einmal gab es eine Auflage gegen Brandgefahr. Mussten die Zelthütte und Blockhütte mit einer Flüssigkeit bestreichen, die das Material unbrennbar machte. Die Flüssigkeit stank so stark, dass man längere Zeit Hustenanfälle erlitt. Auch diese zusätzliche Arbeit musste gemacht werden, hieß es doch: „Ihr habt diese Räume eingerichtet und nun seht man zu, wie ihr damit fertig werdet.“

Am 28.4.1967 haben wir im Rauhen Haus wird die Grundsteinlegung für das Brüderhaus mitgefeiert, es war 15 Uhr nachmittags.

Übers Wochenende haben wir mal eine kleine Spritzfahrt zu Schwester Käthe in ihr Mutterhaus bei Minden unternommen. Nach langem Suchen waren wir doch noch bei ihr gelandet. Sie freute sich riesig, mal alte Bekannte aus Horn zu sehen. Am nächsten Tag fuhren wir am Steinhuder Meer entlang, um wieder nach Hause zu kommen.

Am 2. Mai 1967 schaute ich mir in Trittau-Billetal das Altenheim an, das von den Gebrüdern Schulz geleitet wurde. Die drei Brüder waren jeweils für ein Heim zuständig, eines in Wittenbergen an der Elbe, ein anderes als Wohnheim am Lütjensee. Das Heim am Lütjensee wurde von einem Herrn aus der Martinsgemeinde bezogen. Das Haus Billetal war für unsere Gemeinde wichtig. Oft konnte ich in Hamburger Altenheimen keinen Platz bekommen, aber im Billetal wurde es immer möglich gemacht. Noch vor kurzem musste unsere Tante Erna schnellstens in ein Heim, weil sie sich draußen nicht zurecht fand. Nirgends war eine Möglichkeit, nur im Billetal.

In den Pfingsferien hatten wir unser Lager bei heißem Wetter wieder in Olsen. Und so waren wir oft im Freibad in Hanstedt, natürlich der dicke Jumbo immer dabei. Für die Jungen und Zuschauer im Bad: die wandelnde Badewanne. Natürlich wollte man das Lager nachts überfallen, aber unsere alten Pfadfinder mussten sich geschlagen geben, denn die Lagermannschaft war auf Draht. Bei Lagerspielen, Sport und Feuerrunde erlernten die Pfadfinder das Bumerangwerfen, was einen tollen Spaß machte.

Am 12. Juni 1967 begann die erste Stadtranderholung für unsere Gemeinde. Morgens ging es los und abends waren wir wieder in Horn und zu Hause: Reisen ohne Koffer. Natürlich nutzen wir für diese 14 Tage das Schetelighaus. Frau Wietholz kochte für die Gruppe von über 50 Personen. Man hatte es ja bei gutem Wetter herrlich. Wir hatten Liegestühle und Sonnenschirme angeschafft, und so konnte man im Garten herrlich ruhen. Wenn wir abends im Bus heimfuhren, wurde meistens tüchtig gesungen. Am letzten Tag der Stadtranderholung gab es im Garten bei Kaffee und Kuchen und vielen Spielen eine Abschiedsfeier.

Wieder gab es eine Familienfreizeit mit Überraschungen. Die meisten Teilnehmer waren in Bötersheim, nur eine Frau mit 4 Kindern fehlte, der wir von der Gemeinde einen Platz möglich gemacht hatten. Da sie geschieden war und über wenig Geld verfügte, hatte die Gemeinde einen Großteil des Verpflegungssatzes bezahlt, fahren wollte ich die Familie schon. Als alle in Bötersheim waren, fehlten sie also. Also ich zur Hasencleverstraße und die Familie mit den Bus abgeholt. Vorher war ich schon mit Karl Görlich bei ihr gewesen. Es war ein zweifelhaftes Frauenzimmer. Der geschiedene Mann kam einmal in der Woche, um sich die Haare schneiden zu lassen, aber in der Wohnung und dem Schlafzimmer sah alles anders aus, als normal. Die Kinder spielten draußen, als wir kamen und fragten: „Onkel, wollt ihr zu meiner Mutter?“ Allein machte ich die Besuche nicht mehr. Also, den Verein in den Bus geladen und ab nach Bötersheim. Unterwegs riefen die Kinder: „Guckt mal, was für Tiere dort auf der Wiese!“ Die 3 Kleinen kannten nicht mal Kühe. Man merkte es den Kindern an, die Mutter hatte sie nicht ordentlich betreut. Im Heim hatten wir erst Schwierigkeiten, als der Badetag kam und Heinz Schlicht den Bademeister machte. Was haben die 3 Kinder für einen Aufstand gemacht, bis Heinz sie endlich in der Badewanne hatte. Anscheinend waren sie in ihrem Leben noch nie gebadet worden. Das 4. Kind war noch ein Säugling und war die meiste Zeit im Schlafraum. Wir hatten der Familie den unteren Schlafraum ganz zur Verfügung gestellt. Abends hatten wir dann keine rechte Kontrolle über diese Frau. So passierte es, dass sie eines Abends Richtung Tostedt auf die Vergnügungstour gegangen war und uns die schreienden Kinder überlassen hatte. Natürlich gab es am nächsten Morgen ein Donnerwetter, das nur so durchs Haus dröhnte. Wir stellten fest : So einem Flittchen war einfach nicht zu helfen, wenn es sich auch nicht helfen lassen wollte. Die Kinder sind ihr später von der Behörde weggenommen worden. Schade um so ein Menschenkind! Ansonsten aber durften wir die Freizeit harmonisch beenden.

Dann bekamen wir eine neue Auflage: die Treppenaufgänge mussten feuerfest sein. Also mussten unterwärts Gipsplatten untergenagelt werden. War keine leichte Arbeit und etliche halfen mit.

Gleich wenige Tage später starteten wir mit einer kleinen Gruppe zur Rumänienfahrt. Unterwegs erlebten wir einmal die Sperrung der Autobahn wegen Auffahrunfällen und auch sonst gab es wegen eines Unwetters so einige Autounfälle. Über Salzburg ging es nach Wien, wo der Stephansdom besichtigt und Kaffee getrunken wurde, bis es zur Grenze ging. In Gattendorf, im Wirtshaus, übernachteten wir und trafen sehr nette Leute vor. An der Ungarngrenze ging es stalinistisch zu, mussten eine Stunde warten, bis es weiterging. Waren die Straßen in Ungarn schlecht! In Budapest haben wir in einem Hotel gegessen, war mal früher pompös gewesen, jetzt alles verblasst. Bummelten durch die Stadt: Das Parlamentsgebäude ist toll und die Eisenbrücke mit ihren Bögen über die Donau; kann sich sehen lassen. Vor der rumänischen Grenze haben wir auf einem Campingplatz geschlafen. Hatten nur noch Matratzen frei. Einen Tag später fuhren wir in ein Gewitter und erleben, wie ein Blitz in einen Heuhaufen fuhr und ihn entzündete. An der rumänischen Grenze ging die Abfertigung zügig voran. Am Abend entdeckten wir auf einem Feld eine Heuhütte, die sofort in Beschlag genommen wurde. Nachts störten uns die Mäuse, die hier ihr Quartier aufgeschlagen hatten. In einem Dorf, Wespberg, besuchten wir den deutschen Pfarrer, der uns von seinen Schwierigkeiten in der Arbeit erzählte. Gottesdienst war kaum. Die Kirchen wurden nur als Kulturdenkmäler erhalten. Wir besichtigten auch so eine Kirche, die nur Bretter als Bänke aufzuweisen hatte. Dann ging die Fahrt weiter nach Bukarest: Ganz interessant mit den breiten Straßen. Hier kauften wir etwas Obst und fuhren weiter auf Constanza zu. Unterwegs auf der Straße wollte uns ein Mädel ein Quartier andrehen, wir aber dankten. Abends waren wir auf der Seite von Mamaia, an der Küste am Schwarzen Meer. Am Strand, weit hinter den großen Hotels, hatten wir ein einsames Plätzchen gefunden und schlugen unser Lager auf. Hier hatten wir eine tolle Brandung und erlebten heiße Tage, so dass die Gefahr eines Sonnenbrandes nicht mehr fern war. Es kam heimlich ein deutscher Junge aus Siebenbürgen zu uns und erzählte von den Schwierigkeiten, die die Rumänen den Deutschen machten. Machten auch noch eine Bekanntschaft mit einem Lehrer, der aber sehr stalinistisch angehaucht war. Besichtigten Constanca, gingen in eine Moschee und ins Rathaus. Später, gegen Abend, wurde in ein Cafe gegangen, war aber nichts Besonderes. Erlebten eine Hochzeitsgesellschaft und abends gesellte sich zu uns ein Nachtwächter, der viel zu erzählen hatte, weil der Wein ihm die Zunge gelöst hatte.

Am 24.7.1967 brachen wir vom Schwarzen Meer auf und fuhren in die Karpaten und besichtigten bei Harzu eine der berühmten Kirchenburgen mit ihren herrlichen Malereien. In der Nähe zelteten wir in unseren Kothen, wenn auch Aga brummte, er fühle sich wohl nicht so, wie es sein solle. Am nächsten Tag ging es auf der staubigen Straße weiter. Obwohl ich gewarnt hatte, ging die Fahrt bis in die Nacht. Es war nicht ungefährlich, nachts zu fahren, weil die Fuhrwerke unbeleuchtet fuhren und man sie sehr spät erkannte. Morgens waren wir dann in Timordora und landeten dort auf dem Markt. Viel Getriebe war um uns herum, als wir mit den westdeutschen Autos auf dem Markt standen. Erst guckten wir uns die Markthallen an, in der Kolchose-Halle gab es nichts zu kaufen, in der anderen Halle, wo die Privaterzeuger anboten, war alles zu haben, allerdings für höhere Preise. Wir hatten von zu Hause ein paar Sachen mitgebracht, u.a. Nylonstrümpfe, die wir anboten und die uns förmlich aus der Hand gerissen wurden. Wir hatten am Wagen den Gepäckraum geöffnet und mussten aufpassen, dass man uns die Sachen nicht herausholte. Einer hatte schon den Schlafsack in der Hand, den wir ihm aber schleunigst wieder abnahmen. In der Gruppe, die uns umgab, trat plötzlich ein Mann hervor, der sich als Parteifunktionär vorstellte. Er machte Kuddel das Angebot, den VW-Golf gegen Fleisch einzutauschen. Aber mit uns war in dieser Hinsicht kein Geschäft zu machen. Darauf lud er uns zum Essen ein, was wir gerne annahmen und mal tüchtig rumänisch essen konnten. Es war etwas außerhalb in einem Waldlokal. Beim Essen gab es natürlich Gespräche über den Westen. Dabei mussten wir auf der Hut sein, nicht von einem Spitzel der Partei hochgenommen zu werden. Wir machten uns nach dem Essen mit einem Dank schnellstens auf den Weg, durchfuhren Siebenbürgen, ein Land wie im Schwarzwald, aber deutsche Bewohner, drangsaliert von den Rumänen. Auf der Fahrt nach Zagreb, auf der Autoschnellstraße, erlebten wir noch ein schweres Autounglück. Überhaupt war die Straße an den Rändern von Autoschrott übersät, dass einem Angst und Bange wurde, diese Strecke zu fahren. Als wir zur Grenze kamen, hatte uns der Regen wieder eingeholt und blieb auch noch in Österreich unser treuer Begleiter. In St. Michael, Österreich, gingen wir in einem kleinen Hotel schlafen, waren nette Leute, aber unsere Geldbörse erhielt ein ziemliches Loch. In zwei Etappen über Bamberg und Saale erreichten wir dann am 29.7.1967 wieder wohlbehalten das Gemeindehaus.

Ha, die Wiethölzer hatten schon am 6.9.1967 ihre Silberne Hochzeit, das wurde mit der Gemeinde groß gefeiert. Erst Gottesdienst und dann mit einer großen Besucherschar in Bötersheim mit großem Bahnhof, wie man es nennt. Der Tag nahm einen harmonischen Lauf, und unsere Kinder werden das übrige dazu beigetragen haben.

Am 12. September, dem Gründungstag des Rauhen Hauses sind wir um 19 Uhr zur Einsegnung der neuen Diakonen gewesen.

Schon wartete die nächste Altenfahrt auf uns und es ging mit der Gruppe in die Waldhalle bei Büchen. War das eine beendet, ist auch die nächste Aufgabe da. Fuhr mit Lisa auf Quartiersuche für die Herbstfahrt. So etwas nimmt meistens den ganzen Tag in Anspruch.

Unsere Herbstfahrt ging in den Raum von Danneberg, und wir machen auf einem Gut Grabow zum ersten Mal Quartier und lernten neue Alte Herrschaften mit ihren Ansichten kennen. Sonst kamen wir in den nächsten Tagen beim Bürgermeister in Gulden unter und in Weste beim Kirchenvorsteher. Dies soll auch mal vermerkt werden, was nicht immer zutraf: In Karwitz Leesen beim Bauern Klafforth, bekamen wir die Milch umsonst. Am letzten Tag wanderten wir nach Lüneburg. Mussten tüchtig tippeln, waren etwa 7 km vom Weg abgekommen, und dies bei fürchterlichem Regen.

Schon am 8.10.1967 gab es einen großen Gemeindeausflug mit 3 Bussen und vielen PKW’s. Dann wurde auch mal wieder von der Gemeinde ein Betriebsausflug gemacht. Bruder Stahl hatte ein nettes Lokal in Brunsbüttelkoog gefunden, wo wir dann zu Mittag einkehrten. Wir waren 24 Leutchen. Am Nachmittag gab es gutes Wetter, und wir konnten an der Elbmündung die Schiffsbewegungen beobachten.

Dann war mal wieder eine Abrechnung für das Schetelighaus in Bötersheim bei Rogister fällig. Dies wurde aber meistens mit Frau v. Rogister vorgenommen, denn das Haus, von dem großen Erbe von Weihe, war nur noch ihr Eigentum, über dass sie verfügen konnte. Wenn wir nun bei den Abrechnungen sind: Es gab ab und an mit der Sozialbehörde und deren Vertretern für Altenarbeit wegen des Fahrendes Mittagstisches lange Abrechnungen und Besprechungen über die Essengebühr, die die Rentner zu zahlen hatten.

Am 29.9.1967 wurde in Mecklenbeck die Martin Luther Kirche eingeweiht. Hatte aber keine Meinung hinzufahren und habe ein Telegramm geschickt. Wie mir später vom Studienrat Schmidt berichtet wurde, musste er über die ersten Anfänger in Mecklenbeck berichten. Beinahe wäre dies auch noch unter den Tisch gefallen. Irgendwie hatte ich so eine Ahnung: Es ist ja meistens so, dass sich die Pastoren die Federn an den Hut stecken, die einmal der Joseph, wie man sagt, gerupft hatte.

Um einen besseren Kontakt zu den Lehrern in der Pachthof-Schule zu haben, hatten wir eine Lehrerversammlung mit Besprechung über Religionsthemen eingeladen.

Natürlich mussten dann wieder die Tannenbäume von Bauer Röhrs in Langeloh geholt werden. Anschließend gab es mal eben eine Weihnachtsfeier der Stadtranderholer zusammen mit den Besuchern der Altentagesstätte.

Mit Dietmar, der in Rocklum amtierte, hatten wir eine Absprache getroffen, wir wollten am 1. Advent bei ihm sein und feiern. Also fuhren wir am Sonnabend los, hatten zuerst starken Nebel, aber kamen dann gut durch. In Wolfenbüttel holte uns Dietmar ab, und es wurde dann noch ein schöner Abend. Am Sonntag waren wir um 9.00 Uhr in der Rocklumer Kirche. Lisa half dann der Antje, das Essen zu machen, und später schauten wir uns die nahgelegene Zonengrenze an, die keine 5 km von hier entfernt war. Bei Regen und Sturm fuhren wir dann wieder um 16.30 Uhr zurück, und waren um 20.15 Uhr wieder glücklich im Hause. Für die Kinder war dies ein Erlebnis.

Jetzt gab es in diesem Jahr eine Überraschung. Viel Schnee und Glatteis machten uns zu schaffen. Beim Fahren mit dem Auto nach Schneverdingen, war es eine ganz gefährliche Fahrt, denn der Wagen wollte immer wieder von der Fahrbahn abrutschen. Bei der Adventsfahrt nach Bötersheim ebenso, zweimal hatten wir die Pfadfinder von Appelbüttel bei Schnee und Eis geholt.

Hatte mal beim Eingang zu Bötersheim das alte Mühlenrad bei Schnee fotographiert, was später abgerissen wurde und nun konnte ich der Familie v. Rogister so eine Aufnahme schenken, die viel Freude auslöste.

Am 13.12.1967 fand mal wieder eine große Weihnachtsfeier mit 280 Personen im großen Saal statt, bei der immer wieder besondere Darbietungen stattfanden: Einmal das Mandolinenorchester von der Hochbahn und dazu ein plattdeutscher Redner.

Auch das noch, am 24.12.1967 zur Christvesper und beim Gottesdienst Küster gespielt. Nach der Weihnachtsfeier bekam ich über Bruder Jahnke die Aufgabe, für die Diakonfreizeit die Bibelarbeit zu halten. Darauf kommt noch einige Arbeit auf mich zu. Sonst verlebten wir den Jahresabschluss in Bötersheim.

1968

Lisa und ich sowie eine gute Helferschar veranstalteten alle vier Wochen im großen Saal eine Zusammenkunft mit Mittagessen für unsere Alten. Nach dem Gottesdienst ging man in den großen Saal, der schon für das Essen vorbereitet war, alles war schon einen Tag vorher in die Wege geleitet worden, von den Besorgungen der Verpflegung bis zum Kartoffelschälen. Es musste meistens für über 50 Personen gesorgt werden. Das Essen bestand aus mehreren Gängen, natürlich auch mit Nachtisch. Kuchen für den Nachmittag wurde auch in der Küche gebacken. Zuerst war ja diese blöde Teeküche für so einen Großeinsatz überhaupt nicht recht zu gebrauchen, aber mit der Zeit wurde dann aus dem hässlichen Entlein auch eine ganz tolle Küche. Geschirr und auch bessere Tischtücher wurden angeschafft. Nach dem Essen mit einer kleinen Pause, wurde dann bis zum Kaffeetrinken so allerlei geboten. Auch Anna Groth kam mit ihrem Chor zur Darbietung. Es gab Vorträge oder Erlebnisberichte, so wie das Angebot eben war.

Zu Ostern bekamen einige Alte eine Adresse von Kranken, denen sie noch vor dem Essen ein Blümchen als Ostergruß brachten.

Die Tagung der Diakone wurde nun auf meinen Vorschlag gleich am Anfang des Jahres gemacht, weil dann die Arbeit in den Gemeinden noch nicht auf Touren gekommen war. Auf dieser Freizeit im Harz hatte ich nun die Bibelarbeit zu halten, von der ich noch heute einige Bruchstücke weiß. Wie sie angekommen ist, kann ich nicht sagen; jedenfalls war ich froh, sie gehalten zu haben!

Von unserer Wohnung bis zum Gemeindehaus war am Tag mehrere Male immer ein Fußmarsch von 20 Minuten nötig. Um diese Strecke schnellstens zu überbrücken, fuhr ich hauptsächlich mit dem Fahrrad. Dabei kam es auch mal zu einen Unfall, wobei ich mir das Bein ganz schön aufkratzte.

Dann kam zwischendurch zu anderen Hausbesuchen auch der Krankenhausbesuch zu Aga dazu, der an Krebs erkrankt war und dem es mit der Zeit immer schlechter ging.

Um immer mal wieder einen neuen Zeltplatz zu haben, war es notwendig neue Plätze zu erforschen. Die Gemeinde St. Gabriel hatte in Gudow eine Möglichkeit, die wir uns mal ansehen mussten, ob die was taugte. Bruder Herman hatte dort eine Baracke aufgestellt, aber es war nichts für uns.

Frau Brinkmann, die im Altenheim Billetal war, hatte Geburtstag. Also los mit 4 Alten auf zum Besuch.

Alle Jahre wieder, am 3. Februar, war die Ansgar Feier in St. Petri, wo wir uns immer für den Ordnungs- und Kollektendienst einsetzten. Danach gab es dann im Gemeindehaus Kreußlerstraße ein Knackwurstessen mit Kartoffelsalat.

Im Gemeindehauskeller war oft noch einiges zu verbessern. Leitungen wurden verlegt oder im Saal musste für das Kappenfest, das unter dem Motto „Lumpenball“ stand, viel ausgeschmückt werden. Am Sonnabend, dem 17. Februar 1968 ging der Ball mit über 80 Personen über die Bühne, und Lisa und ich waren erst um 4.00 Uhr nachts im Haus, aber am Sonntag durfte der Kindergottesdienst nicht ausfallen, also wieder an Deck! Oft musste Herr Glodeck aus der Geest geholt werden, der behindert, und mit seiner Familie ein treues Glied der Gemeinde war.

Ab und an gab es dann zur Abwechslung mal Meinungsverschiedenheiten mit den Pastoren über die Jugendarbeit und die Räume, was aber nicht lange andauerte.

Dann liefen die Vorbereitungen für den Rumänienabend an. Ausschmücken, Üben und nochmals Üben. Dafür war dann der Abend mit Erfolg gekrönt. Für unsere Arbeit fiel dann auch noch manches Geld ab, nach der Methode: Eintritt frei, aber Austritt war nicht kostenlos! Mancher Eltern- und Gemeindeabend bekam noch eine besondere Note. Unser Horst Tecklenburg, genannt Teckel, verstand es, so ein Fahrtenereignis in Verse zu kleiden, meistens nach einer Melodie mit einer Leierkastenmusik. Diese Handorgel wurde bei Dettmering, Steindamm, ausgeliehen und kostete Miete.

Immer wieder wurden Besuche bei Aga im Krankenhaus gemacht, dessen Zustand sich von Woche zu Woche verschlechterte.

Eines unserer Gemeindemitglieder hatte sich als Meister seines Berufes als Maler etabliert und bekam dann eines Tages den Auftrag im Gemeindehaus Malerarbeiten durchzuführen. Dies wird deshalb erwähnt, weil der Jürgen Auneckens von früh an in unserer Jugendarbeit zu Hause war und wir sein Werden als jungen Meister miterlebt hatten.

In dieser Zeit kam auch eine verhängnisvolle Theologie zum Zuge: die Gott-ist-tot-Theologie wurde propagiert. Natürlich lebte für viele Gott in dem Sinne, wie Jesus Christus den Glauben verstand, nicht mehr, hier war er tatsächlich tot. Aber sonst lebt er in seiner Gemeinde in der Kraft des heiligen Geistes bis zur heutigen Stunde.

Bei einer Freizeit von Bötersheim erlebte ich, dass ein Junge sich beim Spiel das Knie aufhaute und wir schnellstens zu Dr. Pieper, der hier unser Hausarzt war, nach Tostedt fahren mussten, um den Jungen verarzten zu lassen. Dabei musste die Polizei meinen Wagen wegen Falschparkens aufschreiben. War wütend, denn später wurde gerade dieser Platz ein Parkplatz. Immerhin musste ich zur Polizei und 5 DM Strafe bezahlen.

Dann musste für mehrere Tage eine Konfirmandenfreizeit durchgeführt werden. Ein Nachtspiel wurde durchgeführt, dass bis tief in die Nacht dauerte. An einem Tag lief eine Schnitzeljagd an und der letzte Abend wurde mit einigen lustigen Stunden durchgeführt. Wegen des Fahrgeldes, was schon damals nicht gering war, habe ich die Gruppe in mehreren Etappen zur Bahn gefahren. Es war dann nur noch eine kleine Strecke mit der Bahn, die uns dann nicht so teuer wurde.

Was wir schon lange geahnt hatten und unausweichlich wurde, unser lieber Aga verstarb am 1.4.1968. Es war für viele Pfadfinder ein Schock, und man musste sich auf den letzten Gang mit ihm einstellen. Der Vater war bei der Schwester in Stellingen untergebracht, und hier wurde dann auch etliches wegen der Trauerfeier besprochen. Am 8.4.19668 wurde dann in der Kapelle am Schiffbekerweg die Trauerfeier unter großer Beteiligung von Kirchenvorstand, Gemeinde und Pfadfindern begangen. Pastor Dubbels hielt die Trauerpredigt und mit großer Bewegung folgten wir seiner Rede, die auch bei aller Traurigkeit das Evangelium und die Zusage unseres Herrn Jesus Christus durchscheinen ließ. Anschließend saßen wir an einer Kaffeetafel noch ein Weilchen beieinander.

Zwei Veranstaltungen mussten nochvorbereitet werden: Einmal ging es um den Gemeindeausflug, der zum Sunderhof bei Hittfeld gehen sollte. Dann war da die Pfingstfahrt und dafür gelang es, in Reimerdingen ein altes Bauernhaus mit einem Zeltplatz zu chartern.

Dann wurde eine Besprechung mit dem Busunternehmer durchgeführt. Er sollte diesmal die Pfadfinder nach Schweden fahren und dabei auch allerlei mitnehmen. Diese Verhandlung verlief positiv und wir konnten für den Sommer planen.

Soweit wir in Hamburg waren, sind Lisa, ich und die Kinder Ostern früh morgens an Wicherns Grab gewesen und haben mit den Rauhhäuslern eine Feier mitgemacht.

Am Sonntag, dem 5.5.1968, zogen wir mit der Gemeinde zum Sunderhof. Der Gottesdienst wurde durch den Chor von St. Gabriel verschönt. Am Nachmittag hatten die Pfadfinder eine Arena mit Zeltwänden aufgebaut, und es wurde ein Lagerzirkus vorgeführt und viele lustige Spiele durchgeführt. Zum Schluss wurde der Tag mit einer Andacht beendet. Wir hatten zum Anfang große Bedenken, denn es war schlechtes Wetter, was sich aber ab Mittag so änderte, dass wir "eitel Sonnenschein" hatten.

Immer wieder war im Schetelighaus etwas los. Vorher hatte ich für den Essenaufzug ein neues Tau besorgt, weil das alte nicht mehr langte. Also wurde das neue Tau von uns eingebaut, was auch prima klappte, aber alles kostet seine Zeit. Danach habe ich mit Kuddel Hein in Reimerdingen die Kothen aufgebaut. Dann Besorgungen für die Verpflegung gemacht, auch etliches aus Bötersheim geholt.

Lisa wurde in dem alten Bauernhaus einquartiert, wo sie in einem Zimmer ihre Schlafstatt hatte. Nur zum Pfingstmorgen wurde sie im Schlaf geweckt, denn vor dem Haus sangen grölten Bauernjungen ihre Lieder und stellen nach alter Sitte einen Maibaum auf. Nun musste immer der Beschenkte einen aus der Flasche geben, was aber bei Frau Wietholz nicht geschah und darauf die Bauernjungen: „Die Alte, die ist geizig!“

Am Pfingssonntag morgen waren wir in Wolterdingen in der Kirche und die große Schar von Pfadfindern fiel natürlich auf.

Der Platz auf dem unsere Kothen standen, war glücklicher Weise trocken, sonst waren die Wege suppig. An einem Tag war das Wetter so mies, dass wir unsere Bibelarbeit in der Scheune halten mussten. Dann kam wieder ein guter Tag, und die nassen Klamotten konnten in der Sonne getrocknet werden. Abends gab es eine zünftige Feuerrunde. Kuddel Hein hat das Lager gefilmt und so gab es für die Nachwelt eine gute Erinnerung.

Danach fuhr uns Josenhaus einen gestifteten Kühlschrank nach Bötersheim, den wir dort ganz gut brauchen konnten.

Danach lief schon wieder die Stadtranderholung an, für die Lisa als Kochfrau mal wieder tätig war. Wer meint, es war eitel Sonnenschein, der irrt, denn diesmal hatten wir mehrere Regentage, und dann ist mit den Leutchen im Haus einiges an Beschäftigung dran. Hatten wir ein Glück, der letzte Tag war noch mal trocken. Zu Mittag hatten wir als Nachtisch eine Eisbombe in Tostedt bestellt, die dann auch geliefert wurde. Am Nachmittag zum Abschied saßen wir im Garten, und es gab viel Spaß und dazu eine Bowle.

Am 3.7.1968 war dann die Rüststunde der Schwedenfahrer. Nuggi, Rudolf Schmidt, hatte in Lohbrügge als Küster angefangen und dort eine neue FCP gegründet. So hatten wir nun drei Stämme, in Horn, Rahlstedt und Lohbrügge. Von diesen Pfadfindern wollten natürlich etliche mit nach Schweden. Darum benötigten wir wegen der großen Zahl den Bus von Meyer. Bevor die Abfahrt nach Schweden losging, gab es erst einmal mehrere Tage Arbeit über die Jahresaufstellung des Fahrenden Mittagtisches. Dann kam der 13.7.1968, an dem wir bis abends spät die Sachen für Schweden einpackten. Ich musste meinen VW-Bus fertig machen, weil der Platz im großen Bus nicht reichte. Wollte auch früher in Mora, im Land Dalarna, sein, um dann alles Weitere zu organisieren. Am 14.7.1968 ging es dann um 6.25 Uhr los. Unterwegs besuchten wir einen Gottesdienst, um dann zu Mittag in Dänemark in einer Cafeteria zu essen. Abends sind wir dann in der Hafenstadt Friedrichshaven angekommen. Bis zur Abfahrt der Fähre, um 11.00 Uhr abends, machen wir einen Stadtbummel mit der Familie. Auf dem Schiff später konnte ich schlecht schlafen. Wir waren dann um 2.30 Uhr in Göteborg. Alles schlief noch in der Stadt, und so wanden wir uns auf verschiedenen Straßen aus Göteborg heraus. Da das Benzin plötzlich alle war, hielten wir in einem kleinen Dorf, mussten aber auf die Öffnung der Tankstelle warten. Derweil machte ich ein kleines Schläfchen auf der Bank. Unsere Insassen wurden jetzt auch langsam mobil, und als wir endlich tanken konnten, ging die Fahrt weiter. Später wurde in einem Lokal gegessen, um dann nach Mora weiter zu fahren. Von dort fuhren wir in die Wildnis zu einem verlassenen Dorf mit seinen Blockhütten, und eine bekamen wir von den Bauern zur Verfügung gestellt sowie die dazugehörige Wiese mit dem hohen Gras, das wir gerne niedertrampeln durften.

Erst einmal haben wir in der Blockhütte geschlafen. Am nächsten Tag fuhren wir durch die Wildnis nach Mora und fingen Meyer mit dem Bus ab. Er setzte uns die Leute beim Bahnhof ab: „Nun seht mal weiter zu, wie ihr nach oben kommt.“ Erst einmal ging’s zum Essen in ein Lokal um dann, wie abgesprochen, marschierten wir in Etappen nach oben. Da war erst einmal das viele Gepäck und dazu die Kothen und die Verpflegung. Lisa organisierte den Transport und den Abmarsch in Gruppen zum verlassenen Dorf, und ich fuhr die Strecke etliche Male rauf und runter, bis die letzte Gruppe im Dorf war. So einfach war es doch nicht, denn eine der Gruppen hatte sich verlaufen, und wir hatten Mühe, sie wiederzufinden. Diesmal war Lisa nicht alleine. Wir hatten auch Frau Görlich mitgenommen, dazu war dann auch der Sohn dabei. Mit dem hatten wir noch später Ärger, er wollte nicht mehr bei den Jungen im Zelt schlafen. Es gab an diesem Tag des Lageraufbaus spät Abendbrot und bis Mitternacht dauerte es, bis alle Zelte standen. Natürlich wurde lange geschlafen, und dann wurde weiter am Lager gebastelt. Es gab viel zu tun. Einige beschnupperten die Gegend, alles herum war Wald, nur Wald. Man durfte sich nicht sehr weit vom Lager entfernen.

Zwischendurch bin ich mit Lisa nach Mora gefahren, um nach Post zu sehen und mal im Supermarkt nach den Preisen zu gucken. Erst mal hatten wir ja Verpflegung für gut eine Woche, aber Kartoffeln brauchten wir, und als wir den Preis für einen Zentner Kartoffeln hörten, ca. 45 DM in Deutschem Geld, fielen wir bald auf die Nase. Es musste viel Eintopf gekocht werden, denn die Meute sollte doch satt werden. Später ging der Vorrat an Brot aus, und mit Knäckebrot bekamen wir sie nicht satt, also musste wieder ein Eintopf her. Dann kam noch ein Pech dazu, Nachbarn beschwerten sich, wir hätten den Brunnen bis zur Neige ausgeschöpft. Also suchten wir uns einen neuen Sickerbrunnen, den wir auch fanden, nur mussten unsere Leutchen das Wasser mit Eimern heranholen.

Sonst lief der Pfadfinderbetrieb auf vollen Touren. Lagerspiele, ein Kannibalenfest startete. Ein Bastelwettbewerb fand statt und eine Waldläuferstafette mit vielen Proben. Die Sippen mussten im Wald eine Laubhütte bauen und nachts darin schlafen.

Über Natur und Pflanzenwelt wurde aufgeklärt, aber zuerst lief morgens die Bibelarbeit, die für unsere junge Mannschaft wichtig war. Es kam auch mal ein Gammeltag. Wir fuhren nach Mora, um die Stadt anzuschauen.

Einmal war ich mal eben etwas vom Lager entfernt und habe dann 4 Stunden gebraucht um das Lager wiederzufinden, war arg in Sorge. An einem Tag wurde uns eine große Fuhre Abfallholz ins Lager gebracht, und so hatte unser Lagerfeuer wieder lange Nahrung. Im Gelände fanden wir Wasser, so dass wir eine Badestelle hatten und uns an heißen Tagen abkühlen konnten. Leider war kein See in der Nähe. Zum Schluss wurde noch ein Spiel veranstaltet: Wir hatten einen Dieb im Lager, den man finden musste. Dann saß die Führerclique beisammen und brütet den Abschiedsabend aus, der unter großem Hallo und Gaudi stattfand. Für die besten Bastelarbeiten wurden die Preise verteilt. Wir hatten Glück, am 1.8.1968 hatte es Meyer mit seinem Bus doch gewagt, bis zu uns hinauf zu fahren. In kurzer Zeit war das Lager abgebaut und um 13.00 Uhr konnte Meyers Bus mit der Mannschaft das Weite suchen.

Mit einem Mal war es für uns so still im Lager, bis plötzlich ein Polizeiauto da war und von uns wissen wollte, was die eine Sippe der Pfadfinder, von denen sie Zettel gefunden hatte, getrieben hatte. Ich konnte ihnen Auskunft geben, denn sie hatten damals keine Flaschen mit. Denn durch den Boden einer Flasche, der wie ein Brennglas wirkte, war ein Waldbrand entstanden. Ich war froh, dass von unserer Seite nichts passiert war.

Die Schwedenfahrt, als Großfahrt, war zu Ende. Wir packten unsere Sachen, dankten unserem Herrn, dass alles so gut verlaufen war und fuhren nach Mora. In einem Restaurant wurde gegessen und zwar zum ersten Mal Rentierbraten. Unterwegs nach Stockholm haben wir noch Kaffee getrunken und Torte gegessen. Dies war mir aber wahrscheinlich nicht gut bekommen, wurde später schlapp und hatte Durchfall.

Unser Ziel war jetzt Stockholm, wo unsere ehemalige Gemeindeschwester Angelin mit einem Schweden verheiratet war und eine Wohnung hatte. Nach langem Suchen fanden wir in einem Vorort ihre Wohnung und wurden herzlich aufgenommen, Lisa, Andreas, Geli und ich.

Mein Durchfall, von der Torte im Cafe, beruhigte sich und nach einer Atempause konnten wir die Besichtigung von Stockholm vornehmen. Natürlich ging es nach Skansen, dem Vergnügungspark von Stockholm, fuhren mit den Fahrstuhl bei Slüssen in die Höhe und beobachteten den Verkehr. Bei guten Wetter ging es in die Alt-Stadt und am Sonntag in die deutsche St.-Gertrud-Kirche zum Gottesdienst mit Abendmahl.

Ganz interessant war der Besuch der Wasa, ein gehobenes Kriegsschiff aus dem Mittelalter. Es befand sich in einem großen Holzgebäude, und das Schiff musste dann mit Wasser besprüht werden, weil sonst das Holz austrocknen würde.

An einem Tag lernen wir die verheiratete Tochter von Angeline kennen. Harald, Angelins Mann, zeigte uns auf der Werft seinen Arbeitsplatz. Abends saßen wir noch mal gemütlich beisammen, um am anderen Morgen früh in Richtung Göteborg zu fahren. Unser nächstes Ziel war unser altes Quartier in Lökken auf einem Bauernhof. Natürlich wurde hier noch einmal tüchtig gebadet und dann rollten und roltlen wir der Heimat entgegen und landeten im Regen um 23.30 Uhr in Horn.

Der nächste Tag war ein heißer, und nun musste ich mir doch noch neue Reifen für die Vorderräder spendieren, die alten hatten kein Profil mehr.

Die nächsten Tage waren mit viel Arbeit ausgefüllt, eine Familienfreizeit wurde vorbereitet. Detje-Wiebe lieferte uns die Verpflegung zu ganz günstigen Preisen und dadurch konnten wir auch den Verpflegungssatz günstig gestalten.

Am Sonnabend begann die Freizeit und langsam füllte sich das Haus. Am Sonntag nach dem Gottesdienst holte ich Frau Sonsalla von der Bahn ab, die sich auf der Hinfahrt verfahren hatte, und auf die ich eine Stunde gewartet habe. Lisa fand in Frau Sonsalla eine tüchtige Küchenhilfe. Jeden Morgen wurde eine Bibelarbeit gehalten. Diesmal war das Johannes-Evangelium dran, was aber auch immer gründliche Vorbereitungen nötig hatte.

Unsere Gartenstühle waren mit Plastikbändern versehen, die aber mit der Zeit kaputt gingen oder von Jugendlichen zerschnitten wurden. So mussten die Stühle immer wieder repariert werden, was auch viel Zeit kostete. Dann waren etliche Fensterriegel verrostet, neue mussten besorgt und angemacht werden. Einmal wurde es im August so kalt, sodass die Öfen geheizt werden mussten.

Der 21.8.1968 war politisch sehr unruhig. Die Russen waren mit den DDR-Soldaten in Prag und Ungarn einmarschiert. Man konnte den politischen Prager Frühling nicht ertragen, also musste wieder mit Panzern gerollt werden. Die ganze Welt protestierte gegen den Panzereinsatz. Wir aber machten unsere Abschiedsfeier mit allem Drum und Dran. Anschließend fuhr ich Frau Sonni zur Bahn.

Schon wieder mussten wir uns um die Verpflegung der Stadtranderholung kümmern. Mit 32 Leutchen ging es nach Bötersheim, und da machen wir die Entdeckung, man hatte uns bei Nacht und Nebel 10 Gartenstühle gestohlen, so’ne Schweinerei!

In der Zwischenzeit fuhren wir mal eben am Sonnabend 320 km ab, um Quartiere für die Herbstfahrt zu besorgen.

Oft waren zwischendurch Reparaturen an Wasserkästen und Wasserhähnen fällig.

Dann kam der erste "Quark" mit Jumbo, wir stellten fest, der Mann war nicht ganz gesund, aber die Schwierigkeiten sollten erst noch kommen.

Die Termine für Herbstfahrt und Brüdertag überlagerten sich, und so musste ich mich teilen. Erst ging es nach Bardowick, wo wir den Dom besichtigten und die Totenkammer, in der ein offener Sarg stand und die Leiche der toten Frau durch den Salpeter, der aus den Wänden strahlte, nicht verweste. Die Herbstfahrt führte durch die Göhrde. Einmal hatte uns ein Pastor in Barskamp das Quartier besorgt.

Immer mal musste ich abspringen, jetzt galt es, die Mädchenpfadfinder von der Walkmühle zu holen. Ich brauchte über 3 Stunden mit dem VW-Bus für hin und her. In Himbergen, auf einem großen Bauerhof, der von einer Bauersfrau bewirtschaftet wurde, konnte ich die Gruppe wieder einholen. Hier hatten wir schon oft Quartier bezogen. Trotz Regens war der Fahrt ein guter Erfolg beschieden.

Später musste eine Schulungsfreizeit für Jungspäher übers Wochenende in Bötersheim abgehalten werden, zu der wir, wegen eines Unfalls auf der Autobahn, erst sehr spät das Schetelighaus erreichten.

Dann kam eine Auseinandersetzung mit dem katholischen Pastor auf der Geest. Er habe immer die Verantwortung für die Sammlung vom Hilfswerk gehabt, er wolle sie wieder. Aber da kam er bei uns an die richtige Adresse. Hier sind die Evangelischen in der Überzahl und seit Jahr und Tag lag diese Arbeit in unseren Händen. Er war natürlich nicht einverstanden damit, und dann musste ein Diakon ihn in seine Schranken weisen. War natürlich schlecht, aber er kam nicht mit seinem Antrag durch. Verzankt haben wir uns nicht, zur Weihnachtsfeier kam er trotzdem.

Auch das noch: eine Frau, die von uns Essen aus dem Rauhen Haus bekommen hatte, erkrankte plötzlich sehr und musste ins Krankenhaus. Natürlich wqr man im Rauhen Haus furchtbar aufgebracht, besonders Füßinger, der diesen Fahrenden Mittagstisch nicht haben wollte. Alle Befürchtungen, es sei das Essen vom Rauhen Haus Schuld, stimmten aber nicht, die Frau war an verdorbenem Hack erkrankt. Der Sturm im Wasserglas legte sich, und das Essen wurde weiter ausgefahren. Natürlich war nachher noch ein langes Gespräch mit Bruder Niethammer nötig, einiges am Essen musste verbessert werden.

Was ich früher nicht durfte, geschah nun meistens am Sonntag: alte Leute mit dem Bus zum Gottesdienst abholen. Einmal, bei Eisglätte, rutschte mir der Wagen weg und die Alten meinten, es ginge rückwärts nach Hause, wir sind aber gut davon gekommen.

Die Adventsfahrt ging mit 50 Mann zur Walkmühle. War ein schlechtes Unterkommen, es fehlten Wolldecken im Schlafraum. Am nächsten Tag musste eine Gruppe zu Fuß nach Bötersheim, wo Lisa mit den Mittagessen wartete. Für mich war die Aufgabe, die Pfadfinder der übrigen Sippe in Etappen nach Bötersheim zu befördern. Unterwegs, bei Wiegersen sah ich eine halb verfallene Kate, die mir später wieder in Erinnerung kam. Nachdem ich ca. 400 km gefahren bin, waren alle Sippen zum Mittagessen in Bötersheim. Hier wurde dann noch der Adventskaffee eingenommen und dann ging es wieder in Etappen nach Appenbüttel, denn mit der Straßenbahn war die Fahrt bis Horn auf Ermäßigungsschein enorm billig.

Am 13.12.1968 machte ich mich auf, um in Bötersheim noch etwas zu arbeiten und dann um ca. 12.45 Uhr in Wiegensen zu sein, wo ich mal mit dem Besitzer der Kate sprechen wollte. In nächster Nähe war ja ein Bauernhof und ich bekam heraus, der Besitzer hieß Klindworth. Der Hausherr war da, und ich wurde in der guten Stube empfangen. Ich brachte mein Anliegen wegen der Kate vor, und er meinte, natürlich könnten wir sie haben, denn er hätte sie sonst im Januar abreißen wollen. Hatte ihm gesagt, wir würden sie wieder in Ordnung bringen. Er war einverstanden und wollte keine Miete. Froh darüber, zog ich nach Hause.

Am Sonnabend fuhren wir mit der Familie nach Wiegensen und besuchten Familie Klindworth und besichtigten zusammen die Kate. Im Dach war ein riesiges Loch und die Kinder vom Dorf hatten so manches im Innern kaputt gemacht. Ganz schnell musste hier gehandelt werden, um der Gewalt Einhalt zu gebieten. Lisa mochte ich die Kate erst gar nicht zeigen, denn sie hätte doch nur gemeutert, meinte ich, aber es kam ganz anders. Sie war mit mir hell begeistert, na also!

Im Alltag hatte ich erst einmal andere Sorgen, denn jetzt kam wieder der Großeinsatz für die Weihnachtsfeiern im Saal.

Unser Mitternachtsgottesdienst ist von der Gemeinde gut angenommen werden. Es kommen immer mehr, die davon Gebrauch machen.

Mit mehreren Mann haben wir zum ersten Mal in der Kate gearbeitet und Fenster und Türen dicht gemacht. Wilfried Schulz, der Tischler ist und am Berliner Tor bei der Feuerwache arbeitet, versprach, einige Fenster zu machen. Später bekam ich noch einiges Material, das aus der Feuerwache herausgerissen worden war, für die Kate.

Voller Dank gegenüber unseren Herrn, durften wir das Jahr 1968, im Rückblick ein erfolgreiches Jahr, beschließen.

 

1969

Der 1. Januar 1969 hatte es in sich. Es gab viel Schnee zu schippen. Jetzt kam die Zeit, dass wir auf zwei Hochzeiten tanzen mussten. Schetelighaus musste in Schuss bleiben und die Kate in Wiegersen auf Vordermann gebracht werden. So lange es möglich war, eignete sich der Sonnabend dazu, wenn keine anderen Verpflichtungen riefen. Schon am 4.1.1969 fuhren wir mit einer Gruppe zur Kate, um so allerlei Arbeiten zu leisten.

Die ersten, die dabei waren, sollen noch mit Namen genannt werden: Tille, Pinki, Hannes, Armin genannt Latte, Andreas und KoHe.

Wir haben schwer geschuftet: Fenster gekittet und abgedichtet, Scheiben eingesetzt, natürlich auch das große Loch auf der Innenseite des Hauses mit einer Plastikplane abgedeckt. Armin sollte von innen einiges festmachen und brach durch die Decke, in das Zimmer, das mal Schlafzimmer werden sollte. Am Sonntag besichtigte Lisa die Kate, aus der wir von der Tenne viel Gerümpel entfernt hatten. Wir wurden von Klindworth zum Kaffee eingeladen und hatten dabei viel von unserer Gemeinde zu erzählen. Den nächsten Sonnabend sah man uns wieder in Wiegersen an der Kate arbeiten. In der Zwischenzeit holte ich mir bei Klindworth Erkundigungen über einen Dachdecker ein, der immer noch Strohdächer decken konnte. Diese Sorte von Dachdeckern gab es zu dieser Zeit kaum noch. Also ab nach Ramshausen, dort bei Ehlert vorgefragt, wie es ist mit dem Dachdecken sei und welche Kosten auf uns zukämen. Aber die Sache zerschlug sich.

Auf der Rückfahrt haben wir uns dann in Wulmstorf im Cafe erst einmal tüchtig aufgewärmt und Kuchen gegessen, was wir später nach getaner Arbeit öfter taten.

Wenn ich über den Ausbau der Kate bei den Alten berichtete, gab es ab und an mal eine Spende für die Kate. Oft musste es sein, dass gehbehinderte Alte zum Zahnarzt oder so gefahren wurden.

In der Zwischenzeit besorge ich zwei Fenster bei einer Baufirma, die dann am Sonnabend in der Kate eingesetzt wurden, wo vorher links und rechts auf der Tenne Viehställe waren. Draußen waren wir dabei, den Stall, der furchtbar morsch war, abzureißen. Dabei halfen Nuggi und seine Braut. Von Klindworth hatte ich die Adresse des Dachdeckers Corlei, der in Allerstedt wohnte, mit dem ich verhandelte, und der dann im Frühjahr für 15 DM pro qm das Dach decken wollte. Es war 1969, und später im Jahre 80 kostete ein qm mal eben 90 DM. Immerhin mussten wir für über 100 qm auch ein schönes Sümmchen hinblättern, aber die Hauptsache war, das Dach musste so schnell wie möglich dicht, damit die Innenarbeiten beginnen konnten.

In der Zwischenzeit gab es Ärger. Möchte gerne für die Altenarbeit im alten Gemeindehaus den Konfirmandensaal haben, aber man wollte nicht, ließ lieber die Alten im neuen Gemeindehaus die Treppen steigen. Heute hat man eingesehen, dass es doch besser ist, im alten Gemeindehaus die Altenarbeit zu machen. Wir schreiben inzwischen auch 1989, und ein Pastor macht die Altenarbeit, ist ja auch leichter als alles andere.

Es gelang mir, den Vater eines Pfadfinders, Herrn Grützmacher, der Maurermeister war, für die Arbeit in der Kate zu gewinnen. Bin auch an einem Sonnabend mit ihm rausgefahren und er hat sich dann die Kate mal angesehen. Leider ist er zu seinem Einsatz nicht mehr gekommen. Er starb plötzlich an einem Herzinfarkt, sehr jung an Jahren.

In Horn gab es im Keller - im großen Thingraum - viel mit den Wölflingen zu tun. Der Raum wurde von der Decke bis zu den Wänden mit einem Rohrgeflecht verkleidet, sah schick aus. Nur nach Jahren kam die Feuerwehr zur Besichtigung: das Geflecht musste raus, es sei feuergefährlich, aber all die Jahre hatte keiner etwas dagegen.

Oft erlebte ich bei Besprechungen über die Gemeindearbeit und ihr Vorantreiben die ganze Kleinkariertheit der Verantwortlichen. Man versuchte Kompromisse, die leider auch nicht weiter halfen, sondern alles beim Alten ließen.

Pastor Nordhoff wollte in Bötersheim eine Konfirmandenfreizeit halten, und so sind wir, Armin, Nuggi und ich nach Bötersheim gefahren und haben im Schetelighaus erst einmal eingeheizt. Dann ging es zur Kate, um in dem einen Zimmer den Fußboden mit Zement auszugießen, denn der Holzfußboden war total hin.

Am Montag mit Herrn Eichhorn in Trittau Billetal gewesen, um einen Platz im Altersheim zu finden.

Mit dem Diakonischen Werk wollten wir ein Altenheim besichtigen, verschlief die Zeit, aber mit der Taxe schaffte ich den Zug noch, und wir fuhren nach Wolfsburg, besichtigten im Hochhaus das Altenheim und das Diakoniezentrum. Hatten einen schönen Tag in Wolfsburg, welches ja erst durch das große VW-Werk entstanden war.

Dann kam mal wieder eine Brüderversammlung im Rauhen Haus, auf der man sich immer bei all den Anträgen schwer tat. Diesmal ging es um eine neue Brüderordnung, es war auch nicht die letzte.

Zur Abwechslung lief dann der Rot-Kreuz-Kursus mit Herrn Möller, bei dem wir diesmal viele Anwärter hatten.

Zwischendurch gab es im Februar auch noch viel Glatteis und Schnee, und die Fahrt zur Kate musste darum ausfallen. Die Nächte brachten so viel Schnee, dass ich zu Fuß ins Gemeindehaus gehen musste. Immerhin konnten wir am Sonnabend Material, wie Holz, Zement, Gips und Gipsplatten auf Josenhans´ Auto aufladen, dann erst nach Bötersheim und geheizt, weil sonst Leitungen einfrieren würden, und anschließend weiter zur Kate, abladen und im Schneegestöber wieder nach Hause.

Am Sonntag, den 16.2.1969 wurde die Schneekatastrophe ausgerufen. Auf den Straßen und Gehwegen war kein Durchkommen mehr. In den nächsten Tagen musste viel Schnee geschaufelt werden. Mein Gang zum Zahnarzt Alfred musste ausfallen.

Trotz der vielen Schneemassen kamen viele Alte zum Bunten Nachmittag mit der Vorführung eines Films über Hamburg. Von jetzt an war Lisa richtig angestellt, die Altentagesstätte zu leiten.

Trotz des vielen Schnees fuhren wir nach Bötersheim und nach Wiegersen zur Kate, um Sachen abzuladen. In Bötersheim musste mal nach dem Rechten gesehen werden, wie weit es mit dem Einfrieren der Wasserleitung bestellt war. Bis auf ein offenes Fenster war alles noch in Ordnung.

Wieder war der Mittwoch da, wo ich diesmal in der Turnhalle Weddestraße den Betrieb leiten musste, oft nicht ganz leicht.

Am Sonnabend war ich mal wieder zur Kate, die Plane vom Dach hatte sich selbständig gemacht und musste neu befestigt werden. Der Dachdecker war da und hat sich das Dach angeschaut und brauchte auch eine Anzahlung für das Reet.

In der Politik ging es gefährlich zu. Chinesen und Russen beschießen sich an der Grenze, wieder mal etliche Tote.

Am 8.3.1969 war bei Zielasek ein Klassentreffen, bei dem Bruder Rehse, der in Alsterdorf arbeitete, noch dabei war. Später hatte er sich bei seiner Arbeit eine Blutvergiftung geholt und war daran gestorben.

Na, diesmal, am 11. Februar 1969, war ja im Schetelighaus was los! Beim Anstellen des Wassers zeigte sich, dass viele Rohre geplatzt waren. Allein 10 Rohrbrüche (!) mussten beseitigt werden. Es gab aber was zu löten. Wie gut, dass ich Material dabei hatte. Abdichtungen an den Wasserkästen waren nötig, und eine Verstopfung musste beseitigt werden, dazu musste vor dem Haus Schnee geräumt werden. Zum Schluss musste ich wegen des vielen Schnees die Cuxhavener Strecke fahren.

Frei aber gab es nicht, denn viel Gemeindearbeit wartete noch auf mich. In diesem Jahr wollte der Schnee wohl kein Ende nehmen. Alles musste ohne Rad gemacht werden. Eine Frau Schäfer nach Barmbek gefahren, den Jumbo in Rahlstedt in seiner ungemütlichen Behausung besucht und dies alles trotz Schnee und Eis.

Aber in den Osterferien ging es trotz Schnee auf der Autobahn Richtung Ramelsloh, nur eine Spur zu befahren. Kamen aber mit 3 Stämmen in Ohlendorf, Turnheim, gut an. Diesmal waren Jumbo, Nuggi und ich mit 34 Jungen dabei, und wir haben uns ein tolles Programm zurecht gemacht. Trotz Schnee und Sturm waren wir draußen. Ein Reporter von der Harburger Zeitung fotografierte die Meute und wollte viel von uns wissen. Später hörten wir, dass wir in der Zeitung abgebildet und mit einem guten Bericht dargestellt wurden. Natürlich mussten wir die Zeitung haben, die heute im Archiv des FCP einzusehen ist.

Jetzt hörten wir auch, dass eine Konfirmandenfreizeit mal 4 Tage wegen der Schneemassen aus Bötersheim nicht heraus konnte. Von Rogister hatte mit Kartoffeln und Milch ausgeholfen.

Das Wetter wurde wärmer. Wir konnten mit einem kleinen Trupp Leute zur Kate. Trotz eisigen Windes wurde draußen die Traufkante gemacht. Abends um 18 Uhr waren wir wieder im Haus.

Wieder musste ich nach Bötersheim: Im Haus war die Wasserleitung zu reparieren und es musste geheizt werden.

Am Freitag Einkäufe gemacht für das Altenessen am Sonntag im Gemeindehaus. Am Sonnabend mit Josenhans und den vielen Gipsplatten zur Kate, die wir dann dort abgeladen haben. Am Sonntag war Lisa mit ein paar Helfern tätig, das Alten-Mittagessen fertig zu machen.

Zum ersten Mal kam die Posaunenarbeit bei uns zum Ziele. Habe von der Gemeinde St. Gabriel die von Bruder Langhans versprochenen Instrumente erhalten. Bruder Niethammer wollte uns das Blasen beibringen. Anfänger waren vorhanden. Also, diese neue Arbeit begann am 2.4.1969, aber ganz neu war sie nicht, denn schon zu Beginn unserer Gemeinde im Jahre 1886 hatte es einen Posaunenchor mit Lehrer Rieckmann gegeben.

Einmal gab es Schwierigkeiten wegen der Mädelpfadfinder. Fräulein Schilling sollte irgendwie helfen, was wohl nicht gelang.

Dann am 12.4.1969 wieder frisch auf nach Wiegersen. Die Gipsplatten sollten verarbeitet werden. Aber erst mal mussten die Außenwände mit Styropor-Isolierplatten abgedichtet werden, denn die Wände waren zum Teil durchlässig. Dann ging es noch anschließend nach Bötersheim: Im Haus viel Abfall weggebracht. Es blieb uns nichts anderes übrig, die im Garten hinten am Rand zu vergraben, denn vom Dorf gab es für den einzelnen Bauern nur seine Privatdeponie. Rogister hatte seine tief im Wald, was auch nicht recht war. Dann ging es nach der Buddelei in den Keller, und ich entdecke, man hatte sich an die Kellertür herangemacht, um sie zu öffnen und sie dabei sehr beschädigt. Aber glücklicherweise war man wohl nicht ins Haus gekommen, sonst wäre wohl vieles gestohlen worden. Jetzt galt es, die Tür wieder in Ordnung zu bringen und so zu reparieren, dass sich die Einbrecher, sollten sie wiederkommen, gehörig die Nase stießen. So waren wir durch diese unvorhergesehene Tätigkeit mal eben erst um 20.30 Uhr wieder im Hause. Unterwegs hatten wir mal eben Windstärke 11 und viel Regen.

Am Sonntagabend musste ich mit Pastor Dubbels noch zu Frau Kana, die ihre Möbel der Gemeinde vermachen wollte.

Am 14.4.1969, und dann immer Montags, war die Posaunenstunde im großen Saal mit Hans Niethammer.

Mit Josenhaus viel auf sein Auto geladen, dann zu der Kate und alles abgeladen, was an Holz da war. Zum ersten Mal war der Dachdecker an der Arbeit, und das Dach wurde neu gedeckt. Ein Bauer kam, Prigge hieß er, und meinte, es lohne sich doch nicht, er habe Grundstücke zu verkaufen, wenn wir wollten. Aber woher das Geld nehmen, bei dem m²-Preis von qm 35 DM?

Lisa blieb in Bötersheim und machte das Haus sauber. Ich fuhr nach Horn zum Gojenbom, um die Wohnung zu räumen und die Möbel nach Bötersheim zu bringen.

Für einen Gemeindeausflug nach Lichtensee habe ich einen Tag abgemacht. Später bekamen wir aus dem Heim prima Matratzen für die Kate, die uns gut zustatten kamen.

An einem Sonnabend war ich allein in der Kate und habe erst einmal die Decke im großen Zimmer gemacht. Nachmittags erschien Kuddel und half ein bisschen mit. Am Sonntag hatten wir Filmdienst im Gemeindesaal. Wir zeigten den Film „Der alte Mann und das Kind“. Abends kam die Nachricht durch, De Gaule musste zurücktreten.

Am 1. Mai 1969 waren wir, Lisa und ich, unterwegs und klapperten die Ostseeküste nach einem Zeltplatz ab. Erst Timmendorf, dann Schöneberger Strand. In Kappeln bei Gelting übernachteten wir und fuhren nach Dänemark auf die Insel Alsen. Nach langem Hin und Her bekamen wir hinter Sonderburg auf dem nördlichsten Zipfel der Insel bei Familie Schmidt, die uns freundliche aufnahmen, einen guten Kontakt und dazu einen tollen Zeltplatz angewiesen. Hier gab es in nächster Nähe einen Strand und ein Stück Steilküste. Wir machten die Zeit unseres Kommens ab und fuhren frohgemut der Heimat entgegen.

In der Gemeinde war übergenug zu tun. Auch musste für das Lager einiges geklärt werden, die Lohbrügger wollten auch mit. Der Jumbo aber machte Ärger und hatte sich abgespalten und auch den Eltern seiner Jungen von Alsen erzählt, die aber waren dann der Meinung, der Stamm fahre mit uns, was gar nicht stimmte. Als er später mit seinem Haufen nicht zu Haus war, aber unsere Jungen, riefen die Eltern bei mir an und wollten wissen, warum ihr Junge nicht dabei sei. Da kam es für die Eltern heraus, dass der Jumbo hier ganz verkehrt gehandelt hatte.

Am 14.5.1969, am Tag von Bonifatius, gab es den heißesten Tag seit 90 Jahren, also mal was anderes. In der Kate wurde viel gearbeitet. Ob es noch bis Pfingsten was würde, war fraglich.

Am Himmelfahrtstag gab es einen Gemeindeausflug zum Sunderhof. Hier fand dann nachmittags ein Bunter Nachmittag statt und mit einer Abendandacht der Abschluss.

In der Kate ging es rund. Tille hatte für die Giebelspitze zwei Pferdeköpfe gemacht, und die wurden am Giebel befestigt. Für mich war Arbeit genug da, erst in der Küche gemauert und dann die Gräben für Wasser und Abflussleitung ausgehoben. Für die Wasseruhr musste ein Schacht gemauert werden. Später wurde die Wasseruhr eingebaut und ab und an die Gebühren für Schornsteinfeger, Brandkasse, Licht und Wassergeld bei Klindworth bezahlt.

Natürlich rief mal wieder die Landeskirche zu einem Betriebsausflug nach Voßloch Richtung Pinneberg auf. Solche Ausflüge waren beliebt, man kam mit vielen Bekannten aus der Kirche zusammen und Essen und Trinken waren kostenlos.

Unser Bruder Rehse, ein Klassenkamerad von mir, war an einer Blutvergiftung gestorben und wurde am 23.5.1969 beerdigt. Die Trauerfeier war in einer vollbesetzten Kirche in Alsterdorf.

Danach die Vorbereitungen für das Pfingstlager in Wiegersen. In der Nachbarschaft der Kate bauten wir auf dem Gelände das Kothenlager auf. Die Stämme trudelten langsam ein. Unsere Kinder waren auch dabei, natürlich die Mädel auch. Dabei hat sich Renate in Armin verliebt und die haben schön herumgeflirtet. Lisa schlief im Haus, denn die Zimmerwände waren schon mit Gipsplatten versehen. So war das Haus ganz schön wohnlich. Für die Freundlichkeit der Klindworths, dass wir auf dem Gelände sein durften und die Kate ein Stützpunkt für uns wurde, zogen wir mit den Pfadfindern vor ihr Haus und haben ihnen ein paar Lieder gesungen. Natürlich hatten wir unser Programm, und es wurden viele Spiele durchgeführt, sogar ein Nachtspiel, denn wir hatten ja den Wald in unmittelbarer Nähe. Auch wurde nie vergessen, dass das C bei uns in der Pfadfinderschaft groß geschrieben wurde. Trotz der Ausrichtung auf das Wort Gottes, konnte Jumbo seine Stänkereien nicht lassen. Später auf der Fahrt im Bus kam es zu einer Auseinandersetzung über die Haltung seiner Pfadfinder. Es waren so richtige Kindereinen, man hatte mich schon früher vor dem Jumbo gewarnt, aber ich musste selbst seine Erfahrungen sammeln.

Eines muss noch nachgetragen werden: Unsere Küchenmamsell, Frau Lisa, hat auf dem Propankocher ein tolles Essen gezaubert.

Diesmal hatten wir ein heißes Pfingstwetter, so dass sich viele nachmittags sehr matt fühlten. Das Lager ging mit einer Disharmonie zu Ende, weil ein Junge sich bei Auseinandersetzungen nicht beherrschen konnte, und so war ich froh, dass wir am Pfingstmontag abends wieder zu Haus waren.

Einer der Pfadfinder, Bernd Hübbe, wurde von uns verabschiedet, er ging nach Australien. Dann musste für die Stadtranderholung geworben und die Einladungen vervielfältigt werden.

Freitagabend fuhr ich nach Wiegersen und habe dort geschlafen, um am anderen Tag schon früh mit der Arbeit zu beginnen. Es musste gemauert werden. Nachmittags nach Bötersheim und Sachen für die Kate geholt.

Dann kam eine Stadtranderholung, an die ich lange zurück denke. Im Dorf konnten unsere Frauen bei Frau Peters Wurst kaufen, dabei hatte sich unsere liebe Frau Schmuck, als sie über eine Schwelle trat, das Bein gebrochen. Mal gut, dass ich den VW-Bus dabei hatte, so konnte ich sie nach Buchholz ins Krankenhaus fahren. Später haben wir von ihr, aus Dankbarkeit, eine Kuckucksuhr geschenkt bekommen, die noch heute vorhanden ist und geht.

Auf dieser Stadtranderholung in Bötersheim hatten wir 40 Leutchen, die auch von Lisa bekocht wurden. Natürlich eine treue Hilfe darf nicht vergessen werden, Frau Sonni. Beim Kartoffelnschälen tat sich immer wieder Herr Kulik hervor, der uns auch sonst handwerklich zur Hand ging. Auch im Garten gab es viel zu tun. Das Blumenbeet wurde oft verschönt, Gemüse und Kartoffeln gepflanzt. Auch eine kleine Eiche wurde gesetzt, die heute schon zu einem großen Baum herangewachsen ist.

Wir bekamen zu hören, im Dorf solle die Schule verkauft werden. Aber wie immer hatten wir eine Ablehnung vom Kirchenvorstand: Bötersheim bringe uns angeblich rote Zahlen, was überhaupt nicht stimmte. Später stellte sich heraus, wir hatten mit dem Schetelighaus 20.000 DM herausgewirtschaftet. Anscheinend war dies nicht genug. Wenigstens hatte sich Bruder Jahnke mit einigen Herrn das Schulgebäude angesehen und für gut befunden. Herr von Rogister sagte mir, er wolle gerne zurückstehen, wenn die Gemeinde die Schule für 72.000 DM kaufen wollte. Viel später hörte ich, dass der Kauf von einem Bruder sabotiert worden sei. Nun ja, bei dem heutigen Stand der Dinge in der Martinskirche würde wohl auch die Betreibung eines solchen Heimes heute nicht mehr möglich sein. Wenn ich mich auch mal wieder geärgert habe, so hörte ich, Pastor Nordhoff hätte die Schule gerne gekauft.

Im Schetelighaus musste einiges verbessert, die Toilettenwände gestrichen, Fenster und Scheiben eingesetzt werden, denn von Jugendgruppen war manches Fenster kaputt gemacht worden. An einem heißen Tag bekamen wir in Bötersheim Besuch von Dubbels und Frau. Wir feierten Angelins Geburtstag. Sie war bei uns von Schweden auf Besuch. Am 20. Juni 1969 habe mit Rogister gesprochen, um den Vertrag über das Schetelighaus zu verlängern: Es bestehe die Aussicht.

Tante Friedas Wohnung musste geräumt werden und so wurden Möbel von Josenhaus nach Bötersheim und Wiegersen gefahren.

Dann kam die Rüststunde für alle Pfadfinder, die mit nach Dänemark auf die Insel Alsen wollten. Jumbo schloss sich aus und machte seinen Laden alleine, aber nicht mehr unter der Firma FCP, denn wir wollten nicht für seine Dummheiten haftbar gemacht werden.

Am 28.6.1969 waren die Nahrungsmittel und sonstigen Sachen für das Lager besorgt worden, um dann mit dem großen Bus zu starten. Unterwegs wurde Nuggi mit seinen Pfadfindern aus Lohbrügge abgeholt, und dann waren wir abends spät auf der Insel Alsen, wo wir sofort die Kothen aufbauten. Nachts um 24.00 Uhr waren wir endlich fertig und konnten in die Schlafsäcke kriechen. Am nächsten Tag war dann schönes Wetter, und das Küchenzelt konnte aufgebaut werden, denn Frau Lisa war ja wieder die Lagerkochfrau. Später wurden auch im Lager Kochstellen aufgebaut, die von uns Pfadfindern bedient werden wollten.

Weil wir keine Tische hatten, wurde ein Erdtisch ausgebaut, das heißt, ein Graben rings um ein Erdpodest gezogen und so konnten die Pfadfinder sitzend ihr Essen einnehmen.

Nebenan hatte ein Bauer ein Kartoffelfeld, und wir konnten ihm beim Einbringen der Ernte helfen. Die kleinen Kartoffeln durften wir für uns sammeln.

Das Wetter war heiß, und so wurde viel gebadet. Am Strand stand eine alte verdorrte Weide, aber sehr knorrig, die durften die Pfadfinder umhauen. Haben die aber lange gebraucht, bis das Ding umfiel. Später diente es dann als Floß im Wasser. Dann war da noch eine Steilwand, an der die Sippen üben mussten. Ein Boot hatten wir auch, das abwechselnd gebraucht wurde und dazu gab es ausgiebige Wasserschlachten.

An einem Tag bekam ich den Drang, mal den breiten Fjord zu durchschwimmen. Es war eine lange Strecke, bis ich den gegenüberliegenden Strand erreicht hatte. Nur mit einem langen Ausruhen konnte die Rückstrecke bewältigt werden. An unserem Ufer verfolgten unsere Leutchen mein Unternehmen und waren froh, als ich das rettende Ufer wieder erreicht hatte.

Dann kam Kuddel mit Sohn noch hinzu und füllte das Lager. Auch hatten wir herausgefunden, dass der Jumbo ein Stück weit weg von uns auf einem Bauernhof Quartier gefunden hatte. Natürlich reizte es uns, mit Kuddel und ein paar Pfadfindern dieses Lager nachts zu überfallen. Unsere Leute brachten von diesen Ausflug den Hut und das Halstuch von Jumbo mit und erzählten, seine Leute hätten fest geschlafen. Einsam stand die Kothe auf dem Platz und alles schlief selig, und in der Mitte des Platzes stand die Mitternachtsvase. Jumbos Sachen wurden am Fahnenmast als Siegestrophähe unter großen Jubel hochgezogen. Auf unseren früheren Lagern war der Jumbo nicht zu bewegen, Nachtwache zu schieben, obwohl wir manchmal wussten, dass wir mit einen Überfall rechnen mussten.

Eines Tages kam in unser Lager ein Reporter von der Nordschleswiger Zeitung, der sich unsere Geschichte der FCP erzählen ließ und Aufnahmen vom Lager machte. Wir bekamen etwas später die Zeitung mit dem Artikel und den Bildern aus unserem Lager und wir waren ordentlich stolz.

Eines Tages bekamen wir Besuch vom Archäologen Herrn Nikolaisen, der hier in der Nähe aus germanischer Zeit Krüge und Tonscherben fand, ein Museum und eine Werkstatt einrichtete und wieder Krüge herstellte, wie sie die alten Germanen gemacht hatten. Wir besuchten sein Museum mit all den Kostbarkeiten, die zum Teil aus über 1000 Jahren stammten. Herr Nikolaisen konnte gut aus der damaligen Zeit berichten und wir waren auch froh, einen Regentag im Lager auf diese Weise überwunden zu haben.

Es kam der letzte Tag, und es wurde mit einem großen Lagerfeuer der Tag der Germanen. Jeder musste auf irgendeine Weise eine germanische Verkleidung tragen. Uns überraschten die Söhne von Bauer Schmidt mit einer tollen germanischen Ausrüstung, dazu auch der Kopfputz mit den Hörnern.

Unser ganzes Lagerleben hatte Kuddel gefilmt. Später sahen wir uns das Kunstwerk an: es war prima gelungen. Wir wollten eine Kopie davon machen lassen, aber der tolle Film wurde uns in der Kopieranstalt gestohlen. Armin hatte sich dafür noch mächtig eingesetzt, um den Film wieder zu bekommen. Nur irgendeiner von den Leuten der Kopieranstalt besaß die Frechheit, sich für den Film zu bedanken, dies stand auf einem Zettel am schwarzen Brett. Wir haben noch heute eine Wut im Bauch über diese Frechheit.

Am 12.7.1969 waren wir von diesem schönen Dänenlager wieder zurück in Hamburg.

Frau Bade, Jumbos Frau, rief bei uns an, wir hätten Jumbos Sachen geklaut und sollten die wieder herausgeben. Diese Frau verstand überhaupt nichts von pfadfinderischen Handlungen, denn Pfadfinder klauen nicht und zweitens schämte er sich, selbst anzurufen.

Der Tag kam, an dem die erste Raumkapsel auf dem Flug zum Mond war. Wir schrieben den 20.7.1969, und die ersten Menschen landeten um 21.22 Uhr auf dem Mond. Wir konnten alles im Fernsehen gut verfolgen. Um 3.26 Uhr stand der erste Mensch auf dem Mond und wir gingen erst um 5.30 Uhr ins Bett.

Vom Baugeschäft Kröning, Horner Landstraße, bekamen wir Balken und Bretter für Wiegersen geschenkt, die dann auch noch dort hintransportiert werden mussten, was am Sonnabend geschah. An diesem Tag wühlten wir in drei Zimmern. Die Gipswände und Decken mussten verspachtelt werden. Erst um 22 Uhr waren wir wieder im Hause.

Am Sonntag hörten wir beim Gottesdienst, dass unser Herr Geyer gestorben ist.

Am Dienstag war eine Besprechung, ob wir das Schetelighaus weiter behalten wollten, die lange dauerte. Einmal gab es ein Ja, die Mehrheit sagte nein.

Durch einen großen Wolkenbruch über Hamburg soffen viele Keller ab, auch der Keller des Gemeindehauses: Viel Schlamm und eine dicke Sauerei.

Es war mal wieder eine Wohnung auszuräumen: Von Frau Goldbek, die verstorben war. Die Sachen mussten nach Bötersheim, konnten sie dort gut gebrauchen.

Am 22.8.1969 war dann in der Kirche die Trauerfeier für Herrn Geyer. Nachmittags waren wir bei Bruder Weber zum Geburtstag. Er hatte noch in seiner Pensionszeit das Morath-Stift verwaltet. War allerdings auch ein guter Posaunenbläser.

Auch musste ich mal Ersatzteile für den VW-Bus haben, darum zum Ersatzteillager nach Ochsenzoll. Dort wurde von dem Personal der alte Bus Baujahr 1951 bestaut. In der Halle fanden wir dann noch eine Hinterachse und Bremsteile. Natürlich habe ich diese gleich mitgenommen, denn später war es schwerer, Teile für den Bus zu bekommen.

In Wiegersen legte Kuddel in der Kate die Leitung, und wir verlegen das Erdkabel von der Kate bis zum Schweinestall von Klindworth.

Mit der Stadtranderholung gab es auch manche Probleme. Es galt den Leuten klar zu machen, zu welcher Gemeinde sie gehören und nicht immer bei der einen oder anderen die Rosinen aus dem Kuchen zu picken.

Immerhin machte sich auch Frau Büchsel vom Diakonischen Werk auf und besucht uns in Bötersheim.

Nach der Stadtranderholung hatte ich Glück, in Horn mussten ein paar Kohlenöfen abgeholt werden. Einer aus dem Horner Weg und aus der 2. Etage. Nicht ganz einfach, aber mit etlichen Helfern klappte es. Am Sonnabend ging es ab zur Kate und sie wurden dort aufgestellt und angeschlossen. Später noch haben wir einige Zimmer mit Raufaser tapeziert.

Auch mit Nuggi musste ein langes Gespräch geführt werden, denn seine Pfadfinderarbeit artete zur Jungschararbeit aus, was sich dann auch später herausstellte. Er machte dann die leichte Arbeit der Betreuung, wofür man kaum Vorbereitungen treffen musste. Schade!

Dann gelang es, 6 Leute für die Kate mobil zu machen. Unter gewissen Schwierigkeiten mauerten wir den Schornstein höher, konnten nur mit einer langen Leiter von Prigge auf das Dach. In der Zwischenzeit hatten die anderen die Zimmer fertig gemacht.

Am Sonntag feierten wir dann in Horn das Erntedankfest mit anschließendem Altenessen. Später wurde ein Film gezeigt : „Des anderen Last“.
Es stand die Herbstfahrt an. Diesmal hatten die Jungen es gut, denn in einem Anhänger fuhr uns Tille das Gepäck von einem Stützpunkt zum anderen. Es ging über Hösseringen nach Hermannsburg. Bei Bauer Hellweg gab es 3 Dosen Landleberwurst zum Abendbrot. Unser Mittagessen hatten wir bei Lutterloh gekocht. Hier war der Bauer Thies sehr freundlich. Unsere Fahrt endete in Soltau erst in einem Cafe, wo tüchtig Kuchen gegessen wurde. Tille hatte das Gepäck ins Gemeindehaus gefahren.

Ein paar Tage im Hotel in Grömitz zur Ausspannung, immer wieder im Wellenbad gebadet. Wir hatten gutes Wetter und konnten auch viel spazieren gehen. Lisa war natürlich als Wasserratte voll befriedigt.

Als wir wieder in Hamburg waren, mussten wir eine Ausfahrt für die Alten klar machen. Diesmal sollte es in die Göhrde gehen und wir fanden dafür die Gaststätten und Kirche: Im Schützenhof bei Scharnebek wurde gegessen und dann das Schiffshebewerk, das in Bau war, besichtigt. In Göhrde in einem Restaurant Kaffee getrunken, im Wildgehege die Wildschweine bestaunt, und in Himbergen hielt uns der Pastor die Abendandacht. So ging bei schönem Wetter die Fahrt gut zu Ende.

Wir hatten mit den Alten das Pumpspeicherwerk in Geesthacht besichtigt, und dann ging es weiter nach Bötersheim. Dort fand mal wieder eine Konfirmandenfreizeit statt, auf der Lisa die Kochmutter spielte und Dubbels und ich jeden Morgen eine Bibelbesprechung hielten, bis es anschließend ins Gelände ging.

Über Fazels Schwager, der im Freihafen arbeitete, kamen wir zu einer Ladung Balken, die aber erst durch den Zoll mussten. Für 1 DM durften wir dann den Zoll passieren und gleich ging die Fuhre ab nach Wiegersen. Hier konnten wir die Balken gut für Fußboden und Dachboden gebrauchen. Aus den Balken mussten erst mal alle Nägel entfernt werden, denn dies Holz diente vorher für Verschläge von Transportgütern.

Bei unserem Bauern Stöver in Kakensdorf luden wir mal wieder Kartoffeln auf, die unter den Mitarbeitern der Gemeinde verteilt wurden. Erst um 22 Uhr war ich endlich im Hause.

Bei all der Arbeit in der Gemeinde durfte Lisa‘s fünfzigster Geburtstag natürlich nicht untergehen. Es war viel Besuch im Haus.

Dann musste mal wieder eine Fahrt nach Billetal gemacht werden, denn Frau Rehder wollte man nicht mehr im Krankenhaus behalten und alle anderen Heime waren besetzt. Im Haus Billetal konnte ich zu jeder Zeit und Stunde unsere Leutchen unterbringen. Dafür war ich dem Besitzer, Axel Schulz, sehr dankbar. Die Freundschaft besteht bis auf den heutigen Tag.

Der Sonnabend war meistens unser Arbeitstag für Wiegersen. Diesmal ging es mit etlichen Pfadfindern ganz früh ab, um in der Kate tüchtig zu schaffen. Die Lichtleitung wurde angeschlossen und Erdarbeiten mussten gemacht werden. Natürlich sollte auch zur Mittagszeit Essen auf dem Tisch stehen, das ich in der Küche zubereitete. Später, als nur noch Matten, Schille, Andrusch und ich jeden Sonnabend zum Arbeiten raus fuhren, ging es meistens zum Essen in den Gasthof in Sauensiek, was etwas teurer war, uns aber viel Zeit sparte und die Jungen hatten ihren Spaß.

Am 19.11.1969 an einem Bußtag, war die 2. Mondlandung.

Unser Architekt vom Gemeindehaus bot uns an, in Wohltorf ein ausgebautes Verandafenster abzuholen. Es passte genau in die Eingangstür in Wiegersen. So langsam bekam die Kate Form. Am 29.11.1969 kam zum ersten Mal elektrisches Licht in die Kate.

Der Advent nahte und diesmal feierten wir schon mit 47 Mann in der Kate. Hatte vorher schon die Kate geheizt, damit es wenigstens ein wenig warm war. Schon vorher hatten wir aus Bergedorf eine Fuhre Fußbodenbretter bekommen, die wir mit den Wölflingen sortierten. Auf den Boden der Tenne kamen nun Isoliermatten, darüber die Balken und dann die Fußbodenbretter. Einige Bretter hatten wir noch aus der Baracke von damals, alles wurde verarbeitet. Auch der Boden war jetzt ausgebaut und bekam einen Fußbodenbelag. Fenster waren eingebaut, dazu musste das Strohdach durchstoßen werden. Heinz Graf arbeitete bei der Firma Donar-Türen und besorgte uns eine ganze Fuhre Türblätter für 5 DM das Stück und Hartfaserplatten. Die Türblätter schraubten wir an das Dachgerüst und bekamen so eine tolle Isolierwand. Alle Decken und Wände wurden mit farblosem Lack bestrichen, was lange hielt. Auf dem Boden hatten wir zwei Schlafräume geschaffen, einen für Jungen, einen für Mädchen. Vom Freizeitheim Lichtensee bekamen wir viele Decken und Matratzen. So war dann alles zum Empfang bereit. Erst mal musste man zum Boden über eine Leiter, später haben wir eine richtige Treppe eingebaut (Eigenbau mit einem Geländer aus Bötersheim). Die Küche war auch soweit fertig, so dass Lisa die Meute zum Advent versorgen konnte. Dies war die erste Adventsfahrt nach Wiegersen. Wir hatten viel Spaß und es war ein gutes Gelingen, nur ein Pech, der VW-Bus wollte nicht anspringen, aber wir hatten ja die Werkstatt von Dietrich nebenan und dort wurde der Schaden behoben.

In diesem Dezember hatten wir starken Frost, und da waren im Schetelighaus etliche Rohre geplatzt, die gelötet werden mussten. Diese Reparaturen blieben nicht aus, weil das Haus bei Nichtbenutzung ja nicht geheizt wurde. Von Bötersheim ging es dann nochmals nach Wiegersen, um der Familie Klindtwordt etliche Weinachtsgeschenke zu bringen, auch für den Dachdecker fiel etwas ab. Herr Klindtwordt erlaubte uns, in seinem Wald einen Weihnachtsbaum zu schlagen.

Am 31.12.1969 musste Frau Haßkerl vom Krankenhaus nach Billetal verlegt werden. Mit großem Dank gegenüber unserem Herrn durften wir dies Jahr beenden.

- weiterer umfangreicher Text folgt unter Wietholz_ab1970


Leserreaktion des Karsten F. Kröncke aus Freiburg - Sonntag, 25.01.2004

Lieber Herr Ruszkowski,

dankend habe ich das Buch ‚Wietholz‘ erhalten.

Zu Hugo Wietholz möchte ich Ihnen noch etwas Persönliches mitteilen. Für uns war er nicht der Diakon, seine Andachten nahmen wir quasi in Kauf für das, was wir durch ihn an Abenteuern zu erleben hofften.

Das Beispiel ‚Piratenschatz‘ (Buchseite 133) beschreibt stellvertretend für viele andere Unternehmungen: kreativ, einfallsreich, absolut glaubwürdig, großartig inszeniert und dann sogar ein Ausgang, mit dem keiner gerechnet hatte - und doch tröstlich für alle. Tagelang hielt uns der Piratenschatz in Atem, für alle Beteiligten bis heute, 45 Jahre danach (!) unvergesslich.
Karl Görlich und Udo Wietholz, ein Supergespann! Adda, wie wir Görlich zärtlich nannten, war sensibel, feinfühlig, zart und ein vorzüglicher Vorleser. Wie hangen jeden Abend an seinen Lippen, wenn er uns die in Fortsetzungen aufgeteilte „Gute-Nacht-Geschichte" vortrug.

Und dann Hugo, wie wir ihn respektvoll und zugleich respektlos nannten: risikofreudig, auch etwas grob, abenteuerlich, waghalsig, rustikal, zünftig, Wind und Wetter trotzend, nicht zimperlich mit sich und gegen andere - und dann so religiös, kirchentreu (worüber wir uns so manches Mal respektlos amüsierten, ihm zum Kummer). Er war trotz seines Alters (immerhin Ende 40) jugendlich und beweglich, als „Vorgesetzter" souverän und überlegen, beweglich und geschäftig, redselig und anständig, redlich, kämpferisch und friedlich, auf Harmonie bedacht, freundlich und anmutig, konnte sich über das Geringste freuen wie ein Kind, war begeisterungsfähig, womit er uns ansteckte, was uns gefiel, rücksichtsvoll und auch grob (manchmal auch gehässig, andere mit groben Worten abwertend), handelte eigenmächtig und selbständig, selbstverantwortlich, war fortschrittlich, auf immateriellen Erfolg bedacht und zugleich konservativ, bodenständig, strebte immer eine glückliche Entwicklung an, war gleichmütig gegenüber Widrigkeiten des Wetters usw., war bescheiden und optimistisch, zuversichtlich, lebhaft und wollte aufklären (nicht bekehren), war psychologisch und kannte intuitiv die Grundstrukturen von Film und Werbung - und dann seine vielen Wiederholungen, (ohne müde zu werden), strebte eine ausdehnende Entwicklung an, war bereit zu experimentieren, etwas auszuprobieren und dann, auf der untersten Ebene des sozialen Einsatzes, erhaben und überlegen, stets Kopf hoch und Blick geradeaus.

Sein Verhältnis zu seinen „Oberen" war immer gespannt. Zu Niemann war es besser als zu Dubbels. Sogar wir als Wölflinge und später als Pfadfinder erst recht, spürten und bekamen viel mit von dem, was ihm von oben in den Weg geworfen wurde. Natürlich kannte ich die Pastoren Niemann und Dubbels. Niemann taufte mich und meine drei Geschwister, Dubbels konfirmierte uns und traute meinen Bruder (meine anderen Geschwister und ich heirateten auswärts).

Hugo Wietholz, ein Original wie die Filmfigur Don Camillo: pragmatisch und listig, naiv und mutig, fleißig und einfallsreich, ideenreich und sozial, konnte sich bescheiden und einschränken, poltern und in sich versunken im Gebet seine Kraft holen. Und dann seine Ehefrau Lisa: Schon wir als Jugendliche bewunderten sie! Das „Bißchen", was wir mitbekamen, reichte zur hohen Wertschätzung.
Seine beiden Töchter Christa und Renate standen uns altersmäßig etwas näher, weshalb ich sie auch gut in Erinnerung habe.

Einleitend zitieren Sie Wietholz auf Seite 1 „...aber was ist nun von bleibendem Wert?" Diese Zeile steht „zufällig" unter seinem Bild, das ihn als lustigen älteren Herrn zeigt. Für mich kann ich sagen: Von bleibendem Wert ist mir sein nicht enden wollender Einsatz für die Jugend (als Gesamtheit, als Altersgruppe), der er eine Perspektive zwischen etwa ihrem 10.-20. Lebensjahr gab. Es gelang ihm! Hierin war er für mich Vorbild. Zwar wollte ich ihm nicht folgen, nicht das machen, wie und was er gemacht hat, wohl aber entschied ich mich mit anderen Pfadfinderkameraden „hinter den Kulissen" arbeiten zu wollen. So betreuen wir hier in Freiburg und im Schwarzwald je ein Haus, das wir den Pfadfindern in Eigenverantwortung überlassen. Auf gleiche Weise unterstütze ich ebenso die Freie Schulbewegung, insbesondere die Waldorfschulbewegung. Weil Erziehung und Bildung Elternaufgaben sind. Jene Eltern wollen das nicht dem Staat überlassen. Sie nehmen Bürgerpflicht und Eigenverantwortlichkeit ernst. Unser Grundgesetz schützt sie.
Mir ist die Selbstorganisation von „unten" wichtig. Genau das ist das, was Pfadfinder früh lernen und sich darin üben. Im Hintergrund „wachen" betreuend die Großen, ohne reinzufunken. Darin steckt eine Idee, von Wietholz vorgelebt, eine Idee „ ...von bleibendem Wert". Vielleicht wird er es nicht ganz so verstanden wissen wollen - aber so ist das nun mal. Wir säen, aber die Weizenkörner fallen auch auf fruchtbaren Boden, wo wir vielleicht keinen erwarten...

Ihrem Vorwort entnehme ich, daß Sie seelsorgerisch für Seeleute tätig waren, Hut ab! Welche Leistung! Ich kenne einige Schicksale und habe mich immer gefreut, wenn ich draußen in der Welt von dem einen oder anderen hörte, dass sie im Seemannsheim eine Weile Wärme und Geborgenheit fanden. So manches Lob, das Ihnen und Ihren weiblichen und männlichen Mitstreiter galt, durfte ich mir anhören. Keine Ihrer Leistungen war umsonst. Sie wirkten segensreich. Ich hoffe und wünsche, dass dieser seelsorgerische Bereich auch weiterhin seine Kraft von „unten" erfährt, weil von „oben" solche nicht angeordnet, „gemacht" werden kann.

Meine schöne Jugendzeit und auch bisherigen sozialen Aufgaben sind untrennbar mit Wietholz verbunden. Ich weiß, was er damals geleistet hatte, weiß seinen Einsatz zu schätzen. Durch ihn (und seine Mitarbeiter) waren erst alle meine guten Erfahrungen möglich geworden, er schuf die Voraussetzungen dazu, wofür ich ihm dankbar bin - und so wollte ich von seiner Idee etwas zurückgeben und auch kommenden Generationen besondere Möglichkeiten bieten, wie sie mir einst geboten worden waren. Es funktioniert gut, aktiv im Hintergrund still und unauffällig zu wirken, damit Jugend in Eigenverantwortlichkeit sich selbstbewußt entfalten kann. Mein stiller Dank ist sicherlich im geistigen Sinn längst bei Wietholz angekommen, so dass er die Antwort auf seine Frage „... was ist von bleibendem Wert?..." von mir kennt.

P.S. Ich bin 1943 im Elim-Krankenhaus, Hohe Weide geboren, wohnte drei Jahre in der Bismarckstraße (Ecke Roonstraße, die parallel zur Wrangelstraße, in der Wietholz geboren wurde, verläuft!), drei Jahre in Hamm, 12 Jahre in Horn, davon zwei gegenüber dem „Rauhen Haus"; wohne seit über 30 Jahren in Freiburg.

 


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